Während des Polizeibeschusses warfen sich Autofahrer auf den Boden und suchten hinter Absperrungen Schutz.

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Rio de Janeiro – Bei einem Polizeieinsatz in einer Favela der brasilianischen Millionenmetropole Rio de Janeiro sind mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. Dies teilte der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Cláudio Castro, auf Twitter am Montag mit. Sie gehörten demnach zu elf Kriminellen, die auf die Polizei geschossen hatten. 26 Verdächtige wurden festgenommen, sieben Gewehre, acht Pistolen, eine Granate und etwa eine Tonne Marihuana sichergestellt.

Die Polizei hätte verhindert, dass schwer bewaffnete Drogenhändler ein anderes Armenviertel in der Nordzone von Rio überfallen, schrieb Gouverneur Castro.

Blutige Einsätze unter Bolsonaro

Mächtige Banden ringen in den Favelas um Kontrolle bei Drogenhandel und Schutzgeldgeschäften. Die Gewalt schwappte auch auf die nahe Linha Vermelha, eine der wichtigsten Verbindungsstraßen der Stadt über, wie die brasilianische Nachrichtenagentur "Agência Brasil" berichtete. Vom frühen Morgen an hatte es heftige Schusswechsel gegeben. Als die Schüsse fielen, warfen sich Autofahrer auf den Boden und gingen hinter Absperrungen in Deckung, um sich zu schützen. Schulen und Gesundheitsstationen in der Gegend blieben daraufhin geschlossen.

Der im Mai 2021 ins Amt eingeführte Gouverneur Castro ist ein Verbündeter von Jair Bolsonaro. Brasiliens rechter Präsident spricht sich dafür aus, dass Polizisten nicht juristisch belangt werden können, wenn sie im Einsatz Menschen töten. Drei der vier Polizeieinsätze in Rio mit den meisten Toten ereigneten sich in den vergangenen 16 Monaten. Vor mehr als einem Jahr hatten Polizisten beim blutigsten Einsatz in Rios Geschichte in der Favela Jacarezinho mindestens 28 mutmaßliche Mitglieder von Drogenbanden getötet. (APA, red, 26.9.2022)