Sie haben die gute Intention, aber den längeren Weg zu ihrem Erfolg: Die Sozialunternehmerinnen und Sozialunternehmer Österreichs sind diejenigen, die sich entgegen dem Mainstream für gute Zwecke, sei es für Menschen mit Behinderung, ältere, pflegebedürftige Menschen oder Armutsgefährdete, einsetzen. Für sie zählt nicht nur, unternehmerisch erfolgreich zu sein und sich finanziell weiterzuentwickeln, sondern auch ihr Einfluss auf die Gesellschaft oder die Umwelt.
Mit dem Get Active Social Business Award (GASBA) von Coca-Cola, DER STANDARD und dem Kompetenzzentrum für Nonprofitorganisationen und Social Entrepreneurship (NPO & SE) der Wirtschaftsuniversität Wien werden jedes Jahr acht bis zehn Gründer oder Projektinitiatorinnen von sozialen Projekten oder Unternehmen für ein Business-Coaching-Programm ausgewählt und kommen dann in ein Finale, in dem eine der Ideen ausgezeichnet wird. Nach einigen Monaten Vorbereitungszeit wählt ein unabhängiges Advisory-Board den Gewinner aus. Auf diesen warten Fördermittel in der Höhe von über 93.000 Euro.
Dieses Jahr waren es zehn Finalistinnen und Finalisten für den GASBA, die erst von einer Fachjury ausgewählt und dann in die Thermenregion Stegersbach eingeladen wurden, um an Coachings und Vorträgen teilzunehmen. Das Ziel: in den nächsten Monaten einen erfolgreichen Businessplan zu erstellen. Drei Tage waren für die unterschiedlichen Gründerinnen und Gründer vollgepackt mit Vorträgen zur Motivation für das eigene Unternehmen, zu Erfolg durch Selbstbewusstsein und mit Rezepten für die Erstellung eines richtigen Ideen-Pitches.
Einer der Vortragenden war der Paralympics-Schwimmer Andreas Onea, der durch seine eigene Sport- und Lebensgeschichte den Teilnehmern zeigte, wie es trotz Niederlagen und erschwerten Voraussetzungen möglich ist, seine Ziele zu erreichen. "Ich versuche seit dem Unfall alles aus einer anderen Perspektive zu betrachten, ohne ihn hätte ich nie erfahren, wie es ist, bei den Olympischen Spielen eine Medaille zu gewinnen", erzählt der Sportler und zeigt dabei Bilder von seinen siegreichsten Momenten in Peking und den Weltmeisterschaften im Para-Schwimmen. Sein Credo, wie er sagt, sei es, sich visuell immer im Klaren darüber zu sein, dass man nicht aufgeben sollte, immer weiterprobieren sollte und an sich glaube sollte.
In den einzelnen Coachings lernten die Teilnehmer des GASBA, wie sie ein nachhaltiges Business führen, Investorinnen finden, und einen sinnvollen Geschäftsplan erstellen. Mit dabei waren unter anderem Gabriele Gottwald-Nathaniel vom sozialen Upcycling-Spezialisten Gabarage, Michael Meyer von der WU und der Geschäftsführer von Coca-Cola Österreich, Fabio Cella.
"Wir merken dass es Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger wird, nachhaltig zu leben, und sie wollen von großen Konzernen wie uns sehen, dass Veränderung angestrebt wird", sagte Cella. "Aus diesem Grund unterstütze ich diese Initiativen."
Ebenfalls als Coach mit vor Ort war die Siegerin des letzten Jahres, Anna Greil. Ihre Erfindung, die App Uptraded, überzeugte das Advisory-Board 2021. Dabei geht es um eine digitale Anwendung zum Tauschen von Kleidern. Ähnlich wie die Dating-App Tinder kann man dabei Kleidung von links nach rechts swipen. Mittlerweile zählt Uptraded bereits 10.000 Downloads.
Folgende Teilnehmer waren als Finalisten in Stegersbach dabei:
Menschen mit besonderen Bedürfnissen in kleinen Settings fördern
Der Verein 0816 will Jugendlichen mit besonderen Bedürfnissen auch nach der Schulpflicht Lernen und Weiterbildung ermöglichen. In kleinen Gruppen oder individuell werden sie mit bestimmten Lerntechniken gefördert und lernen Lesen, Schreiben und Rechnen auf die Weise, wie sie es brauchen. Dabei arbeiten ausgebildete Pädagoginnen auch eng zusammen mit anderen Institutionen wie Schulen.
