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Gerade jungen Menschen ist Mitbestimmung im Unternehmen ein wichtiges Anliegen. Doch nicht alle haben die Möglichkeit dazu.

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Fachkräftemangel, Kündigungswellen und schwieriges Lehrlingsrecruiting – die Arbeitswelt wird gerade auf den Kopf gestellt, und vor allem die jungen Generationen wünschen sich Veränderung. Das zeigt die aktuelle Studie des unabhängigen Sozialunternehmens Enterprise Youth Empowerment Participation (YEP). Von März bis August diesen Jahres befragten sie über 1000 junge Menschen zwischen 18 und 35 Jahren zu ihrer Zufriedenheit im Unternehmen, zur idealen Arbeitswelt und zu den Möglichkeiten der Mitbestimmung.

36,8 Prozent der Befragten gaben an, dass sie unzufrieden in ihrem Job seien. Die Hauptgründe dafür liegen laut der Studie vor allem darin, dass sich viele junge Leute nicht wertgeschätzt genug fühlen und spüren, dass sie nicht im Kern des Unternehmens stehen. "Wichtig ist, dass miteinander respektvoll umgegangen wird und die Meinung der jüngeren Mitarbeiter geschätzt wird", meint Sophie Haider, die stellvertretend für die Studienteilnehmer den Bericht präsentiert. Es solle die Möglichkeit geben, dass junge Leute ihre Probleme ansprechen können.

Flexible Arbeitszeiten sind ebenfalls ein springender Punkt für die jungen Erwerbstätigen. Gerade wenn Uni und Job wie bei Haider kombiniert werden müssen, seien flexible Arbeitsmodelle ideal. Auch die Bezahlung und die Kommunikationskultur, bei der es ganz stark um Transparenz geht, sind Punkte für Unzufriedenheit, erklärt Rebekka Dober, die Gründerin von YEP.

Mitbestimmung im Unternehmen

Gerade jungen Menschen sei die Mitbestimmung im Unternehmen sehr wichtig. 86 Prozent der Befragten gaben an, dass sie sich mehr Mitspracherecht in der Arbeit wünschen. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Hälfte gab an, dass sie nicht das Gefühl haben, mitreden, mitbestimmen und mitgestalten zu können. Ein Viertel der befragten Personen meinte zudem, dass es in ihrem Unternehmen keine Person oder Stelle gibt, an die sie sich mit Anliegen oder Ideen wenden können. Mitgestaltung im Betrieb bleibt ihnen also gänzlich verwehrt.

"In meiner Arbeit gibt es Personen, an die ich mich wenden kann, aber ich glaube es ist vor allem wichtig, mehr Awareness zu schaffen, dass es diese Stellen gibt bzw. geben sollte. Viele wissen nichts davon und machen von ihrem Recht nicht Gebrauch", erzählt Haider.

Demokratie in allen Bereichen

Es ist für viele junge Menschen in Österreich nicht das erste Mal, dass ihnen Mitsprache verwehrt bleibt. "Gerade wenn junge Menschen von demokratischer Mitbestimmung bei nationalen Wahlen ausgeschlossen sind, kann betriebliche Mitbestimmung ein erstes Erfahren von demokratischer Beteiligung sein", so Elisabeth Lechner vom Büro für digitale Agenden der Arbeiterkammer Wien.

"Junge Menschen wünschen sich mehr Mitbestimmung im Job, denn es braucht gelebte Demokratie in allen Lebensbereichen, sowohl in der Politik als auch in Unternehmen", sagt Dober. 83,5 Prozent gaben an, dass sie länger im Unternehmen bleiben würden, wenn sie mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten hätten. Gerade in den Bereichen Arbeitszeit und Urlaubseinteilung (49 Prozent) sowie bei den alltäglichen Arbeitsabläufen und den Regeln dafür würden sich 45 Prozent der befragten jungen Erwerbstätigen gerne einbringen. Aber auch das Mitgestalten der Unternehmenskultur ist für 43 Prozent wichtig.

Damit junge Menschen lange und gerne in einem Unternehmen arbeiten, möchten knapp 60 Prozent etwas machen, was Sinn und Wirkung hat. Aber auch mit netten Menschen zusammenzuarbeiten ist für rund die Hälfte der Befragten ein wichtiger Faktor. (red, 28.9.2022)