Mbappé zeigte seine Klasse.

Foto: APA/AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Rangnick wünschte sich "etwas mehr Körperlichkeit" in der Verteidigung.

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Der 103. Einsatz für Österreichs Fußballnationalteam ließ Marko Arnautović am Donnerstag mit dem bisherigen Topmann Andreas Herzog gleichziehen, für den 33-Jährigen war es freilich ein Abend zum Vergessen. "Man muss klipp und klar sagen, sie haben verdient gewonnen", sagte der Bologna-Legionär nach dem 0:2 in Frankreich. Am Sonntag wird er Herzog überholen, ein Sieg und dänische Schützenhilfe ist zum Klassenerhalt nötig.

Wie die gesamte Offensive hatte Arnautović in Paris nur wenig zu bestellen, zu übermächtig präsentierte sich Frankreich um Superstar und Torschütze Kylian Mbappe. Arnautovićs lapidare Erkenntnis: "Sie sind Weltmeister."

Österreich war vor allem mit Defensivaufgaben beschäftigt oder scheiterte im Spielaufbau. Arnautović sah nur relativ wenige Bälle – und wenn, dann blieb er glücklos. "Jetzt probieren wir einmal, die Niederlage zu verkraften", sagte er im Hinblick auf das Heimspiel gegen Kroatien am Sonntag (20.45 Uhr/live ORF 1) im Wiener Ernst-Happel-Stadion. "Gegen Kroatien spielen wir zu Hause und wollen das Spiel für uns entscheiden. Es wird wieder ein sehr hartes Spiel werden, sie sind Vizeweltmeister, haben auch einige Superstars."

Das recht einseitige Spiel vor 70.188 Zuschauern im Stade de France versuchte er in die richtige Perspektive zu rücken. "Wir brauchen die Köpfe nicht hängen zu lassen. Wir haben gegen eine der stärksten Mannschaften der Welt gespielt. Wir wissen, in welcher Gruppe wir sind", stellte Arnautović klar. "Wir sind auf einem guten Weg. Wir probieren auch, irgendwann auf so ein Level (wie Frankreich, Anm.) zu kommen. Wir sind in der Aufbauphase, wir machen es gut. Die Jungs und der Trainerstab."

Schlechter letzter Pass

Gegen die Kroaten, die am Donnerstag in Zagreb Dänemark 2:1 schlugen, ist nicht nur ein Sieg gefordert, sondern auch ein Punktgewinn der Dänen gegen Frankreich nötig. Nur dann kann der Verbleib in der Eliteliga der Nations League gelingen. Nach der dritten Niederlage im fünften Spiel der Ära von Ralf Rangnick ist dafür eine Leistungssteigerung nötig. "Wir müssen uns auch gegen Weltklassegegner mehr Chancen herausspielen. Die letzten Pässe waren nicht gut genug", erklärte etwa Christopher Trimmel.

Der Burgenländer, als Außenverteidiger auf der Mbappé-Seite unterwegs, musste den PSG-Akteur auch im Verbund mit seinen Kollegen mehrmals ziehen lassen. So sehr man auch über die Qualitäten von Mbappé Bescheid wusste, einhegen konnte man den Superstar nicht völlig. "Dass du nicht alles wegverteidigen kannst gegen Weltklassespieler, ist auch normal", betonte Trimmel. "Bis auf zwei, drei Situationen haben wir es nicht schlecht gemacht."

Nicht der beste Tag

Insgesamt habe man "nicht den besten Tag gehabt", gab Mittelfeldmann Xaver Schlager zu. Er bedauerte, das kleine Zeitfenster zu Beginn der zweiten Hälfte nicht besser genutzt zu haben. "Da war der Zugriff besser und der Zeitpunkt des Gegentreffers sehr unglücklich", sagte Schlager. Seine etwas unerwartete Chance nach Flanke von Marcel Sabitzer hätte da sogar zum Paukenschlag werden können: "Ich sollte ihn nicht annehmen, sondern vielleicht gleich mit dem Kopf aufs Tor bringen."

Ein Patzer von Sabitzer brachte die Franzosen in Ballbesitz, Mbappé traf nach einer Soloaktion. "Zu diesem Zeitpunkt lag das Tor nicht in der Luft, wir hatten da durchaus Kontrolle", sagte Teamchef Rangnick. "Der Zeitpunkt des Gegentores und die Art und Weise, wie wir es ein Stück weit mit vorbereitet haben, war schon sehr ärgerlich."

So bitter auch die Entstehung des Treffers war – am Klasseunterschied zwischen Frankreich und Österreich gab es an diesem Abend nichts zu rütteln, wie auch der 64-Jährige zugeben musste. Die Niederlage sei "auf die Qualität des Gegners und die Art und Weise, wie wir selbst gespielt haben", zurückzuführen. Man hätte auch "mit etwas mehr Körperlichkeit" verteidigen und attackieren können, bemängelte Rangnick. "Es war nicht einfach für uns, frühen Zugriff zu bekommen. Das ist eine Frage der einzelnen Qualität."

Brutal eingeschnürt

"Frankreich war einfach zu gut", sagte Innenverteidiger Maximilian Wöber. "Wir hätten von Anfang an bissiger, griffiger und in den wenigen Umschaltmomenten eiskalt sein müssen", erkannte der Salzburg-Spieler. "Es ist brutal, wenn du eingeschnürt wirst wie beim Handball."

Das alles soll am Sonntag vergessen sein. Ähnlich wie im ersten Gruppenspiel, als man die Kroaten auswärts überraschend klar 3:0 bezwang. Mittelfeldspieler Nicolas Seiwald gab sich optimistisch: "Wir müssen am Sonntag gewinnen. Daheim sind wir stark, da können wir auch Kroatien schlagen."

Alaba und Weimann fraglich

Der Teamchef will nun seine Schützlinge rechtzeitig für das Duell mit den Kroaten wieder in Schuss bringen, wird dabei aber nicht als Seelentröster fungieren. "Ich glaube nicht, dass man die Mannschaft aufrichten muss, die sehen das schon auch sehr realistisch, so wie wir das auch sehen", erklärte Rangnick.

Laut seinen Angaben sind Arnautović, David Alaba und Andreas Weimann für Sonntag fraglich, Arnautović gab aber noch am späten Donnerstagabend Entwarnung. Wer auch immer im Kräftemessen mit dem Vizeweltmeister und Nations-League-Tabellenführer eingesetzt wird, müsse "frisch und ausgeruht" sein, betonte Rangnick. (APA, red, 23.9.2022)