Wanderende Kinderbücher für jede Familie
Kinder sollen zu genau den Büchern kommen, auf die sie gerade Lust haben. Diese Vision hat das Projekt Swircle, eine Abobox mit bis zu 20 Kinderbüchern. Diese wird von Familie zu Familie weitergegeben, wobei sich jede Bücher herausnehmen und wieder welche hineinlegen kann.
Unternehmenskultur ohne Diskriminierung von Menschen mit Behinderung
Auf der Online-Plattform All – Ability Learning Landscape können Unternehmen ihre Mitarbeiter zum Thema Inklusion von Menschen mit Behinderungen weiterbilden lassen. Die Userinnen und User können interaktive Aufgaben lösen und Fallbeispiele sehen und somit lernen, wie sie in ihrem Betrieb alle Menschen inkludieren und gleichbehandeln können. Das Ziel des Projekts ist es vor allem, Vorurteile abzubauen und auch Führungskräfte auf eine inklusive Arbeitskultur vorzubereiten.
Im Metaverse auf das echte Leben vorbereiten
Oft müssen Kinder und Jugendliche ganz neue Lebenssituationen kennenlernen, etwa zu einer Therapiesitzung gehen oder zu einem Jobgespräch. Lifetry hat dafür eine Technologie mit virtueller Realität erschaffen, mit der die Jungen in die lebensnahe Situation einsteigen können, die sie bald im realen Leben bewältigen müssen. Sie können dabei üben, wie es für sie sein wird und was sie sagen und tun können.
In der Schule kostenlos neue Hobbys finden
Freizeitgestaltung sollte kein Privileg sein, plädiert Rosa Bergmann von der Hobby Lobby. Ihr Konzept ermöglicht es Jugendlichen und Kindern an Mittelschulen, kostenlose Freizeitaktivitäten wahrzunehmen und somit neue Hobbys und Fähigkeiten zu entdecken. Mit dabei sind etwa Angebote wie Street-Art und Kickboxen. Die Jugendlichen sollen sich selbst entfalten und ihre Kompetenzen entdecken können, egal in welcher finanziellen und familiären Situation sie sich befinden.
Jedem Essen und jedem Kleidungsstück eine zweite Chance geben
Um mehr Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung und das Überangebot von Kleidung zu schaffen, hat die Oberösterreichische Tafel ein Projekt gestartet. Kinder zwischen drei und 15 Jahren lernen spielerisch, wie sie bewusst und nachhaltig mit Essen und Kleidung umgehen und sie nicht einfach wegschmeißen.
Eigenes Geld nur noch grün anlegen
Mit der App Moneycare sollen junge Menschen, die ihr Geld passiv vermehren wollen, genaue Vorschläge bekommen, welche Investitionen nachhaltig und sozial sind. Nutzerinnen und Nutzer bekommen in der App auch Infos zum Investieren mit positivem Impact und sollen transparent nachvollziehen können, wo ihr Geld genau angelegt ist. Darin enthalten sind etwa Unternehmen, die Solarparks oder Diversität in Firmen fördern.
Mehr Bewegung in den Alltag von Kindern bringen
Schule soll nicht nur aus Sitzen, Lesen und Schreiben bestehen. Wichtig ist vor allem auch viel Bewegung, findet Marion Kanalz, Co-Gründerin von Movevo. Sie hat eine Initiative ins Leben gerufen, die Lehrerinnen und Lehrern zeigt, wie sie die Kinder in ihren Unterrichtsklassen zu mehr Bewegung bringen können. Zur Idee gehören Schnitzeljagden in den Pausen und andere kleine Spiele. Die Kinder sollen somit einen gesünderen Lebensstil erlernen.
Digitale Anwendungen auch für Senioren leichtgemacht
Mit der Amigobox sollen Seniorinnen und Senioren leichter kommunizieren können und einfacher in der digitalen Welt zurechtkommen. Mit einer App können vereinfacht Sprachanrufe getätigt werden, oder Fotoalben angesehen werden.
Fernsehen und gleichzeitig Sprachen lernen
Das Fernsehen und Nachrichten zu verfolgen soll für alle gleichermaßen möglich sein, will die Plattform uugotit erreichen. Dabei sollen in den TV-Medien Untertitel mit Übersetzungen angezeigt werden, die das Sprachenlernen leichter machen. (red, 26.9.2022)