Rechtzeitig nach einer Corona-Infektion eingenommen, können die antiviralen Medikamente das Risiko für einen schweren Verlauf stark senken.

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Zur Verhinderung schwerer Covid-19-Verläufe sind in Österreich zwei Medikamente zugelassen, die auch von Hausärztinnen und Hausärzten verschrieben werden können. Allerdings: Das passiert nur äußerst selten, wie das Ö1-"Journal um acht" vom Mittwoch berichtet. Rund 240.000 Dosen der beiden antiviralen Medikamente sind demnach von den Herstellern Pfizer und MSD nach Österreich geliefert worden. Und die Lager dürften nach wie vor recht gut gefüllt sein, denn verschrieben wurde davon bislang nur ein knappes Fünftel – und das vor allem in den beiden östlichen Bundesländern Wien und Niederösterreich.

Im Bezug auf die Medikamente müsse "noch weitere Aufklärungsarbeit betrieben werden", sagt die Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit, Katharina Reich, auf Ö1. Es scheine nach wie vor "Informationsdefizite zu geben". Man sei aber stetig dabei, "im niedergelassenen Bereich voranzukommen", und arbeite eng mit der Apotheker- wie der Ärztekammer zusammen, um "Ängste zu nehmen" und weiter aufzuklären. Zusätzlich zur Impfung gebe es eine weitere Möglichkeit, Covid-19 zu bekämpfen, sei die Botschaft.

Lungenfacharzt sieht gute Verträglichkeit

Die vorhandenen Wirkstoffe in Tablettenform sollen verhindern, dass sich das Virus im Körper stark vermehrt und etwa Zellen in der Lunge oder anderen wichtigen Organen befallen und zerstören kann. Für die Wirksamkeit ist es aber nötig, die Medikamente in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung, also bereits in den ersten Tagen nach der Infektion, zu verabreichen. Bei bereits weit fortgeschrittener Erkrankung ist es zu spät für die Einnahme. Besonders empfohlen werden die Medikamente Personen mit (chronischen) Vorerkrankungen beziehungsweise starkem Übergewicht.

Die Zurückhaltung bei der Gabe von Corona-Medikamenten könnte einerseits mit dem bei Omikron im Vergleich etwa zur Delta-Variante weniger ausgeprägten Beschwerdebild zu tun haben, sagt Arschang Valipour, Lungenfacharzt und Vorstand der Abteilung für Innere Medizin und Pneumologie an der Klinik Wien-Floridsdorf. Andererseits gebe es bei beiden Medikamenten Interaktionen mit anderen Wirkstoffen. Deshalb müsse man sich mit etwaigen Wechselwirkungen auseinandersetzen, wenn man andere Medikamente regelmäßig einnehme.

Auch bei Omikron hätten aber gerade Risikogruppen ein nach wie vor erhöhtes Risiko, einen schweren Verlauf zu bekommen, sagt Valipour – auch wenn die Impfung die Gefahr eines schweren Verlaufs deutlich reduziert. Besonders für diese Personen sei es daher empfohlen, zu Beginn einer Corona-Erkrankung auf die Medikamente zurückzugreifen. Zudem gebe es Hinweise darauf, dass nach Verabreichung eines der Wirkstoffe die Erholungszeit nach einer Erkrankung kürzer sein und ein geringeres Risiko für Long Covid bestehen könnte. Auch die Verträglichkeit der antiviralen Medikamente ist laut Valipour gut. (Martin Tschiderer, 5.10.2022)