Die Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe behauptet von sich, "zu viele" Bücher zu lesen und vor allem zu besitzen. Im Zuge einer "familiären Sache, nennen wir sie Familienauflösung", habe sie jetzt einmal ausgeräumt, erzählt sie lachend, von zwei Buchwänden auf eine reduziert. Die Bücher des zukünftigen Ex-Mannes sind weg, "aber das Leben ist nun einmal Veränderung. Und das mag ich!" Mittlerweile hat sie einen Reader, "und nur noch die außergewöhnlichen Bücher kaufe ich mir dann auch als Hardcover für die Bibliothek, das sind immer noch genug".

Martina Löwe (55), Geschäftsführerin der Österreichischen Krebshilfe.

Die Geschichte der Baltimores hat sie gleich bei Erscheinen im Sommer 2017 gekauft und gelesen, denn: "Ich liebe Familiengeschichten. Ich liebe es, wenn die Handlungsstränge nach vielen Umwegen zusammenfinden. So ist doch auch das Leben!" In der Ostküstensaga des Bestsellerautors Joël Dicker gibt es also die durchschnittlichen Goldmans aus Montclair mit Sohn Marcus, der Schriftsteller wird, und die Goldmans aus Baltimore mit ihren Söhnen Hillel und Woody, bei denen alles klappt. "Der Schriftsteller ist meine Lieblingsfigur, er erzählt die Geschichte und ist reflektiert, kokettiert aber auch mit der Wahrheit. Das Buch handelt von Liebe, Eifersucht und Entscheidungen, die man aus Angst vor den Konsequenzen nie trifft. Das ist eine Art Lehre, die ich aus dem Buch gezogen habe: Je älter ich werde, desto mehr denke ich nämlich, man sollte mehr auf seinen Bauch hören und nicht immer nur auf den Verstand. Man sollte sich etwas trauen und nicht auf dem Sterbebett jammern: Hätte ich doch!"

Löwe, die das Lesen im Sommer liebt, ist von dem "sehr gut geschriebenen Pageturner" jedenfalls so begeistert, dass sie sich noch einmal darin vertiefen möchte, "am liebsten auf meiner Terrasse oder am Meer unter einem Baum am Wasser. Da schalte ich das Handy auf lautlos, und dann haben auch meine Freundinnen keine Chance, die mich auf einen Prosecco einladen wollen." Dann gibt es nur noch Liebe und Eifersucht, Umwege und Entscheidungen … (Manfred Rebhandl, 24.9.2022)