Grenzkontrolle an der ungarische-österreichischen Grenze im Burgenland. Gesucht wird nach Flüchtlingen und Migranten.

foto: apa/Hans Punz

Wien – Derzeit harren jede Nacht bis zu 150 Menschen großteils aus Indien sowie aus Syrien und Afghanistan bei rund sechs Grad Celsius rund um den Hauptbahnhof in Wien aus. Das berichtete ein Caritas-Mitarbeiter im Ö1-Morgenjournal am Dienstag.

Die Männer – Frauen sind die Ausnahme – wurden davor im Burgenland aufgegriffen, wo derzeit pro Tag rund 400 Migranten über die Grenze aus Ungarn kommen. Nach Identitätsfeststellung und Erstversorgung in Zelten des Bundesheers werden sie viermal täglich mit Bussen und einem Bahnticket zum Wiener Hauptbahnhof gebracht. Mit dem Ticket sollen sie in westliche Bundesländer reisen, um bei dortigen Polizeistationen im Asylverfahren erstbefragt zu werden.

Vor verschlossenen Türen

Wer spät am Abend am Bahnhof eintrifft, steht vor verschlossenen Türen. Der Hauptbahnhof macht von 1.30 bis 4 Uhr zu, der Infopoint der Caritas ist nur bis 0 Uhr offen.

Die Migranten verstärken das Überfüllungsproblem in manchen Zügen. Infolge der hohen Benzinpreise fahren in Österreich mehr Menschen mit der Bahn. Überlastete Züge müssen aus Sicherheitsgründen geräumt werden. Das trifft alle Bahnkunden, auch die Migranten und Flüchtlinge.

25 bis 30 Prozent der derzeit aufgegriffenen Personen kommen aus Indien, die meisten davon aus dem Punjab. Sie berichten nur vereinzelt über religiöse oder politische Verfolgung. Der Großteil ist auf der Suche nach Jobs. "In Indien gibt es keine Arbeit, aber ich habe gehört, dass es in Österreich Arbeit gibt", sagte ein Mann. Ein anderer gab als Ziel Deutschland an, wo er auf Feldern arbeiten wolle.

Inder bezahlten zwischen 3.000 und 7.000 Euro

Europa erreichen die Migranten wie berichtet per Flug nach Belgrad. Indische Staatsbürger und Bürger etlicher anderer Staaten können visumsfrei nach Serbien einreisen. Diese Möglichkeit gebe es bereits seit den 1960er-Jahren, nun jedoch hätten Schlepper die Route entdeckt, heißt es bei der Polizei.

Aus Serbien geht es zu Fuß nach Ungarn über die grüne Grenze und dann weiter nach Österreich. Die Kosten für die Reise insgesamt gaben zwei Männer aus Indien mit "3.000 Euro" respektive "7.000 Euro" an. Das Geld habe jeweils ihre Familie zusammengespart. (Irene Brickner, 27.9.2022)