Der Sonos Sub Mini erscheint am 6. Oktober.

Foto: DER STANDARD, Zellinger

Heimkinosysteme sind eine tolle Sache – wenn da nicht der Kabelsalat wäre. Die nervtötenden Strippen sind es auch, die gerne am Subwoofer oder an Boxen anschlagen und den Heimkinogenuss stören. Beide Probleme will die US-Firma Sonos jetzt lösen – mit dem neuen Sub Mini. Der entpuppt sich im Test als gutes Stück Hardware mit einem großen Manko.

Üblicherweise sind Subwoofer für die Heimkinoanlage kastenförmig und von der Größe ab einer Schuhschachtel aufwärts dimensioniert. Das hat den Vorteil, dass sich die Tieftöner relativ einfach unter oder im Wohnzimmermobiliar verstauen lassen, ohne dass sie groß auffallen. Die Platzierung im Raum selbst ist nicht weiter wichtig, denn tiefe Töne breiten sich eher wie ein Klangteppich im Raum aus. Da ist eine genaue Ortung des Ursprungs für unser Ohr nicht so wichtig wie etwa bei Satellitenlautsprechern der Surroundanlage – jeder, der schon einmal seine Lautsprecher irrtümlich vertauscht hat, kennt das. Theoretisch kann man den Subwoofer also sogar unter der Couch platzieren – anders der Sub Mini von Sonos. Der will nämlich dank seiner kompakten Größe überallhin passen und durch sein Design doch schon ein wenig auffallen. Anders als seine Konkurrenten kommt der Sub Mini nämlich in Form einer kleinen Tonne mit einem Schlitz in der Mitte daher.

Die Aussparung in der Mitte soll, so Sonos-Chefentwickler Brandon Holly gegenüber dem STANDARD, dafür sorgen, dass eines der größten Mankos von Subwoofern beseitigt wird: ungewollte Vibrationen. Jeder, der schon einmal in der Stadt zu Fuß gegangen ist, kennt das: Die Soundanlage des aufg’mascherlten Boliden aus deutscher Fertigung rumst schon, bevor man des Gefährts überhaupt ansichtig wird, begleitet von einem vibrationsbedingten Klirren, als würde sich die Heckscheibe gleich in den Donaukanal verabschieden wollen. Glücklicherweise ist der Sub Mini nicht für den Einbau in Personenkraftfahrzeuge vorgesehen, aber Vibrationen durch einen Subwoofer können auch im Wohnzimmer sehr störend werden, wenn bei jeder Film-Explosion das klapprige Bücherregal gleich mit in die Luft fliegen möchte.

Damit genau das nicht passiert, liegen sich beim Sonos die beiden Tieftöner im akustisch versiegelten Gehäuse gegenüber. Man könne ein Weinglas auf dem Sub Mini abstellen, ohne dass etwas wackelt oder klirrt, erklärt der Chefentwickler.

Jetzt wackle endlich!

Es ist natürlich oberste Tester-Pflicht, derartige Behauptungen sofort einem Realitätstest zu unterziehen. Wir platzieren also ein Weinglas auf dem Sub Mini, starten ein wenig "Electric Callboy" und sehen: nichts. Eigentlich hätten wir erwartet, mit Besen und Schauferl den Wohnzimmerboden nach Weinglas-Splittern absuchen zu müssen, aber nichts geschah. Auch dass wir statt Wein Wasser genommen haben – nur für den Fall –, stellte sich als unbegründete Vorsichtsmaßnahme heraus.

Erst als wir das Ethernet-Kabel aus dem Kastl hervorkramen und anstecken, klappt es mit der Einrichtung. Die Gadse dient lediglich dem Größenvergleich.
Foto: DER STANDARD, Zellinger

Es ist klar: Da müssen härtere Geschütze her, und deshalb unterziehen wir den Sonos Sub dem von uns eigens erfundenen "Space-Marine-Test". Für alle Nichtkenner: Das sind kleine Plastikfiguren, mit einem kaum messbaren Eigengewicht. Wenn am Sub irgendwo Vibrationen auftauchen, würde sie unser Space Marine finden, wackeln und höchstwahrscheinlich abstürzen. Als Testfilm wählen wir den zweiten Teil von "John Wick" aus, schließlich kommt es da zu einigen turbulent lauten Schießereien, das ideale Test-Biotop für einen Subwoofer. Und erneut: Die Rüstung unseres tapferen blauen Weltraumschlumpfs blieb ohne absturzbedingte Dellen. Der Test, den Sub Mini an ein notorisch klappriges Kastentürl anzulehnen, verlief ebenfalls ohne Ergebnis. Sehr gut!

Der Space Marine auf dem Sub Mini ist während "John Wick 2" nicht abgestürzt und hat auch nicht gewackelt. Top!
Foto: DER STANDARD, Zellinger

Der Bass klingt deutlich kraftvoller als unser schon in die Jahre gekommenes Vergleichsprodukt, eine 5.1-Heimkinoanlage eines anderen namhaften Hersteller aus den späten Nullerjahren. Gleichzeitig verhält sich der Sub Mini in Kombination mit der Beam-2- Soundbar von Sonos ruhig, wenn er nicht gebraucht wird. Anders als bei der alten Anlage sind Gespräche deutlich verständlich, ohne dass eine händische Nachjustierung nötig gewesen wäre. Klanglich überzeugt der Sonos Sub Mini also in Kombination mit der Beam 2 auf ganzer Linie. Nur in ruhigeren Serien, wie etwa der vierten Staffel von "Ozark" mit dem dezenten, aber unheilverkündenden Soundtrack, drängt sich der Sub Mini gerne ein wenig unwirsch in den Vordergrund – aber das ist tatsächlich eines der Probleme, die die App lösen kann.

