Der österreichische Quantenphysiker Anton Zeilinger erhält den Nobelpreis.

Foto: Reuters/Leonhard Foeger

Anton Zeilinger saß gerade an seinem Schreibtisch und war in eine fertigzustellende Publikation vertieft, als ihm seine Sekretärin ein Telefonat aus Schweden durchstellte. Die Unterbrechung dürfte den Quantenphysiker nur kurz verärgert haben: Zeilinger wird gemeinsam mit John Clauser und Alain Aspect mit dem diesjährigen Physiknobelpreis ausgezeichnet.

Der prestigereiche Preis geht erstmals seit Jahrzehnten an einen gebürtigen Österreicher, der auch einen Großteil seiner wissenschaftlichen Laufbahn hier verbracht hat.

Geehrt wird Zeilinger für seine grundlegenden Beiträge zu Quantenphysik, durch die er auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde. So brachte ihm die erfolgreiche Teleportation von verschränkten Quantenteilchen den Spitznamen "Mr. Beam" ein. Zunächst war er davon wenig angetan, weil die Assoziation mit Star Trek zu Missverständnissen führen könnte. Später sagte er: "Wenn sich dadurch mehr Leute vorstellen können, was wir gemacht haben, dann soll es mir recht sein."

Dialogbereiter Wissenschaftsvermittler

Geboren wurde Anton Zeilinger 1945 in Ried im Innkreis. Er studierte Mathematik und Physik in Wien und promovierte in Festkörperphysik bei Helmut Rauch. Seine erste Professorenstelle erlangte Zeilinger an der Uni Innsbruck, 2003 folgte er einem Ruf an die Uni Wien. Zudem war er von 2013 bis 2022 Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Neben seiner akademischen Tätigkeit setzte sich Zeilinger auch für Forschungspolitik ein. So gab er den Anstoß für die Gründung des Institute of Science and Technology Austria (ISTA) – wenngleich er von der Gründung im niederösterreichischen Maria Gugging wenig begeistert war.

Dem Credo folgend, dass es keinen Unterschied macht, woher gute Ideen kommen, engagierte sich Zeilinger für disziplinenübergreifenden Dialog und tauschte sich wiederholt mit dem Dalai Lama, Gehirnforschern, Philosophinnen und Künstlern zu Wirklichkeit, Zufall und dem Informationsbegriff aus.

Grenzen überschritten hat Anton Zeilinger auch in seiner Bereitschaft zum Dialog mit der Öffentlichkeit. So gab er auch Boulevardzeitungen Interviews zu einer Zeit, als andere Wissenschafter und Wissenschafterinnen darum noch einen großen Bogen machten.

Mit populärwissenschaftlichen Büchern begeisterte Zeilinger ein breiteres Publikum für Quantenphysik. Durch die prestigereiche Auszeichnung dürfte das auch weiterhin gelingen. (Tanja Traxler, 4.10.2022)