Die Sprachwissenschafterin Zwetelina Ortega schildert im Gastblog den Werdegang des neuen Buches, das in Zusammenarbeit mit Roswitha Wurm geschrieben und von Carolin Meyerin illustriert wurde.

Zwetelina Ortega, Roswitha Wurm, "Die Umami Bande". 15,90 Euro / 48 Seiten. Amiguitos-Verlag, 2022
Foto: Amiguitos Verlag

"Wie bedankt man sich in eurer Sprache?", fragt Max. Max ist aus Österreich und spricht Deutsch und niederösterreichischen Dialekt. Er und Geri sind gute Freunde und besuchen auch gerne die Familie des anderen. "Hier im Weinviertel sprechen die Menschen so. Man nennt das eine Mundart oder einen Dialekt", sagt die Oma von Max. Dabei merkt Geri, dass auch Max mehrsprachig ist und anders mit den Großeltern spricht als mit ihr. Sie selbst spricht zu Hause Bulgarisch und in der Schule Deutsch. Als die neue Schülerin Clara aus Kolumbien in ihre Klasse kommt, erinnert Geri sich sehr gut, wie es war, anfangs kein Deutsch zu verstehen. Clara spricht nur Spanisch und lernt erst mit der Zeit Deutsch. Können die drei Freunde werden, trotz ihrer verschiedenen Sprachen?

Authentische Erfahrungen greifbar machen

Mit "Die Umami Bande" wollten Roswitha Wurm und ich ein Kinderbuch schreiben, das sich mit Mehrsprachigkeit aus der Perspektive der Kinder auseinandersetzt. Während es bereits unzählige Fach- und Handbücher zu diesem Thema gibt, wird es in Kinderbüchern kaum behandelt. Daher wollten wir etwas schreiben, in dem sich mehrsprachige Kinder und Familien mit ihren eigenen Erfahrungen, Erlebnissen und Biografien wiederfinden können. Es ist uns wichtig zu zeigen, dass sie mit ihrer Geschichte nicht alleine sind. Die Illustratorin Carolin Meyerin hat in den fröhlichen Bildern die Geschichte der drei Freunde visuell eingefangen.

Das Buch gibt besonders authentisch Einblick in die Emotionen und Sprachwelten der mehrsprachigen Kinder, da viele meiner eigenen Erfahrungen aus der Kindheit in der Geschichte verarbeitet sind. Ich wollte die Gedanken und Gefühle darstellen, die ein Kind empfindet, welches in ein fremdes Land in die Schule kommt und kein Wort versteht. Auch Menschen, die so etwas nicht erlebt haben, sollen nachvollziehen können, wie schwer der Anschluss in solchen Situationen sein kann.

"Die Umami Bande" eignet sich sowohl zum Vorlesen im Kindergartenalter als auch zum Selberlesen in der Volksschule. Und wir haben jede Menge pädagogisches Zusatzmaterial entwickelt, das der Verlag kostenfrei zur Verfügung stellt, damit auch Elementarpädagoginnen und Elementarpädagoginnen sowie Lehrerinnen und Lehrer das Buch in ihrer Arbeit verwenden können.

Drei Sprachen , eine Freundschaft

Obwohl sie untereinander nicht immer alles Gesprochene verstehen, spielen Max, Geri und Clara bald viel miteinander. Sie stellen überrascht fest, dass sie alle drei einige Spiele kennen – sie heißen in ihren Sprachen nur anders! Am allerliebsten kosten sie Speisen und Getränke aus den Kulturen der anderen Kinder. "Lasst uns noch einmal auf unsere Freundschaft anstoßen! So viel leckeres Essen habe ich noch nie im Leben bekommen", sagt Max. Durch die vielen neuen Geschmäcker und Wörter fühlen sich die Kinder bald eng miteinander verbunden. Auf ungezwungene und natürliche Art lernen sie schnell viel über die anderen Kulturen und Sprachen. Dabei merken sie auch, dass manches universell ist: Freundschaft, Hilfsbereitschaft, Nähe und das gemeinsame Spielen.

Wissen aus der eigenen Arbeit

In "Die Umami Bande" sind sowohl eigene biografische Erfahrungen als auch pädagogisches und sprachwissenschaftliches Wissen eingeflossen. Roswitha Wurm bringt als Lese-, Schreib- und Lerntrainerin jahrelange pädagogische Erfahrung mit mehrsprachigen Kindern mit. Ich selber bin auch erst als achtjähriges Kind nach Österreich gekommen und habe damals kein Deutsch verstanden. Durch meine Arbeit bei Linguamulti und der LIMU-Sprachakademie habe ich außerdem eine große Zahl an mehrsprachigen Kindern und Familien kennengelernt, deren Erfahrungen und Gedanken ich versucht habe, in diesem Buch zu vereinen. Dabei können sich auch die Erwachsenen etwas von Max, Geri und Clara abschauen: Egal welche Sprache man spricht, vieles versteht man auch ohne Worte! (Zwetelina Ortega, 28.09.2022)