Im Gastblog schreibt Christian Kreil über die angebliche Energieeffizienz von Wasser, das auf eine besondere Art und Weise behandelt werden soll. 

Das sind mal Ansagen in Zeiten hoher Energiepreise: Die Nutzung eines Grander-Kreislaufbelebers reduziert "nachweislich die Heizkosten". Zumindest lesen wir das in einem Facebook-Posting des Unternehmens aus Jochberg in Tirol. Auch auf einer Webseite von Grander finden wir eine klare Aussage: "Energiekosten dank effizienter Nutzung Ihres Heizkreislaufes senken." In einem Prospekt des Unternehmens ist von Energieeinsparung, Verbesserung des Wirkungsgrads und vielem mehr die Rede, und das "ab der ersten Stunde." 

Eine Technologie auf wissenschaftlich sehr wackeligen Beinen

Bei der Beurteilung dieser "Technologie" scheiden sich freilich die Geister. Aus Gründen der Fairness lassen wir zunächst Grander zu Wort kommen. Das Unternehmen verfügt über ein "Wirkmedium". Dabei soll es sich um ein "spezielles Wasser handeln, das über eine "sehr ursprüngliche Molekularstruktur sowie Stabilität verfügt." Einst hat das Unternehmen die Mär gesponnen, wonach dem Unternehmensgründer Johann Grander die Rezeptur hierfür von Jesus übermittelt worden wäre. Davon ist in den aktuellen Publikationen nichts mehr zu finden.

Grander weist heute nur darauf hin, dass dieses sehr spezielle Wasser aus einer Quelle in der Kupferbergmine bei Jochberg stammt. Warum Jesus just eine stillgelegte Kupfermine ausgewählt hat, um die Welt mit belebtem Wasser zu beglücken, das bleibt ein Geheimnis. Jedenfalls: Dieses Wasser mit so toller Struktur tropfelt nunmehr nicht mehr sträflich unbeachtet aus einer Quelle. Nun finden wir das wertvolle Fluidum in Granders "Technologie-Kästchen" in abgeschlossenen Kammern, von wo es als "Belebungsmedium" wirkt. Wörtlich lesen wir: "Durch seine Molekularstruktur ist es dazu in der Lage, natürliche Impulse auf das unbelebte Wasser zu übertragen, ohne selbst damit in Berührung zu kommen."

Wo bleiben die Verbraucherverbände?

Das ist die Erklärung des Unternehmens Grander. Physiker würden sich für eine Versuchsanordnung, bei der "Information" von einem Wasser auf das andere überspringt, einfach einen Nobelpreis abholen. Grander ist da bescheidener und hilft uns dabei, ein wenig Gas und Öl einzusparen. Wer die Stiftung Gurutest kennt, der weiß, dass man die kecke Erzählung eines berührungslosen Informationsübertrags von einem Wasser auf das andere nicht ganz unwidersprochen stehen lassen kann. Sagen wir es so: Wer einen gut abgetropften Salzhering oder einen Tannenzapfen auf seine Wasserleitung wickelt oder klebt, belebt und optimiert damit sein Heizwasser nicht weniger, aber selbstverständlich auch nicht mehr als es das Unternehmen Grander mit seiner "Technologie" tut. 

Wer freilich zu Verkaufszwecken behauptet, dass sich mit einem Salzhering oder einem Tannenzapfen an der Leitung Heizkosen einsparen lassen, der wird sich wegen irreführender Werbung wohl eine Klage seitens hellhöriger Verbraucherverbände eintreten. Die Spaßwasserfabrik Grander scheint noch einen gewissen Narrenbonus genießen zu dürfen.

Wasser kocht auch schneller - zumindest wenn man der Kundschaft glaubt

Die Wasserbelebung von Grander darf man seit einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2006 als "aus dem Esoterikmilieu stammenden, parawissenschaftlichen Unfug" bezeichnen. In den Referenzvideos braver Kundinnen und Kunden des Unternehmens legt man schon mal nach, um diesem Ruf auch gerecht zu werden. In einem der Kundenvideos beteuert etwa der Koch des Bildungshauses St. Magdalena in Linz, dass das Wasser dank einer Granderanlage im Haus "schneller kocht." In die aktuell von der Politik lancierten Energiespartipps flossen die vielfältigen Granderwunder bislang leider nicht ein. (Christian Kreil, 3.10.2022)

GRANDER® Wasserbelebung

Christian Kreil ist für den Facts Heroes Award 2022 der Organisation Der goldene Aluhut nominiert. Er bloggt seit drei Jahren rund um Esoterik, Verschwörungsplauderei und Pseudomedizin. Im Vorjahr erschien sein Buch "Fakemedizin". 

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