Die Symptome von Post-Covid reichen von Atembeschwerden, Depressionen über chronische Müdigkeit bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden. Eine standardisiertes Therapiepaket ist laut dem PVA-Chefarzt daher nicht sinnvoll.

Foto: APA / HANS PUNZ

Wien/Grimmenstein/Weyer – Im Rahmen des "Long Covid"-Fachsymposium des Gesundheitsministeriums hat die Pensionsversicherungsanstalt (PVA) bekanntgegeben, dass bisher mehr als 6.000 Post-Covid-Patientinnen und -Patienten in deren Einrichtungen rehabilitiert worden sind. Insgesamt 6.209 waren es demnach seit Mai 2020 bis inklusive August 2022 – der Männeranteil war dabei mit 3.445 höher als jener von Frauen, der bei 2.764 lag. In den zusätzlichen mehr als 80 Einrichtungen der Vertragspartner könne von einer weitaus höheren Anzahl an Behandelten ausgegangen werden.

Post-Covid umfasst alle Symptome, die zwölf Wochen oder länger nach einer Corona-Infektion auftreten. Im Gegensatz dazu spricht man bei allen Symptomen, die in einem kürzeren Zeitraum von bis zu vier Wochen nach einer Infektion auftreten, von Long Covid. In zwei PVA-Einrichtungen werden weit mehr als 50 Prozent der Post-Covid-Behandlungen durchgeführt: in den Rehazentren in Hochegg in Niederösterreich und in Weyer in Oberösterreich. Beide sind spezialisiert auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen sowie Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparats. Damit decken sie ein breites Feld der häufigsten Folgeerkrankungen ab, hieß es am Donnerstag in einer Aussendung.

Individuelles Programm

"Ob von Atembeschwerden, Depressionen über chronische Müdigkeit bis hin zu Magen-Darm-Beschwerden – je nach Erhebung der unterschiedlichen Einschränkungen in den Teilhabebereichen des beruflichen und sozialen Lebens wird eine Rehabilitation in den Indikationen Pulmologie, Orthopädie, Neurologie, Psychiatrie oder Kardiologie bewilligt", erläutert der PVA-Chefarzt Martin Skoumal beim Fachsymposium.

Gemäß dem biopsychosozialen Modell der "Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit" (ICF) wird nach einer Basis- und Leistungsdiagnostik ein individuelles, interdisziplinäres teilhabeorientiertes Programm zusammengestellt, um bei Erwerbsfähigen die Arbeitsfähigkeit zu erhalten oder wiederherzustellen. Das personalisierte Programm kann je nach Teilhabeeinschränkung aus Physiotherapie, Ausdauer-, Kraft- sowie Atemmuskelkrafttraining bestehen.

Rückkehr der Erwerbsfähigkeit

Außerdem stehen eine diätologische Beratung und psychologische sowie ergotherapeutische Betreuung auf dem Therapieplan. Ein neurokognitives Training wird gegen Merkfähigkeits- und Konzentrationsstörungen angewandt, immer mit dem Ziel, möglichst rasch wieder ins Erwerbsleben zurückkehren zu können. "Ein Standardtherapiepaket, also ein allgemeines einheitliches Therapiepaket, für alle Betroffenen gibt es daher nicht und ist auch keine Lösung", sagt Skoumal.

Die Pensionsversicherungsanstalt ist zuständig für die Rehabilitation von unselbstständig Erwerbstätigen und bei befristeter Berufsunfähigkeits- bzw. Invaliditätspensionen. Medizinische, soziale und berufliche Rehabilitation erfolgt meist nach einem akutmedizinischen Ereignis (Operationen, Unfälle oder auch – chronische – Erkrankungen etc.). Sie wird auf Antrag den Versicherten bewilligt, wenn ohne Rehabilitationsmaßnahmen die Gefahr der andauernden Berufsunfähigkeit oder Invalidität droht. (APA, 22.9.2022)