Wien – Lange, weite Parkflächen. Auf dem Asphalt wirbelt das erste Herbstlaub herum. Es wird vom Fahrtwind des Dauerverkehrs zum Fliegen angeregt. Der nie endende Strom an Autos passt eigentlich nicht zu dem Bild, das sich neben der Straße darstellt: Parkplätze sind im 22. Gemeindebezirk im Überfluss vorhanden. Fahrzeuge abstellen dürfen hier jedoch nur noch Personen mit Wiener Parkpickerl oder Kurzparker.

Autos aus Niederösterreich sind hier an der Wiener Stadtgrenze kaum noch zu entdecken. Und das, obwohl sich das Nachbarbundesland nur 20 Meter neben den leeren Parkflächen befindet. Denn dort beginnt das Gemeindegebiet von Groß-Enzersdorf. Jener Gemeinde im direkten Wiener Speckgürtel, die als eine der wenigen Umlandgemeinden noch über keine Kurzparkzone verfügt.

Es gibt kaum noch Gemeinden ohne Kurzparkzone. Trotz Parklösungen spüren manche Gemeinden weiterhin die Auswirkungen des Wiener Parkpickerls.
Foto: Der Standard

Denn auch der Platz um Wien herum wird für Autofahrerinnen und Autofahrer immer enger: Seit die Bundeshauptstadt die flächendeckende Kurzparkzone im Stadtgebiet eingeführt hat, drängt sich der Pendlerverkehr nach außen in den Speckgürtel. Dort wird die buchstäbliche Blechlawine vielen Gemeinden zur Last, sie wollen handeln: Perchtoldsdorf, Gerasdorf, Purkersdorf und Langenzersdorf haben etwa zeitgleich mit Wien eine eigene Kurzparkzone eingeführt.

Andere Städte hatten davor bereits Kurzparkzonen und haben dieses Jahr nach der Einführung des Wiener Parkpickerls nochmals nachgeschärft, wie etwa Baden und Schwechat. Nur noch wenige Orte und Städte besitzen ein zonenfreies Gemeindegebiet, wo freies Parken möglich ist. Zu ihnen zählt etwa die rund 12.000 Einwohner große Stadt Groß-Enzersdorf im niederösterreichischen Marchfeld.

In Groß-Enzersdorf wurde in der Autokinostraße eine neue Parkfläche geschaffen. Sie ist mittlerweile zugeparkt. In der Gemeinde wird es immer schwieriger, Parkplätze zu finden.
Foto: Der Standard/ Max Stepan

Im Gegensatz zur Parksituation in der Donaustadt bietet sich dort ein gänzlich anderes Bild. Im März glaubte man noch, ohne Parkzonen auszukommen. Nach einem halben Jahr ist für Bürgermeisterin Monika Obereigner-Sivec (SPÖ) allerdings klar: "Ohne Kurzparkzone geht es nicht mehr. Anfangs wollten wir von dieser Lösung absehen, nun sind wir bereits in Überlegung, wie wir sie umsetzen."

Zu Beginn plante die Gemeinde noch, mit zusätzlichen Parkflächen dem Pendlerfluss entgegentreten, etwa in der Autokinostraße (im Bild oben). Doch mittlerweile ist auch die neu geschaffene Parkfläche voll mit Dauerparkern.

In der Donaustadt an der Stadtgrenze sieht die Situation anders aus: Es gibt viele leere Parkflächen.
Foto: Der Standard/ Max Stepan

Ähnlich sieht es mittlerweile im Stadtzentrum von Groß-Enzersdorf aus: Dort sind alle Seitenstraßen rund um die Bushaltestellen verstellt. Die Suche nach einem freien Parkplatz gleicht jener nach einem Puzzleteil. Die Gemeinde wurde damit förmlich zu einer Kurzparkzone gezwungen. Und mit ihr fällt auch eine der letzten zonenfreien Städte rund um Wien.

Parkdruck trotz Parkzonen

In anderen Gemeinden wird bereits bei den Kurzparkzonen nachgeschärft, etwa in Perchtoldsdorf. Die Zone im Norden habe laut Bürgermeisterin Andrea Kö (ÖVP) nicht gereicht, die Autos haben sich einfach weiter in den Ortskern gestellt. "Wir haben einen extremen Parkdruck verspürt und mussten dementsprechend die Parkzone anpassen", sagte Kö. Deshalb wurde im September die ab März eingeführte Parkzone nochmals ausgeweitet. Laut Kö gibt es aber auch nach der Ausweitung im September noch immer Teilbereiche, die betroffen sind. Eine erneute Ausweitung der Kurzparkzonen sei in der Kommune deshalb ebenso denkbar.

In anderen Gemeinden im Speckgürtel steht ebenso die Einführung von Parkzonen kurz vor der Umsetzung. Zu kämpfen hat etwa die Gemeinde Zwölfaxing. Dort, rund zwanzig Busminuten von der Wiener Stadtgrenze entfernt, spürt man jedoch vor allem die Auswirkung der flächendeckenden Kurzparkzone von Schwechat. Auch Zwölfaxing überlegt, ein Kurzparkzonenmodell umzusetzen.

Flughafen als Faktor

Ebenfalls in der Schwechater Umgebung ist Fischamend. Dort sind allerdings weniger die Pendler nach Wien das Problem, sondern eine Vielzahl von Urlaubern stellt in der Gemeinde ihr Auto ab und fährt anschließend zum Flughafen. Auch in der 5500 Einwohnerinnen und Einwohner starken Gemeinde steht eine Kurzparkzone kurz vor der Umsetzung, derzeit läuft noch eine Bürgerbefragung. Geplant ist, wie in vielen anderen Gemeinden bereits existent, eine "kostenfreie" Kurzparkzone. Hier wird eine bestimmte maximale Parkdauer festgelegt. Diese solle vor allem Dauerparker vom Abstellen des Fahrzeugs fernhalten.

In einer der größten Städte rund um Wien, in Baden, wurde bereits vor der Einführung des Wiener Parkpickerls die bestehende Kurzparkzone ausgeweitet. Man habe dort ebenfalls mit einem starken Anstieg an Pendlern gerechnet, sagt Bürgermeister Stefan Szirucsek (ÖVP): "Deshalb wurden schon letztes Jahr die Parkzonen in der Stadt ausgeweitet. Damit konnte die Zahl der Dauerparker eingeschränkt werden." Bei einzelnen Abschnitten in der Stadt wird aktuell noch über eine Verschärfung der Kurzparkzone nachgedacht. "In wenigen Straßenteilen kommt es noch immer zu Parknot für Anrainer. Das sehen wir uns derzeit an", fügt Szirucsek hinzu. (Max Stepan, 4.10.2022)