Präsident Emmanuel Macron trägt immer wieder Rollkragenpulli, so auch am Montag, als er den Präsident von Guinea-Bissau empfing. Dieser Tage zeigten sich auch einige seiner Ministerinnen und Minister im Energiespar-Dresscode.

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Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire ist ein typischer Vertreter der Pariser Elite, charmant, blitzgescheit und etwas steif in seinem Maßanzug. Aber das war einmal. "Sie werden mich nicht mehr mit Krawatte antreffen, sondern im Rollkragenpullover", verkündete er in einer Radiosendung und reichte gleich die Erklärung mit: "Das wird uns erlauben, Energie zu sparen. Wir werden in meinem Ministerium nicht mehr heizen, wenn die Temperaturen nicht unter 19 Grad fallen."

Jetzt spricht Frankreich nicht mehr vom Ukraine-Krieg oder den Inflationsfolgen, sondern von Le Maires Rollkragenpulli. "Wir sind in diesem Winter gerettet", twitterten viele Citoyens mit beißender Ironie. Nur wenige fanden, es sei gar nicht so dumm, wenn Le Maire mit dem guten Beispiel vorangehe. Es sei leicht, von Energiesparen zu reden; den Abend bei 19 Grad zu verbringen, müsse die Gesamtheit der Nation aber erstmal noch akzeptieren.

Andere ziehen mit

Le Maires Vorgesetzte, Premierministerin Elisabeth Borne, hilft nun mit. Sie zeigte sich dieser Tage mit einer modischen Daunenjacke – in ihrem Büro. Die Umweltministerin tat es ihr gleich, und der Gesundheitsminister erklärte, er habe den ganzen Tag im Pulli gearbeitet.

Emmanuel Macron muss sich hingegen etwas Neues einfallen lassen, denn er trug schon immer gerne einen schicken schwarzen "col roulé" (Rollkragen). Kann der hehre Président de la République im Elysée-Palast mit Strickmütze und -handschuhen auftreten, wenn es noch kälter wird? Noch kniffliger die Frage: Welcher Energiespar-Dresscode würde zur Bundesregierung in Wien passen? (Stefan Brändle aus Paris, 4.10.2022)