Seit die Teilmobilmachung verordnet wurde, kommt es in Russland zu Protesten – wie hier in St. Petersburg.

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Die von Wladimir Putin vergangene Woche angekündigte Teilmobilmachung der russischen Streitkräfte hat bekanntermaßen zu einer Massenflucht ins Ausland und zu zahlreichen Protesten geführt. Nun lässt sich die Unzufriedenheit über den Schritt des Kreml-Chefs auch in Zahlen gießen.

Einer aktuellen Umfrage zufolge sind 47 Prozent wegen der Teilmobilmachung besorgt, ängstlich und erschrocken. Wut und Empörung darüber äußern aber nur 13 Prozent. 66 Prozent befürchten, dass es aufgrund des Krieges in der Ukraine, der in Russland offiziell "Spezialoperation" genannt wird, noch zu einer Generalmobilmachung kommen wird. Zu Beginn des Krieges Ende Februar waren es bei dieser Frage nur 28 Prozent gewesen.

DER STANDARD

Unterstützung für Krieg sinkt

72 Prozent der insgesamt 1.631 Befragten aus 50 russischen Regionen gaben an, die "Spezialoperation" in der Ukraine zu unterstützen – es ist der niedrigste Wert seit Beginn des Krieges. Kurz nach dem Einmarsch in das Nachbarland war die Unterstützung bei 80 Prozent und im August noch bei 76 Prozent gelegen.

Einen drastischeren Rückgang gab es bei der Frage, ob man glaube, dass die "Spezialoperation" für Russland gut verlaufe. Im September antworteten 53 Prozent mit Ja, im Mai waren es noch 73 Prozent gewesen. Als Gründe für den schlechten Verlauf nannten die Befragten vorwiegend die Verschleppung des Konflikts (27 Prozent), die Mobilisierung (23 Prozent) und den Rückzug der russischen Armee (22 Prozent).

Weniger Vertrauen für Putin

Auch Wladimir Putin selbst muss einen Vertrauensverlust hinnehmen. Die Zustimmungswerte für den russischen Präsidenten gingen von 83 auf 77 Prozent zurück –es ist der erste Rückgang seit Beginn der Invasion in die Ukraine. Gleichzeitig stieg der Anteil jener, die Putins Politik missbilligen, von 15 auf 21 Prozent.

Die Umfrage führte das renommierte unabhängige russische Meinungsforschungsinstitut Lewada durch. (red, 30.9.2022)