Ein Satellitenbild vom Hurrikan Ian über dem Golf von Mexiko.

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Havanna/Hanoi – Gleich zwei große Unwetter bereiten den Bevölkerungen in der Karibik und in Südostasien große Sorgen. In Vietnam hingegen hat der Taifun Noru die Küstengebiete erreicht. Nachdem wegen des Taifuns 16 Personen in Kambodscha und acht Menschen auf den Philippinen gestorben waren, liefen die Evakuierungen auf Hochtouren. Auf Kuba hingegen ist infolge des Hurrikans Ian die landesweite Stromversorgung zusammengebrochen. Der US-Bundesstaat Florida bereitet sich indes auf das Eintreffen von Hurrikan Ian vor.

Stromversorgung auf Kuba betroffen

Der Wirbelsturm hatte zuvor im Westen der Karibikinsel eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Der Ausfall des nationalen Stromsystems, zum Teil verursacht durch den Sturm, habe die Infrastruktur beschädigt, zitierten Dienstagabend (Ortszeit) staatliche Medien den technischen Direktor des kubanischen Stromversorgers, Lazaro Guerra. Aktuell arbeite man an der Behebung der Probleme.

Die Wiederherstellung der Stromversorgung sei ein komplizierter Prozess, der sich schrittweise in der Nacht und am Morgen vollziehen werde, hieß es vonseiten des staatlichen Stromanbieters UNE. In der Hauptstadt Havanna war nur in den wenigen Gebäuden, die über Generatoren verfügten, Licht zu sehen – vor allem in Hotels. Teile des Landes und auch der Hauptstadt hatten bereits den Großteil des Dienstags keinen Strom.

Der Sturm war als Hurrikan der Kategorie 3 von 5 am frühen Dienstagmorgen (Ortszeit) im Westen Kubas auf Land getroffen. Er richtete große Zerstörung an: Es kam zu Überschwemmungen, Gebäude und Infrastruktur wurden schwer beschädigt, Bäume entwurzelt – auch in Havanna. Das volle Ausmaß war noch unklar. "Die Schäden sind groß, wenn auch noch nicht statistisch erfasst", schrieb Staatspräsident Miguel Díaz-Canel nach einem Besuch der besonders betroffenen Provinz Pinar del Río auf Twitter. Das Zentrum des Hurrikans zog inzwischen weiter in Richtung des US-Bundesstaates Florida.

Auch in Kanada richteten Unwetter schwere Verwüstungen an.
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Ein Tropensturm erreichte hingegen in der Nacht zum Mittwoch (Ortszeit) die Küstengebiete von Vietnam. Wegen starker Winde und heftigen Regens fiel in mehreren Provinzen der Strom aus. Bäume knickten um, Dächer wurden abgedeckt und tausende Häuser beschädigt. Den Behörden zufolge wurden aber zunächst keine Todesopfer gemeldet.

Überschwemmungen und Erdrutsche

Das Wetteramt rechnete weiter mit schweren Niederschlägen und warnte vor Sturzfluten und Erdrutschen. Jedoch wütete Noru weniger stark als befürchtet: Die Windgeschwindigkeit habe bis zu 133 Stundenkilometer betragen, als der Sturm auf die Küste traf, teilte die nationale Meteorologiebehörde mit. Danach habe sich der Taifun auf Spitzengeschwindigkeiten von 117 Stundenkilometern abgeschwächt. Die Behörden hatten am Dienstag vorsorglich hunderttausende Menschen in Sicherheit gebracht und zehn Flughäfen geschlossen. Zudem wurde eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Besonders betroffen waren die Großstadt Da Nang sowie die Küstenprovinzen Thua Thien-Hue, Quang Nam and Quang Ngai. Im bei Touristen aus aller Welt beliebten Ort Hoi An, dessen malerische Altstadt seit 1999 zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, standen viele Straßen unter Wasser, wie die Zeitung "Vn Express" berichtete.

Der Sturm war in westlicher Richtung unterwegs. Es wurde erwartet, dass er zu einem tropischen Tiefdruckgebiet herabgestuft wird, bevor er Thailand erreicht. Noru war zuvor über die Philippinen gezogen und dort zeitweise als Supertaifun eingestuft worden. Die Böen erreichten in dem Inselstaat Spitzengeschwindigkeiten von 240 Kilometern pro Stunde. Mindestens acht Menschen starben.

16 Tote in Kambodscha

Auch in Kambodscha hat Noru zu massiven Überschwemmungen geführt. Bis Mittwoch seien in dem südostasiatischen Land mindestens 16 Menschen in den Fluten ertrunken, berichtete die Zeitung "Phnom Penh Post" unter Berufung auf den Katastrophenschutz. Besonders der Mekong River sei durch den anhaltenden Regen stark angeschwollen, hieß es. Tausende Häuser und Straßen speziell im Grenzgebiet zu Thailand sind schwer beschädigt.

"Der Taifun wird sich langsam abschwächen und zu einem tropischen Tiefdruckgebiet werden", sagte ein Sprecher des Ministeriums für Wasserressourcen. Es werde aber auch in den kommenden Tagen noch mit starken Regenfällen in Kambodscha sowie in Laos und Thailand gerechnet. Menschen gerade in tief liegenden Regionen wurden zu besonderer Vorsicht aufgerufen und vor Sturzfluten gewarnt. (APA, red, 28.9.2022)