Mehr als 25 Jahre nach der Geburt des Schafs Dolly, das aus einer Zelle des Euters eines erwachsenen Schafs geklont wurde, ist Klonen von Tieren zum Geschäftszweig geworden. Zuchttiere werden ganz selbstverständlich vervielfältigt, und Prominente mit dem nötigen Kleingeld lassen ihr Lieblingshaustier einfach wiederauferstehen – in manchen Fällen gleich in doppelter Ausführung.

Doch Klonen bietet auch neue Möglichkeiten für den Schutz bedrohter Arten. So gelang es nun einem chinesischen Unternehmen, das auf das Klonen von Haustieren spezialisiert ist, nun erstmals, einen Polarwolf zu klonen.

Die kleine Maya kurz nach der Geburt, die bereits im Juni in einem Pekinger Labor stattfand.
Foto: Sinogene Biotechnology Co.

Das Jungtier wurde ähnlich wie Dolly aus dem Gewebe eines erwachsenen Tieres, in dem Fall eines Wolfs aus einem Zoo in der chinesischen Stadt Harbin, geklont und schließlich von einer Leihmutter ausgetragen. Im Falle des Polarwolfs übernahm diese Rolle ein Beagle. Geboren wurde das Tier, das auf den Namen Maya hört, bereits am 10. Juni in einem Labor in Peking. Nun präsentierte man bei einer Pressekonferenz ein Video des gesunden Jungwolfs. Die genetische Vorlage war eine in Gefangenschaft gehaltene Polarwölfin, die aus Kanada stammte. Sie starb Anfang 2021 an Altersschwäche und hieß ebenfalls Maya.

Der Geburt der jungen Maya waren große Anstrengungen vorausgegangen. Mithilfe der DNA von Hautzellen und Eizellen von Hunden wurden 137 Embryos erzeugt, von denen 85 erfolgreich in sieben potenzielle Beagle-Mütter transplantiert wurden. Nur einer davon entwickelte sich vollständig. Nach diesem erfolgreichen Versuch ist nun ein zweites Polarwolfbaby auf dem Weg.

Bei der Technik, die auch beim Klonen von Dolly zum Einsatz kam, wird der Zellkern einer befruchteten Eizelle durch jenen einer Hautzelle ersetzt. Sowohl Maya als auch Dolly sind damit streng genommen keine exakten genetischen Kopien. Außerhalb des Zellkerns gibt es die sogenannte mitochondriale DNA, die dabei nicht ausgetauscht wird. Maya ist also kein reiner Polarwolf, sondern hat auch Spuren eines Beagles in sich.

Hundert Tage ist das Jungtier inzwischen alt. Bald soll er ein Geschwisterchen bekommen.
Foto: Sinogene Biotechnology Co.

Katzen, Hunde und Pferde

Das Unternehmen Sinogene, das den erfolgreichen Versuch durchführte, bietet auf seiner Website das Klonen von Katzen, Hunden und Pferden an. Die Anleitung für Hundebesitzer, die ihr verstorbenes Tier wiederauferstehen lassen wollen, ist dabei simpel: Den Körper in ein Handtuch wickeln, in den Kühlschrank geben und schnellstmöglich das Unternehmen kontaktieren. Im Notfall genügt auch ein einzelnes Ohr, und schon kann die neue Version des treuen Begleiters in Auftrag gegeben werden.

Auch wenn Polarwölfe selbst nicht zu den bedrohten Arten zählen, zeigen sich chinesische Forschende von den Möglichkeiten überzeugt: "Klontechnologie ist ein wirksamer Weg, die Gendiversität zu schützen und die Population zu vergrößern", sagt Lai Liangxue vom Institut für Biomedizin und Gesundheit in Guangzhou.

Während Versuche wie dieser das Potenzial des Klonens für den Artenschutz demonstrieren, macht auch das Wiederauferstehenlassen bereits ausgestorbener Arten Fortschritte. Die Wiedererweckung der Dinosaurier wie im Filmklassiker "Jurassic Park" lässt noch auf sich warten, und auch im Fall der Nachzüchtung von Mammuts auf Basis gefrorenen Genmaterials aus der Eiszeit stehen der laufenden ethischen Diskussion und dem vorhandenen Kapital Zweifel an der technischen Umsetzbarkeit gegenüber. Anders ist das beim Tasmanischen Tiger, der vor 86 Jahren ausstarb und bei dem mit einem Millionenbudget konkret an einer Wiedererweckung gearbeitet wird. (red, 29.9.2022)