Es war eine durchaus skurrile Situation in Sellrain. Für gewöhnlich ist es meist so: Genießt eine Kandidatin oder ein Kandidat ein hohes Ansehen in der Bevölkerung, dann kann man durchaus mit einem guten Wahlerfolg rechnen. In der Heimatgemeinde ihres Spitzenkandidaten bangte die SPÖ jedoch. Denn Georg Dornauer ist in Sellrain nicht nur daheim, sondern als Bürgermeister auch beliebt – so sehr, dass sich das rote Wahlkampfteam tatsächlich besorgt gab, ob die etwas mehr als 1000 wahlberechtigten Sellrainer ihren Gemeindechef an den Tiroler Landtag abgeben wollen oder das Ergebnis in Dornauers Heimat – einer roten Hochburg bei der Tirol-Wahl 2018 – unangenehm werden könnte.

Georg Dornauer ist der Star im Sellraintal.
Foto: APA

Doch die Roten konnten aufatmen: Die SPÖ erreichte mit 58,5 Prozent in Sellrain ihr bestes Ergebnis – das sind um 16,9 Prozentpunkte mehr, als sie im Jahr 2018 einfuhr, jedoch rund zehn Prozentpunkte weniger als bei der Gemeinderatswahl im Februar. Überzeugt hat Dornauer aber offenbar das ganze Sellraintal. Ein noch größeres Plus erhielten die Roten in St. Sigmund in Sellrain (plus 24,9 Prozentpunkte) und in Gries im Sellrain (plus 22,7 Prozentpunkte).

Steuerung: Sie können sich an Ihren Heimatort oder andere interessante Gemeinden heranarbeiten, indem Sie wie gewohnt die Zoom- und Verschiebefunktion nutzen oder die Anfangsbuchstaben der Gemeinde in das Suchfeld über der Karte eingeben. Auf dem Desktop wird das Gemeindeergebnis eingeblendet, sobald Sie die Maus über eine Gemeinde bewegen, ein Klick auf eine Gemeinde fixiert das Ergebnis, sodass Sie es mit denen anderer Gemeinden vergleichen können. In der Mobilversion funktioniert die Fixierung, wenn Sie auf eine Gemeinde tippen.

In Schwaz, jener Gemeinde, in der die SPÖ-Kandidatin im Frühjahr überraschend den schwarzen Langzeitbürgermeister ablöste, konnten die Roten ihr Ergebnis von 19,6 auf 23,8 Prozent ausbauen. Einen ihrer größten Verluste – minus 12,9 Prozentpunkte – fuhren sie in Dölsach ein. 4,6 Prozentpunkte verlor die SPÖ in Gramais. Dort erhielt sie keine einzige Stimme. Stattdessen konnte die ÖVP jubeln. Ein sattes Plus von 18,4 Prozentpunkten und das beste Ergebnis erzielten die Schwarzen dort – 95,7 Prozent stimmten für die ÖVP. Die Wählerinnen und Wähler in der Heimatgemeinde des schwarzen Spitzenkandidaten Anton Mattle waren offenbar nicht so überzeugt. 2018 war Galtür – damals noch unter Bürgermeister Mattle – eine von vier Gemeinden, in denen die ÖVP mehr als 80 Prozent erreichte. Am Sonntag musste sie hier Einbußen hinnehmen. Von 81,9 fiel die ÖVP auf 77,6 Prozent – ein Minus von 4,3 Prozentpunkten. Auch aus der Wahl in Hinterhornbach, wo sie 2018 den Rekordwert von 89,5 Prozent erzielt hatte, ging die Volkspartei mit herben Verlusten hervor und rutschte auf 68,3 Prozent ab – ein Minus von 21,1 Prozentpunkten. Ganze 36,0 Prozentpunkte verlor die ÖVP in Gerlosberg (39,8 Prozent).

