Das Bundesheer will 30 Millionen Euro ins Sanitätswesen investieren – und jährlich bis zu zehn Medizinern das Studium finanzieren.

Foto: Bundesheer

Wien – Wie viele Ärzte dem österreichischen Bundesheer fehlen, kann Brigadier Sylvia Sperandio, die Leiterin des militärischen Gesundheitswesens, nicht beziffern. Nur so viel: "Wir schrammen an der Quote, die uns einsatzbereit hält." Immerhin gibt es Hoffnung auf Nachwuchs. Am Dienstag wurden sechs angehende Medizinstudenten in den Rang eines Fähnrichs befördert. Sie sollen Studium und militärischen Dienst verbinden und dem Bundesheer auf insgesamt 20 Jahre zur Verfügung stehen.

Auswahl von sechs aus 135

Interessiert für das neue Modell, bei dem man während des Studiums rund 1.000 Euro pro Monat verdient, hatten sich 118 junge Männer und 17 junge Frauen. 20 Soldaten und eine Soldatin, die sich vorher für eine Kaderausbildung qualifizieren mussten, traten dann im Juni zu einem vom Bundesheer mit einem externen Unternehmen in Wels organisierten Medizin-Paukerkurs an – fünf Chargen und ein Unteroffizier schafften schließlich (wie 674 andere) den Aufnahmetest an der Med-Uni Wien.

In den kommenden Semestern werden die Fähnriche wie ihre zivilen Kolleginnen und Kollegen Medizin studieren, in der vorlesungsfreien Zeit wird ihnen in den Sanitätseinrichtungen des Bundesheers je nach zivilem Studienfortschritt militärmedizinisches Fachwissen vermittelt. Dabei geht es um den allgemeinen Sanitätsdienst ebenso wie um Katastrophenmedizin, ABC-Abwehr oder Fliegermedizin – was dann nach Abschluss des Studiums entsprechend vertieft werden soll.

Abwechslungsreicher Dienst

"Was auf die Studenten zukommt, ist viel Abwechslung", sagte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP) anlässlich der Beförderung der Fähnriche. Diese werden angehalten, während des Studiums viel Sport zu treiben – und anschließend an Studium und Facharztausbildung zumindest dreimal für ein halbes Jahr in einen Auslandseinsatz zu gehen. Dort hat sich der Ärztemangel nämlich zuletzt besonders deutlich gezeigt, woran SPÖ-Wehrsprecher Robert Laimer erinnert: "Es ist fünf nach zwölf für die europäische Friedensmission in Bosnien-Herzegowina. Der österreichische Sanitätszug ist empfindlich unterbesetzt. Österreichs Ruf als verlässlicher Partner steht auf dem Spiel."

Nach Ende der Verpflichtung – also im Jahr 2042 – sollen die Ärzte die Wahl haben, beim Bundesheer zu bleiben oder anderweitig "dem österreichischen Gesundheitswesen erhalten zu bleiben", wie Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hofft. Das Bundesheer selbst will die Ärzte eher halten – deshalb werden auch in den nächsten Jahren 30 Millionen Euro an Infrastruktur-Investitionen geplant.

Und im kommenden Jahr sollen wieder bis zu zehn Studienanfänger aus dem Bundesheer in das Ärzte-Ausbildungssystem übernommen werden. (Conrad Seidl, 4.10.2022)