Drohnen stellen für Bohrinseln eine Bedrohung dar, speziell wenn sie in deren Sicherheitszonen eindringen.

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Während Schwedens Küstenwache das vierte Leck an Nord-Stream-Pipelines meldet, nimmt in Norwegen die Sorge über die zunehmende Aktivität von unidentifizierten Drohnen zu, die sich in den letzten Tagen vermehrt in der Nähe von Ölplattformen bewegen. Ein Zusammenhang zwischen den vermeintlichen Anschlägen und der offensichtlichen Aufklärung einer unbekannten Partei wird aktuell noch nicht bestätigt.

Alarmbereitschaft

Die norwegische Aufsichtsbehörde für die Ölförderung, Petroleumstilsynet (PTIL), hat am Mittwoch eine offizielle Warnung vor eben diesen Flugobjekten ausgesprochen. Die zunehmende Anzahl an Drohnen in Sicherheitszonen von Ölplattformen sorgen für eine erhöhte Alarmbereitschaft. Die Polizei ermittelt nun gegen die Verstöße. Die Sicherheitszonen von Bohrinseln betragen 500 Meter über und im Wasser spwie rundherum – von Unbefugten darf diese Zone nicht betreten werden.

Ob ein Zusammenhang der Sichtungen mit den vermeintlichen Anschlägen auf die Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 besteht, will die PTIL nicht kommentieren. Die norwegische Regierung will nach den Nord-Stream-Lecks den Schutz der Öl- und Gasinfrastruktur in jedem Fall auf dem norwegischen Festlandsockel verstärken. "Obwohl es keine konkrete Bedrohung gibt, haben wir die Sicherheit jetzt besonders im Blick", sagte Regierungschef Jonas Gahr Støre am Mittwoch in Oslo. "In Norwegen sind wir uns unserer besonderen Verantwortung als Europas größter Gaslieferant bewusst." Unternehmen und Behörden arbeiten eng zusammen, um die Sicherheit zu stärken.

Seit Wochen aktiv

Der norwegische Ölplattformbetreiber Equinor hatte bereits Mitte September eine erhöhte Drohnenaktivität an die Polizei kommuniziert, die die Vorfälle untersuchen will. Im Bereich des Festlandsockels vor der norwegischen Küste befinden sich die Öl- und Gasförderanlagen des Landes. Drohnen in der Sicherheitszone der Bohrinseln stellen zudem ein Risiko für dort verkehrende Hubschrauber dar, mit denen sie kollidieren könnten. Auch eine Kollision mit der Bohrinsel selbst könnte im schlimmsten Fall Explosionen auslösen.

Nach den Vorfällen rund um die Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 nahe der Ostseeinsel Bornholm spekulieren norwegische Medien bereits über die Motive der Drohnenflüge. Die Vermutungen umfassen sowohl mögliche Spionageaktivitäten als auch Sabotageaktionen. Angefeuert werden diese Spekulationen durch die Aussagen des Regierungschefs bezüglich der zuletzt festgestellten Explosionen. "Die Hinweise darauf, dass es sich um eine bewusste Tat handelt, verdichten sich, und wir befinden uns in einer sehr ernsten Situation", sagte Støre bei einer Pressekonferenz. "Es ist entscheidend, dass Europa und die Nato jetzt zusammenstehen." (red, 29.9.2022)