Anton Mattle verlor daheim Stimmen.
Foto: APA

33,1 Prozentpunkte büßte die ÖVP in Spiss ein (53,9 Prozent) – einer jener Gemeinden, in denen die Neos 2018 keine einzige Stimme erhalten hatten. Am Sonntag konnten sie hingegen über das Ergebnis in Spiss jubeln: 7,7 Prozent. Stark verloren haben die Pinken dagegen in Mils bei Imst. Bei ihrem ersten Landtagseinzug 2018 gab es für die Neos dort ganze 25,2 Prozent. Diesmal stimmten zwar nur noch 14,1 Prozent für die Partei von Spitzenkandidat Dominik Oberhofer – ein Minus von 11,1 Prozentpunkten –, es war trotzdem eines der Top-Ergebnisse in Pink. Auch in den Ex-Hochburgen Bichlbach (5,2 Prozent) und Ehrwald (9,6 Prozent) rutschten die Neos wieder unter zehn Prozent. In Oberhofers Heimat gemeinde Telfes im Stubai legten sie hingegen um 1,8 Prozentpunkte auf 5,8 Prozent zu.

Grüne in Innsbruck Dritte

Aus Telfes im Stubai kommt neben dem Pinken auch die grüne Klubchefin im Bund, Sigrid Maurer. Ihre Partei erreichte dort ein Plus von 0,9 Prozentpunkten und 8,3 Prozent. Die Grünen, traditionell stark in Innsbruck und den Umlandgemeinden der Landeshauptstadt, mussten allerdings auch in den ehemaligen Hochburgen zurückstecken: In Sistrans verloren die Grünen zwar (minus 3,3 Prozentpunkte). Mit 18,3 Prozent war es dennoch das beste grüne Ergebnis vor Innsbruck. In der Heimat von Spitzenkandidat Gebi Mair blieben die Grünen mit 18,0 Prozent auf Platz drei hinter ÖVP (20,6 Prozent) und SPÖ (18,9 Prozent).

Gebi Mair hat seine Hochburg in Sistrans.
Foto: APA

Minus 7,8 Prozentpunkte hagelte es für die FPÖ in Holzgau (17,0 Prozent). Keine einzige Person wählte blau in Gramais. Bei den Freiheitlichen blickte man nach Kramsach, jener Gemeinde, die bei den Bürgermeisterwahlen im Frühjahr Tirols einzigen deklarierten FPÖ-Gemeindechef gewählt hatte. 2018 waren die Freiheitlichen dort auf 19,3 Prozent gekommen, am Sonntag konnten sie mit Spitzenkandidat Markus Abwerzger um mehr als zehn Prozentpunkte zulegen – auf 30,1 Prozent.

Markus Abwerzger lässt sich feiern.
Foto: APA

In Abwerzgers Heimatort Axams unweit von Innsbruck erreichte die FPÖ 16,7 Prozent (2018: 16,0). Mit 36,5 Prozent war Virgen wie schon 2018 die blaue Top-Platzierung.

FPÖ gegen Fritz

34,4 Prozent (plus 22,3 Prozentpunkte) erreichte die FPÖ in Gerlosberg. Bergab ging es in der blauen Hochburg für die Liste Fritz: Mit minus 1,1 Prozentpunkten rutschte man in der schon 2018 schwachen Gemeinde auf 0,8 Prozent. In Unterperfuss stand am Ende ein fettes Minus von 5,3 Prozentpunkten: Nur noch 4,6 Prozent stimmten für die Liste von Spitzenkandidatin Andrea Haselwanter-Schneider. Ein paar Kilometer weiter südlich konnte die Liste Fritz hingegen in Haselwanter-Schneiders Heimatgemeinde Oberperfuss auf 13,5 Prozent zulegen. 12,7 Prozentpunkte gab es für sie in Gnadenwald (17,6 Prozent) dazu.

Anton Mattle hat in seiner Heimatgemeinde Prozente verloren. Markus Abwerzger kann sich freuen, im blauen Kramsach hat er ordentlich dazu gewonnen. Georg Dornauer hat über die Grenzen seines Heimatortes hinweg überzeugt.
Foto: APA

Die impfkritische MFG konnte sich in Mariastein freuen. Aus dem Stand gab es 11,7 Prozent – allerdings: Bei der Gemeinderatswahl im Februar erhielt die MFG dort 27,8 Prozent. In Kematen in Tirol, Heimat der Listenersten Elfriede Hörtnagl-Zofall, gab es 4,8 Prozent. (Oona Kroisleitner, 26.9.2022)