Volle Ladung: Die Voltfactory #1 ist, laut Miba-Eigendefinition, das technologisch führende Batterieproduktionswerk Österreichs.

Foto: Hermann Wakolbinger

Bad Leonfelden – Bekannt ist der kleine Mühlviertler Ort Bad Leonfelden über die Bundeslandgrenzen hinaus eigentlich für die Spezialitäten der ansässigen Lebzelterei Kastner. Doch ab sofort kann im oberen Mühlviertel nahe der tschechischen Grenze auch abseits von zuckerhaltigen Lebkuchen Energie getankt werden.

Wachsende Beteiligung

Das oberösterreichische Technologieunternehmen Miba mit Sitz in Laakirchen hat in Bad Leonfelden nämlich sein erstes Batteriewerk eröffnet. Das Faktum, dass unsere Welt unaufhaltsam elektrifiziert wird, hat die Miba AG bereits ab 2019 entsprechend tief in den Finanztopf greifen lassen: 80 Millionen Euro wurden bis dato in das E-Mobility-Geschäft investiert. Ein Teil davon war der Einstieg des Industriezulieferers bei dem damals kleinen Unternehmen Voltlabor – mit Sitz in Bad Leonfelden.

Im Mai 2020 stockte die Miba AG dann bei seiner Mühlviertler Beteiligung auf und übernahm die Mehrheit an Voltlabor. Nun wurde am Standort die Voltfactory #1 eröffnet. Der neue Produktionsstandort ist weltweit das erste Batteriewerk der Miba. Auf einer Fläche von 3900 Quadratmetern peilt man eine jährliche Produktionskapazität von 500 Megawattstunden an. Konkret: Pro Jahr können rund 50 Millionen Batteriezellen zu rund 20.000 Batteriesystemen verarbeitet werden. Ein Volumen, mit dem etwa 10.000 elektrische Mittelklasse-Autos bestückt werden könnten.

Personalausbau

Man habe den ehemaligen Voltlabor-Standort, der vor fünf Jahren noch rund zehn Mitarbeiter zählte, nun auf 70 Leute aufgestockt, rund 20 weitere würden noch gesucht, erläutert Miba-Vorstand Martin Liebl.

Etwa in Baumaschinen, Pistenraupen, Motorrädern, Booten oder Drohnen sollen die Miba-Batterien künftig Verwendung finden. Es werden aber auch mobile Energiespeicher wie die Voltstation hergestellt, die wie Notstromaggregate eingesetzt werden. Hier sind Bauunternehmen die Hauptzielgruppe.

Die Miba beschäftigt sich schon mehrere Jahre mit Batterietechnologien, erläutert Miba-Vorstandsvorsitzender F. Peter Mitterbauer. Sie würden "optimal" zur Wachstumsstrategie des Unternehmens passen. Mitterbauer: "Angetrieben von unserer Unternehmensmission ‚Technologies for a cleaner planet‘ wollen wir bis 2027 mit Technologien für Endanwendungen zur effizienten Gewinnung, Übertragung, Speicherung und Nutzung von Energie auf einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro wachsen." Batterien als Speichermedien für Energie seien dabei ein wichtiger Pfeiler und eine optimale Ergänzung des Miba-Produktportfolios.

Problemstoffe

Bleibt aber das Problem, dass E-Fahrzeuge aktuell eine ökologische Schwachstelle haben: die Batterie. Beginnend bei der zumeist umweltschädlichen Rohstoffgewinnung von etwa Lithium oder Kobalt für die Akkus bis hin zur problematischen Entsorgung alter Batterien. Passt das in die grüne Miba-Linie? Mitterbauer: "Das ist eine durchaus spannende Frage. In dem Bereich der Batterieherstellung ist sehr viel Dynamik drinnen, was es an neuen Rohmaterialien gibt und wo man die herbekommt. Aber wenn man heute den Status quo ansieht, ist es auch nicht vollsauber. Das ist aber kein Miba-Spezifikum." Und dann stelle sich ja noch die Frage, wo der Strom herkomme: "Was ist die Stromquelle, und ist das aus erneubarer Energie?" Generell sei in diesem Bereich "noch vieles begleitend zu organisieren und zu gestalten". (Markus Rohrhofer, 30.9.2022)