An die 170.000 Solarpaneele liefern so viel Strom, wie 100.000 Haushalte im Jahr verbrauchen. Großabnehmer ist aber ein Braugigant.

Foto: Verbund

Olivenbäume, die schwere Last tragen und warten, abgeerntet zu werden, dominieren die karge Landschaft im Südosten Spaniens. Wer von Málaga nach Granada fährt, sieht links und rechts der Autobahn aber zunehmend auch großflächige, von Menschenhand geschaffene Installationen, die sich in die staubtrockene Landschaft einfügen und einen Kontrast zum Grün der Olivenbäume bieten: Solaranlagen, die zumindest für österreichische Verhältnisse riesig sind.

Fix installiert oder der in Andalusien länger und konstanter als anderswo scheinenden Sonne nachgeführt sind Freiflächenanlagen hier inzwischen mehr verbreitet als Photovoltaik (PV) am Dach. Nun hat auch Verbund dort zugeschlagen.

Großinvestition

In Pinos Puente, nur einen Steinwurf von Granada entfernt, hat Österreichs bedeutendster Stromerzeuger eine Großinvestition getätigt. Um eine nicht näher spezifizierte Summe, die sich dem Vernehmen nach aber im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich bewegt, hat Verbund im vorigen November den Zuschlag für den auf 148 Megawatt Peak (MWp) ausgelegten Solarpark Pinos Puente erhalten. Verkäufer war Baywa r. e., eine auf Planung, Entwicklung und Bau von Wind- und Solaranlagen spezialisierte Tochter der Baywa AG, bayerisches Gegenstück zu den Raiffeisen-Lagerhäusern hierzulande.

Die Bayern haben das Solarkraftwerk mittlerweile fertiggebaut. Auf 161 Hektar, der Fläche von etwa 230 durchschnittlich großen Fußballfeldern, wird seit kurzem Strom produziert und in das Netz eingespeist. Die Anlage soll der Grundstein für das Erreichen des von Verbund angestrebten Ziels sein, bis 2030 ein Fünftel, eventuell sogar ein Viertel der elektrischen Energie aus erneuerbaren Quellen abseits von Wasserkraft zu gewinnen.

Der Klimawandel habe Einfluss auch auf die Wasserführung, die in Zukunft wahrscheinlich spärlicher sein wird, wies Verbund-Chef Michael Strugl am Rande der Eröffnungszeremonie für den Solarpark hin. Zur Absicherung der Produktion, aber auch um den zusätzlichen Bedarf an sauberem Strom zu decken, sei es notwendig, den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie mit aller Kraft voranzutreiben. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine erhöhe den Druck, möglichst rasch energetischen Ersatz für Gas zu finden, noch zusätzlich.

Viel Platz und viel Sonne

Aber warum gerade Spanien? "Weil es hier große Flächen gibt und die Realisierung von Projekten rascher möglich ist als in Österreich", sagt Strugl. Nichtsdestotrotz müsse und werde Verbund auch in Österreich am Ball bleiben, auch wenn die bürokratischen Hürden höher seien.

"Ich habe den Eindruck, in Österreich ist es am kompliziertesten. Es fehlt der gesamtgesellschaftliche Konsens, was den Ausbau von Wind- und Sonnenenergie betrifft", sagt Dietmar Reiner, Geschäftsführer der Verbund Green Power GmbH. In deren Zuständigkeitsbereich fällt auch das Spanien-Projekt.

Reiner nennt ein Beispiel: "Ein Windprojekt in Österreich zu entwickeln dauert locker zehn Jahre. Ist man fertig und hat alle Genehmigungen für den fraglichen Anlagentyp, gibt es den oft nicht mehr zu kaufen, weil er veraltet ist. Eine Änderungsgenehmigung dauert dann weitere zwei Jahre." Bei Solarprojekten stoße man darüber hinaus oft auf Widerstand in den Bundesländern, auch auf Blockaden durch Landesenergieversorger, die in ihr "Hoheitsgebiet" niemanden hereinlassen wollten.

Neben Pinos Puente hat Verbund im Frühjahr in Spanien 70 Prozent an vier Windparks und einer PV-Freiflächenanlage und darüber hinaus eine Entwicklungsplattform mit etwa 3000 MW an Projekten in der Pipeline erworben, 24 Mitarbeiter inklusive. Erfahrungen, die man bei und mit Pinos Puente erworben habe, sollen dort einfließen.

Der Solarpark bei Granada liefert Strom, mit dem man 100.000 Haushalte versorgen könnte. 60 Prozent des Stroms sind aber bereits für zehn Jahre an den Braugiganten Anheuser-Busch Inbev (Budweiser, Stella Artois) verkauft. Der will die Bierproduktion CO2-frei machen.(Günther Strobl aus Granada, 30.9.2022)