Kein Anzug: Lockere Outfits sieht man an Dominik Wlazny oft, das Stereotyp eines Bundespräsidenten erfüllt er damit nicht.
Foto: Regine Hendrich

Wien – Dominik Wlazny spielt als Marco Pogo mit seiner Band Turbobier Punk-Rock, er impft Menschen, und er kandidiert für das Amt des Bundespräsidenten. Er will das Amt aktiv anlegen, fordert Bewerbungen für Ministerjobs und steht einer Cannabis-Legalisierung in Österreich offen gegenüber.

STANDARD: Bislang sind Sie mit Ihrem Künstlernamen Marco Pogo in der Öffentlichkeit aufgetreten. Nun geben Sie sich mit Ihrem echten Namen Dominik Wlazny deutlich seriöser. Wer würde schlussendlich in der Hofburg sitzen? Marco Pogo oder Dominik Wlazny?

Wlazny: Dominik Wlazny tritt zur Wahl an, steht auf dem Wahlzettel und würde schließlich in der Hofburg sitzen. Marco Pogo ist eine Kunstfigur, steht auf der Bühne und äußert sich nur satirisch und nicht mehr als Politiker.

STANDARD: Aber wie lassen sich diese zwei Persönlichkeiten für das Amt des Bundespräsidenten vereinen?

Wlazny: Das kann man insofern gut trennen, weil Marco Pogo eine Kunstfigur ist und sich satirisch zu anderen Themen äußert als Dominik Wlazny. Ich trete nicht als Kunstfigur an.

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STANDARD: Würden Sie als Präsident weiterhin als Marco Pogo für Ihre Band Turbobier auftreten?

Wlazny: Es gibt für den Bundespräsidenten ein Berufsverbot. Es ist das höchste Amt im Staat, und es gibt in der Tat große Aufgaben zu bewältigen. Da soll und kann man keinen Nebentätigkeiten nachgehen. Marco Pogo kann damit seinen großen Traum leben und in Frühpension gehen.

STANDARD: Im Jahr 2014 haben Sie die Bierpartei gegründet, zu Beginn noch als Spaßpartei. Für eine ernstzunehmende politische Partei ist das nicht der seriöseste Name. Warum sollte man einen Politiker wählen, der Obmann einer Spaßpartei ist?

Wlazny: Ich würde sagen, man misst die Partei an ihren Taten. Die Partei hat unzählige Anträge eingebracht, die mit dem Wort Spaßpartei nicht in Verbindung stehen. Die Partei hat zwar einen provokanten Namen, aber macht seriöse Arbeit.

STANDARD: Der Name Bierpartei könnte dennoch einige Leute abschrecken, glauben Sie nicht?

Wlazny: Das sind Oberflächlichkeiten. Man sollte Menschen an ihren Taten messen.

STANDARD: Auf dem Wahlzettel sind viele rechte Kandidaten zu finden. Sind Sie eine linke Alternative zu Alexander Van der Bellen?

Wlazny: Ich sehe mich als einzige wählbare Alternative zu Alexander Van der Bellen.

STANDARD: Aber wo verorten Sie sich in der politischen Landschaft?

Wlazny: Ich habe einen gefestigten Wertekompass, und ich weiß, wofür ich stehe. Wo man mich im politischen Spektrum verortet, ist die Aufgabe von Peter Filzmaier.

STANDARD: Sie wollen ein aktiver Bundespräsident sein. Wie würde diese Aktivität aussehen?

Wlazny: Vorrangig ist es für mich, Diskussionen anzuregen. Ich will Dinge offen ansprechen, die in diesem Land falsch laufen.

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STANDARD: Sie wollen auch als Präsident Bewerbungskriterien für Ministerinnen und Minister einführen. Was müsste man nach Ihrer Meinung für das Amt mitbringen?

Wlazny: Kompetenz und eine klare Vision für das Amt. Dafür wünsche ich mir eine unabhängige und transparent agierende Kommission, die die Vorschläge bewertet. Wenn eine Person dabei ist, für die sich das nicht ausgeht, muss sich jemand anderer für das Amt bewerben. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass die reine Eignung aufgrund der Beurteilung einer politischen Partei nicht ausreicht.

STANDARD: Das heißt, Sie würden unter bestimmten Kriterien manche Ministerinnen nicht angeloben?

Wlazny: Wenn die unabhängige Kommission zur Entscheidung gelangt, eine Person sei nicht geeignet, dann würde ich auf die Entscheidung der Kommission hören.

STANDARD: Sie waren vor kurzem in der "Zeit im Bild" bei Armin Wolf. Sie haben davon gesprochen, dass Sie schon einmal einen Joint geraucht haben. Würden Sie sich als Präsident für die Legalisierung von Marihuana einsetzen?

Wlazny: Einen Diskurs darüber in Österreich anzuregen, halte ich für längst überfällig.

STANDARD: Glauben Sie, dass die Stichwahl realistisch für Sie ist?

Wlazny: Das weiß man erst am 9. Oktober. Aber es gibt eine STANDARD-Umfrage, die mich Kopf an Kopf mit FPÖ-Kandidat Walter Rosenkranz sieht.

STANDARD: Wenn es mit dem Amt des Bundespräsidenten nichts werden sollte, wie würde Ihre politische Laufbahn weitergehen?

Wlazny: Das kann ich derzeit nicht sagen. Ich weiß es schlicht nicht. (Max Stepan, 5.10.2022)