Innenminister Patricio Carrillo wurde aus einem Amt entlassen.

Foto: EPA/Jose Jacome

Quito – Nach dem Tod einer Frau in einer Polizeischule in Ecuador hat Präsident Guillermo Lasso seinen Innenminister entlassen. Er habe "nach den Ereignissen der vergangenen Tage" entschieden, Innenminister Patricio Carrillo trotz seiner jahrelangen Verdienste zu entlassen, sagte Lasso am Freitag (Ortszeit). Er entließ zudem zwei hochrangige Polizeibeamte und forderte den Rücktritt weiterer Beamten.

Die Anwältin María Belén Bernal war zehn Tage lang vermisst worden, nachdem sie ihren Ehemann, einen Polizeileutnant, in einer Polizeischule in der Hauptstadt Quito besucht hatte. Am vergangenen Mittwoch wurde die 34-Jährige auf einem fünf Kilometer entfernten Hügel tot aufgefunden. Der Ehemann der Getöteten, der als Hauptverdächtiger gilt, ist auf der Flucht.

Seit 2014 mindestens 573 Femizide

Präsident Lasso setzte der Polizei eine Frist von einer Woche, um den Verdächtigen zu fassen. Er bezeichnete den Mord an Bernal zudem als "Femizid". So werden Morde an Frauen wegen ihres Geschlechts bezeichnet. Die Entlassungen seien ein erster Schritt auf dem langen Weg, um die Polizei zu reformieren und "das Land zu heilen", sagte Lasso weiter.

In dem südamerikanischen Land kommt es häufig zu Frauenmorden. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wurden seit 2014, als Femizide als Straftatbestand in das ecuadorianische Strafgesetzbuch aufgenommen wurden, mindestens 573 Frauenmorde begangen. Die Menschenrechtsorganisation ALDEA geht nach eigenen Angaben davon aus, dass es alleine seit Jahresbeginn 206 Frauenmorde in Ecuador gegeben hat. (APA, 24.9.2022)