In iranischen Medien war von 280 Festnahmen allein am Donnerstag die Rede.

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Teheran – Bei der gewaltsamen Niederschlagung der Proteste im Iran nach dem Tod von Mahsa Amini sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bisher mindestens 50 Menschen getötet worden. Zuletzt seien sechs Menschen am Donnerstagabend in Reswanschahr in der nordiranischen Provinz Gilan von Sicherheitskräften erschossen worden, teilte die Organisation Iran Human Rights (IHR) mit Sitz in Oslo am Freitag mit.

Der Iran signalisierte unterdessen Bereitschaft zum harten Durchgreifen gegen regierungskritische Demonstranten. Die iranische Armee werde dem Feind die Stirn bieten, um für Sicherheit im Land zu sorgen, teilte die Armee am Freitag mit. Die Demonstrationen seien Teil der teuflischen Strategie des Feindes, um die Islamische Republik zu schwächen, hieß es weiter.

Auslöser für die seit Tagen anhaltenden Proteste war der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini. Sie war vor einer Woche in einem Krankenhaus in der Hauptstadt Teheran gestorben. Zuvor war sie von der Sittenpolizei wegen eines Verstoßes gegen die strenge islamische Kleiderordnung festgenommen worden.

Journalisten verhaftet

Am Donnerstag wurde die Journalistin Nilufar Hamedi der Reformzeitung "Shargh" verhaftet, weil sie eine der Ersten war die den Tod von Mahsa Amini publik gemacht hat. Wie die Zeitung berichtete, wurden neben Hamedi auch zwei weitere Reporter, eine Fotografin und ein politischer Aktivist im Zusammenhang mit den Protesten verhaftet. Sie sollen sich im berüchtigten Ewin-Gefängnis in der Hauptstadt Teheran befinden.

Gleichzeitig kam es am Freitag nach einem Aufruf der Behörden zu regierungstreuen Protesten, bei denen die Demonstranten die Todesstrafe für die Verantwortlichen der Proteste der vergangenen Tage forderten. "Angreifer des Korans müssen hingerichtet werden", rief die Menge bei einem Aufmarsch, über den im staatlichen Fernsehen berichtet wurde. Regimekritische Demonstranten, wurden als "Israels Soldaten" bezeichnet.

Präsident Ebrahim Raisi erklärte am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, er habe Ermittlungen zu Mahsa Aminis Tod eingeleitet. Es herrsche Meinungsfreiheit im Land, die Verbreitung von Chaos könne aber nicht geduldet werden. Die Regierung in Teheran hatte auf die Proteste unter anderem auch mit Internetsperren reagiert.

Die deutsche Regierung forderte am Freitag eine rasche Untersuchung des Falls. "Die Bundesregierung ist gleichermaßen bestürzt darüber, dass bei den landesweiten Protesten wegen des Todes von Frau Amini offenbar zahlreiche weitere Menschen ums Leben gekommen sind", sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit. "Wichtig ist nun eine rasche und umgehende Untersuchung des Todes von Mahsa Amini." (APA, 23.9.2022)