Zuvor war es Corona, nun sorgt die Energiekrise für Ungewissheit im Sport.

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Der Pokal der Basketball Super Liga, den es zu holen gilt.

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Österreichs Basketball schwankt derzeit zwischen Euphorie und Bangen. Wobei das Bangen kein Basketballspezifikum ist angesichts der Energiekrise und des nahenden Winters. Aber think positive, deshalb die guten Nachrichten zuerst. "Wir sind nicht am Swimmingpool gelegen, es gibt im Sommer keine Zeit mehr zum Ausrasten", sagt Gerald Martens.

Martens ist Präsident des Verbandes (ÖBV), und der war im Sommer umtriebig. 15 Nationalteams für Frauen und Männer werden derzeit betrieben, so viele wie noch nie, es keimen zarte Pflänzchen der Hoffnung, bei der U16-EM erreichte Österreich sowohl bei Mädchen als auch Burschen das Viertelfinale. Die Basketball Super Liga (BSL) hat mit potenten Sponsoren von zehn auf zwölf Vereine aufgestockt, Fürstenfeld kehrt nach drei Jahren in die oberste Spielklasse zurück, Eisenstadt feiert sein Debüt. Salzburg, Tirol, Vorarlberg sowie Kärnten stellen keine Mannschaft in der BSL. Favorit ist Titelverteidiger BC Vienna.

Mit einer verbandseigenen Streaming-Plattform sollen 40 Spiele pro Saison mit den TV-Partnern ORF und Laola übertragen werden. Man will präsenter werden. Und inklusiver. Für Letzteres wurden erstmals die Rollstuhlbasketballer unter das Dach der Liga geholt, mit acht Mannschaften, um zwei mehr als im Vorjahr. "Autodrom mit Ball" nennt es Christoph Edler, Spielmacher der Flinkstones Graz, der bei der BSL-Saisoneröffnungsveranstaltung von einer "fantastischen Chance für den Inklusionssport schlechthin" sprach.

Angst vor kalten Hallen

Abseits des Parketts werden die Sorgenfalten dagegen größer, die Energiekriese führt zur Ungewissheit. Die Basketball-Bundesligisten haben im Schnitt Jahresbudgets von etwa 500.000 Euro, mit Ausreißern nach oben (BC Vienna), aber auch nach unten (Vienna DC Timberwolves oder Graz). Strom-und Gasnachzahlungen könnten die Budgets auffressen.

Martens warnt vor drastischen Maßnahmen, falls es keine staatliche Hilfe gibt. "Sollte Putin im November das Gas abdrehen, könnte es sein, dass wir irgendwann in kalten Hallen spielen. Dann müssen sich die Spieler im Anorak auf die Bank setzen", sagt Martens zum STANDARD. Auch für die Zuschauer könnte es kühler werden, beim Eishockey ist man das ja bereits gewohnt. Eine Überlegung laut Martens wäre, die Beheizung auf Garderoben und Duschen zu beschränken. "Das Licht können wir in der Halle nicht abdrehen."

Neue Belastung für den Nachwuchs

Betroffen von explodierenden Energiekosten ist freilich der Nachwuchs. Der Schulalltag ist lang, die meisten Kinder und Jugendliche können erst in den Abendstunden trainieren. Viele Vereine sehen sich dazu gezwungen, ihre Mitgliedsbeiträge zu erhöhen. Nicht nur Martens warnt davor, den Sport in der Krise im Regen stehen zu lassen. "Sparmaßnahmen dürfen besonders die Aktivitäten des Nachwuchses im Indoorsport nicht beschränken. Die Auswirkungen von Corona waren verheerend auf die Jugend, damit würde die nächste Belastungswelle auf sie zurollen."

Ein großes Thema für alle Fachverbände, also auch für Basketball, bleibt die besondere Bundessportförderung, 80 Millionen Euro, die seit seit elf Jahren nicht valorisiert worden ist. Das Geld ist gleich geblieben, also de facto weniger geworden. Sport-Austria-Präsident Hans Niessl geht davon aus, "dass die Regierung im Herbst liefern wird".

Martens setzt sich zudem mit einer Allianz von mittlerweile 40 Verbänden für eine grundsätzliche Reform des Förderwesens ein. Kleineren Verbänden wie dem ÖVB stehe immer weniger Geld zur Verfügung. Allein das Männer-Nationalteam kostet den Verband 400.000 Euro im Jahr, durch die Teuerungswelle sehen sich viele kleinere Verbände wie der ÖBV schon bald nicht mehr imstande, ihren Aufgaben nachzukommen. Anfang Oktober wird die Bundessport GmbH eine neue Geschäftsführung bestellen. Martens: "Die Leistungen eines Verbandes bemessen sich nicht nur in Medaillen. Wir bringen tausende Kinder in Bewegung, unterstützen Frauensport, Inklusion. Das alles muss eine höhere Wertigkeit bekommen." (Florian Vetter, 28.9.2022)