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Der erhobene Finger: ein Symbol der QAnon-Bewegung.

APA/AFP/GETTY IMAGES/Jeff Swensen

Ex-US-Präsident Donald Trump zeichnete sich bereits während seiner Amtszeit nicht gerade durch einen sensiblen Umgang mit Verschwörungstheorien und deren Anhängern aus. Seit seinem Abschied aus dem Weißen Haus rückt er jedoch noch näher an dieses Milieu heran – unter anderem auf seiner eigenen Social-Media-Plattform, dem Twitter-Klon Truth Social.

Kürzlich teilte der 45. US-Präsident auf Truth Social etwa eine Zeichnung von sich selbst mit dem charakteristischen Q-Symbol auf dem Jackett. Bildunterschrift: das Kürzel "WWG1WGA", also das QAnon-Motto "Where we go one, we go all".

Anbiederung an QAnon auch offline

Dieselbe Tendenz der Annäherung an QAnon zeigt Trump auch offline. Bei einer Veranstaltung in Youngstown im US-Bundesstaat Ohio war im Hintergrund von Trumps Rede ein Musikstück zu hören, das seit einiger Zeit als Q-Hymne gilt. Unter den Zuschauerinnen und Zuschauern zeigten daraufhin viele den ebenfalls mit der Q-Bewegung assoziierten Ein-Finger-Gruß.

Trump sucht seine Jünger

Die Kommunikationswissenschafterin Mia Bloom von der Georgia State University sieht im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in dieser Dynamik ein Anzeichen dafür, dass sich Trump zunehmend als isolierter Außenseiter fühle und daher die Aufmerksamkeit dieser besonders fanatischen Gruppe unter seinen Anhängern suche.

QAnon-Mitglieder glauben an einen sogenannten Deep State, ein angeblich böswilliges Konglomerat aus satanistischen Demokraten, Hollywood-Prominenten und Milliardären. Dieses wird von QAnon-Anhängern als eine das Weltgeschehen aus dem Hintergrund lenkende Macht gesehen. Eine oder mehrere Personen, die unter dem Pseudonym "Q" auftreten, behaupten, Geheimwissen zu besitzen, und verbreiten in unregelmäßigen Abständen absurde Prophezeiungen in den dunklen Ecken des Internets. Prophezeiungen, die sich meist als falsch herausstellen – wie etwa die von "Q" prognostizierte Wiederwahl Trumps 2020.

Q-Gläubige sehen in Trump die Person, die sie eines Tages vom Deep State befreien wird. Aus diesem Grund gelten sie als die fanatischsten Unterstützer des Ex-Präsidenten.

Warnung vor Eskalation

Das FBI stuft QAnon bereits seit 2019 als "Domestic Terrorism Threat" ein und beobachtet die Aktivitäten der Gruppe. In letzter Zeit wurde es außerhalb des Trump-Kontexts zunehmend ruhiger um QAnon, die Gruppe befand sich seit Trumps Wahlniederlage und weiteren Ereignissen, die den Prophezeiungen des ominösen "Q" direkt widersprochen hatten, in einer Krise: Während sich viele Menschen angesichts dieser Enttäuschungen von QAnon abwandten, wurde der harte Kern der Gruppe immer radikaler.

Der Politikwissenschafter Robert Pape von der Universität Chicago sagte im Gespräch mit dem TV-Sender CBS, Trumps zunehmende Annäherung an QAnon sei ein Anzeichen dafür, dass Trump vermehrt auf Personen zugehe, die in ihrer Unterstützung für den Ex-Präsidenten auch vor Gewalt nicht zurückschrecken würden. QAnon-Anhänger waren etwa zahlreich am von Trump angestachelten Sturm auf das Kapitol am 6. Jänner letzten Jahres beteiligt. Laut Pape gebe es in den USA ein Potenzial von etwa 13 Millionen Menschen, die den Einsatz von Gewalt zur "Wiederherstellung" von Trumps Präsidentschaft befürworten. (Jonas Heitzer, 4.10.2022)