Der Pitztaler Gletscher bleibt Single.

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St. Leonhard im Pitztal – In St. Leonhard im Pitztal im Bezirk Imst hat sich am 17. Juli eine knappe Mehrheit der Bevölkerung in einer Volksbefragung gegen eine im Raum stehende "Liftehe" zwischen den Gletscherskigebieten Pitztal und Ötztal ausgesprochen. Daraufhin bliesen die Pitztaler Gletscherbahnen das Projekt endgültig ab. Nun ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts auf Wahlbetrug, bestätigte ein Polizeisprecher der APA einen Bericht der "Tiroler Tageszeitung".

Unterschriften sollen gefälscht beziehungsweise Stimmkarten von anderen Personen als dem oder der jeweiligen Wahlberechtigten ausgefüllt worden seien, so der Vorwurf. 353 Wahlberechtigte hatten gegen den Zusammenschluss gestimmt. Fünf Wähler weniger, 348, hatten hingegen mit Ja votiert. Kurz nach der Abstimmung trat die Pitztaler Gletscherbahn vom Vorhaben, das im Jahr 2016 angestoßen und dann stillgelegt worden war, zurück.

So hätte das Projekt aussehen sollen.

Die Ermittlungen laufen, so die Polizei. Aktuell könne nichts Weiteres dazugesagt werden, hieß es auf STANDARD-Nachfrage. Daher ist auch noch unbekannt, in welche Richtung beziehungsweise in welchem Lager mutmaßliche Urkundenfälschungen stattgefunden haben sollen.

Der Vizebürgermeister von St. Leonhard, Philipp Eiter, wunderte sich indes in der "Tiroler Tageszeitung" darüber, dass die Ermittlungen "noch immer nicht abgeschlossen" sind: "Vor allem wundere ich mich darüber, dass man zu keinem Abschluss kommt, bevor die Einspruchsfrist zur Volksbefragung abgelaufen ist." Bei Ungereimtheiten hätte man die Volksbefragung wiederholen müssen. Dies sei momentan aber nicht vorrangig, sondern ein Bürgerdialog.

Heftiger Gegenwind

Die "Gletscher-Ehe" war seit Jahren mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Eine Allianz, bestehend aus World Wide Fund For Nature (WWF), Alpenverein und Naturfreunden, wehrte sich vehement gegen die Fusion. Ende April war eine Petition einer Bürgerinitiative mit rund 168.000 Unterschriften an die Tiroler Landesregierung übergeben worden.

Bei einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro waren drei neue Seilbahnen und 60 Hektar zusätzliche Pisten vorgesehen. Allerdings ist die ursprünglich für Jänner 2020 angesetzte mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung auf Ersuchen der Projektbetreiber bereits zweimal vertagt worden. Wäre das Verfahren fortgesetzt worden, hätten die Unterlagen erneuert werden müssen. (APA, red, 28.9.2022)