Hoppala, na gut, kann vorkommen.
Foto: Screenshot Sonos App, DER STANDARD

Die App, was für eine Baustelle

Doch bis man den Klang des Sub Mini genießen kann, müssen wir leider ein wenig Frusttoleranz mitbringen. Die Anleitung suggeriert auf ihren drei schmalen Blättern ein Plug-and-Play-Erlebnis: auspacken, anstecken, läuft. Doch leider hielt dieses Versprechen dem Erstkontakt mit der Realität nicht stand. Nach der Installation der App wollen wir den Sub Mini hinzufügen – und erst nach dem dritten Anlauf wird er erkannt – gut, derartige Anlaufschwierigkeiten können schon einmal vorkommen.

Danach generiert der Sub ein temporäres Wi-Fi-Netzwerk, mit dem wir das Smartphone verbinden – und hier gehen die Probleme los: Die Verbindung wird mit der Meldung "Während des Setups ist ein Problem aufgetreten" getrennt. Also wieder von vorne, diesmal schaffen wir es sogar bis an den Punkt, an dem wir das Smartphone per NFC mit dem Sub verbinden sollen, nur um Zeuge zu werden, wie die App neuerlich mit einer Fehlermeldung abschmiert. Spätestens als wir den Sub ins hauseigene WLAN integrieren wollen, ist mit der Einrichtung Schluss – ein Fehler, den wir zuverlässig reproduzieren konnten.

Diesen Bildschirm haben wir im Test öfter gesehen, als uns lieb ist.
Foto: Screenshot Sonos App, DER STANDARD

Erst als wir ein Ethernet-Kabel anstecken, tut der Sub, was er soll, und lässt sich ins heimische Netz integrieren – nach einer Stunde des Herumprobierens. Das alles deutet auf ein Softwareproblem hin: Nachdem der Sub ein Update durchgeführt hat, konnten wir das Kabel abziehen, und seitdem läuft die Tieftöner-Tonne ohne Probleme. Die Tatsache, dass wir die gebrauchte und vom Vorbenutzer nicht zurückgesetzte Beam 2 ohne Schwierigkeiten in Betrieb nehmen konnten, bestärkt den Verdacht, dass das Problem auf der Softwarteseite liegt. Tatsächlich fielen uns beim Test mit der iOS-App deutlich weniger Probleme auf als mit dem Android-Pendant.

Manchmal spinnt auch die NFC-Erkennung.
Foto: Screenshot Sonos App, DER STANDARD

Fazit: Der Sub Mini, ein Bastlerhit

Ich will den Sub Mini mögen, wirklich. Er sieht gut aus, er ist zurückhaltend, aber kraftvoll, wenn es darauf ankommt. Er lässt mich nicht im Stich, und er bringt meinem Wohnzimmer ein akustisch einwandfreies Heimkinoerlebnis, egal ob auf dem Schirm die Fetzen fliegen oder das Schmalz im Liebesdrama trieft. Ich schaue mir "Bohemian Rhapsody" an und bin begeistert, wie geil Queen im Vergleich zu meiner alten, überholten Anlage klingt. Das tröstet mich sogar über die Einrichtung hinweg. Aber: Ich weiß mir im Notfall zu helfen. Ich will mir gar nicht vorstellen, welche Dramen sich abspielen, wenn die weniger techaffine Verwandtschaft sich den Sub plus eine für den Betrieb unbedingt nötige Sonos-Soundbar wie die Beam 2 selbst zu Weihnachten schenkt. Wenn die Einrichtung überall derartig zickt und man nicht den Luxus hat, dass neben dem Fernseher ein Ethernet-Kabel aus der Wand baumelt, dann endet das Set wohl als Retourware – Frust inklusive.

Dazu kommt, dass Android-User auf die "Trueplay" genannte Optimierungsfunktion verzichten müssen – das Feature steht aktuell nur für iOS zur Verfügung. Was extrem schade ist, denn die Hardware ist über jeden Zweifel erhaben und macht, wenn sie einmal problemlos läuft, einfach Spaß – und ich ertappte mich dabei, wie ich während des Testzeitraums Filme und Serien deutlich besser (und dadurch häufiger) genießen konnte, weil der Sonos Sub Mini in Kombination mit der Beam 2 einfach gut klingt – vor allem im Vergleich zur 17 Jahre alten Anlage. Wer schon Produkte von Sonos nutzt, macht mit dem Sub Mini nichts falsch, sofern der Preis von 499 Euro keine Rolle spielt. Wer mit einem Kauf liebäugelt, sollte sich aber technisch selbst zu helfen wissen oder hoffen, dass Sonos zumindest die Android-Software noch nachpatcht – was bis zum Erscheinungstag am 6. Oktober hoffentlich passiert. (Peter Zellinger, 2.10.2022)