Der oberösterreichische SP-Landeschef Michael Lindner will, dass die TU Linz so aufgesetzt wird, dass sie eine "Uni mit internationaler Strahlkraft" wird. Darum solle man dem Projekt ein bis zwei Jahre mehr Zeit geben.

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Linz – Eines stellt Michael Lindner vorab klar: "Wir wollen die TU in Linz. Die SPÖ Oberösterreich war immer pro TU Linz – aber so, wie es jetzt läuft, kann man ein Projekt dieser Größenordnung nicht angehen. Hier vergeigt man gerade eine Jahrhundertchance", kritisiert der geschäftsführende rote Landesparteichef.

Lindner, der beim Landesparteitag am 1. Oktober offiziell gewählt wird und derzeit SPÖ-Klubchef im Landtag ist, sieht das unipolitische Prestigevorhaben, das den Betrieb als Institute of Digital Sciences Austria im Herbst 2023 aufnehmen soll, in äußerst prekären Verhältnissen. Im STANDARD-Gespräch erklärt er, warum: "Ein Jahr vor dem geplanten Start gibt es noch keine Studienpläne, kein Professorenkollegium, kein Gebäude, und das dafür gepachtete Grundstück ist noch nicht einmal umgewidmet." Unter diesen Bedingungen könne der ambitionierte Zeitplan nicht eingehalten werden – oder man scheitere am Ziel, "ein großes Projekt mit internationaler Strahlkraft zu schaffen, und das braucht Wumms und einen starken Start", sagt Lindner.

Er stößt sich auch an der politischen Vorgehensweise: "Früher wurde bei solchen Großprojekten immer überparteilich vorgegangen, Landeshauptmann Thomas Stelzer aber will es zu einem ÖVP-Projekt machen."

Lindner kritisiert "Intransparenz"

Tatsächlich wurde Stelzer im Sommer 2020 vom damaligen Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eine Technische Uni für Digitalisierung zugesagt. Jüngster Konfliktfall: Eine für Oktober angekündigte Planungsenquete im Landtag ist auf Februar verschoben worden – "obwohl es so viel zu besprechen gäbe", wirft Lindner der ÖVP "Intransparenz" vor: "Man wollte sich offenbar keine Blöße geben, dass man inhaltlich noch immer keine richtige Basis hat." Aber der Landtag solle am 10. November über die 117 Millionen Euro schwere "Mehrjahresverpflichtung" des Landes an der neuen Uni abstimmen.

Diese Vorgangsweise gefährde das ganze Projekt TU Linz, warnt Lindner und fordert mehr Zeit und politische Ehrlichkeit: "Man sollte so ehrlich sein und sagen, um eine Uni mit internationalem Anspruch vorzubereiten, sollten wir sie um ein oder zwei Jahre verschieben und die Zeit nutzen, um ein wirklich hochkarätiges Projekt zu realisieren, sonst setzt man es in den Sand, und das wäre auch schlecht für den Arbeitsmarkt und den Standort Oberösterreich. Denn – und da verstehe ich die Industrie – wir brauchen diese Uni als Impuls." (Lisa Nimmervoll, 23.9.2022)