Fuckboy (der; Plural: Fuckboys, selten auch: Fuckboi, Fuckbois)

Endlich gibt es ein männliches Pendant zur "Schlampe" – es hat ja auch nur 2.000 Jahre gedauert. Ein Fuckboy ist ein Typ, der sich sexuell auslebt, nicht wirklich an einer Beziehung interessiert ist und Frauen oder Männer ausnutzt – weil wirklich offen kommuniziert er das ja natürlich nicht. Er weiß, er ist begehrenswert, dass er immer jemand für eine Nacht findet – und spielt damit. It's a whole lifestyle.

Pick-me-Girl (das; Plural: Pick-me-Girls)

Pick-me-Girl ist ebenfalls kein positiv konnotierter Begriff: Zum einen biedern sie sich an Männer an, umgeben sich auch nur mit ihnen. Dazu behaupten Pick-me-Girls von sich, dass sie ganz anders als andere Frauen in ihrem Alter seien. Zum Beispiel weniger dramatisch, weniger zickig. Sie gehen vor allem eher Männern zugeschriebenen Hobbys nach. Auf diese Weise bekommt das Pick-me-Girl Aufmerksamkeit und Bestätigung von Männern. Da spielt eine subtile Form von Misogynie, also Frauenhass, rein: Pick-me-Girls machen andere Frauen runter, damit sie selbst im Rampenlicht der Aufmerksamkeit der Männer stehen können.

Elevator Boys (die; Pluraletantum, weil die Boys immer nur in Gruppen auftreten)

Die Elevator Boys sind kein generisches Jugendphänomen, aber im deutschsprachigen Tiktok-Raum sind sie so etwas wie Stars? Ja, das Fragezeichen wurde bewusst gesetzt. Fünf objektiv gesehen attraktive junge Männer stehen lässig im Lift, die Tür öffnet sich, sie starren den Zuseher, die Zuseherin des Videos an. Sie fragen sich, was noch kommt? Nun: nichts. Mit diesem inhaltlichen Konzept sind die Elevator Boys berühmt geworden, selbst TV-Moderatorin und Model Heidi Klum hat ein Video mit den Jungs gepostet. Wir leben in Zeiten, in denen schon sehr wenig für sehr viel Ruhm und Geld gereicht. Was machen übrigens Sie für Ihren Lohn?

E-Boy/E-Girl (der, die; Plural: E-Boys, E-Girls)

Jede Generation hatte ihre mehr oder weniger sonderbaren subkulturellen Auswüchse: Da waren die Krocha, die Skater, die Emos – und auch die Gen Z hat die E-Boys und E-Girls. Sie sind eine Weiterentwicklung der Emos (eine Kurzform von Emotional Hardcore), verbinden aber Internetkultur (daher in diesem Fall das E, von elektronisch, also das Internet) und Street-Mode aus Japan und Korea, Stichwort K-Pop. Das Magazin "Dazed" beschreibt den Stil mit "ein bisschen Bondage, ein bisschen Baby". Denn Sex und sexualisiertes Äußeres ist ebenso Teil des E-Boy- und E-Girl-Styles. Sie tragen gerne Nagellack, Make-up, Chokers, oversiztes Gewand, gefärbte Haare und Mittelscheitel.

Slay (Substantiv: das Slayen; auch als Ausruf; oft in Verbindung mit "Slay Gurl" oder "Slay Queen")

Kain hat seinen Bruder Abel geslayt, auf mörderische Weise. Im übertragenen Sinne kann man den Begriff auch verwenden, wenn man bei seiner kunsthistorischen Präsentation über die Kapitelle bei Säulen so richtig abliefert. Man hat dann die "Präsi geslayt". Aber das geht auch in anderen Kontexten als affirmativer Ausruf: Hat jemand ein tolles Outfit an: Slay! Reißt jemand den Traumtypen im Club auf: Slay! Schreibt jemand einen unterhaltsamen und informativen Artikel über Jugendsprache: Slay!

Twink (der; Plural: Twinks, auch: Skinny White Boy)

Eigentlich müsste ich hier nur ein Foto von Schauspiel-Star Timothée Chalamet posten, und der Begriff wäre ausreichend erklärt. Aber gut, hier mehr Text: Twink kommt aus der Schwulenszene und beschreibt einen dünnen, haarlosen, bartlosen, oft jungen Mann. Es gäbe da noch die Jocks, Bären, Otter – aber das ist Thema für ein anderes Glossar.

Unbehaart und schlank, ein klassischer Twink: Schauspieler Timothée Chalamet.
Foto: APA/AFP/ANGELA WEISS

Smash (häufig verwendet in der Floskel "smash or pass")

Bleiben wir bei Timothée Chalamet: Ich würde sagen, "smash". Viele andere auch. "Smash" bedeutet so viel wie: Mit ihm (oder ihr) wäre man durchaus bereit, Sex zu haben. Wenn nicht, dann wäre es ein "pass". Es ist quasi Flaschendrehen, aber im hypothetischen Rahmen. Bei den wenigsten von uns wird Timothée Chalamet zu Hause ein Partyspiel spielen.

Stan (der; Plural: Stans)

Hardcore-Fan. Also nicht irgendeine Art von Fan, ein richtig richtiger Fan. Schon fast krankhaft besessener Hardcore-Fan.

Alpha Male (der; Plural: Alpha Males)

Ein Alpha Male ist ein Macho im klassischen Sinne, verkörpert das archaische Ur-Männliche, ist Anführer, Beschützer – im Gegensatz zum Beta Male. Die Bezeichnung kommt eigentlich aus dem Tierreich und wird vor allem in Internetmemes verwendet, bei Wissenschaftern und Wissenschafterinnen wird der Begriff, um Menschen zu beschreiben oder zu kategorisieren, kritisiert. Vermutlich alles Betas.

-ussy (Suffix)

Jetzt wird es NSFW, not safe for work, also nix für die Arbeit, denn es geht um Sex (tun Sie nicht so überrascht, ha!). Mit der Endung -ussy werden allerlei Dinge beschrieben, die eine Art Öffnung sind, kommt das Suffix auch vom englischen Begriff für Vagina: Pussy. Bekanntes Beispiel ist die Thrussy, eine Amalgamierung aus Throat, die Kehle, und Pussy, die gerne im Kontext des Oralsex verwendet wird. Gleichzeitig hat es eine andere Bedeutung, nämlich wenn jemand sein Herzblut in etwas steckt. Wie ich, der seine Kevussy in diesen Artikel steckt. Oder Sie als Leserin, Leser, die ihre Userussy aufwenden, um das hier zu lesen. Danke!

Die zwei slayen mit ihren Outfits.
Foto: https://www.istockphoto.com/de/portfolio/MStudioImages

Mood (die; Ausdruck)

Mit dem Begriff Mood drückt man Zustimmung aus oder bestätigt eine Gefühlsregung. Wenn die Katze müde dreinschaut, dann sagt man Mood. Man findet sich in der Situation, im Gefühl wieder. Weil wer ist nicht selbst immer müde? Man kann es auch als Alternative zum Begriff Same verwenden. Wirkt vielleicht etwas emotionslos, aber so ist die Jugend von heute.

POV (ohne Artikel)

Steht für "Point of View", also Sichtweise, Blickpunkt. Beispiel: Ich poste ein Foto einer Schlange vor einem Postamt und schreibe die Caption: "POV: Wie ich seit 2 Stunden versuche meine Sodexo-Gutscheine abzuholen."

GOAT (der oder die; Akronym)

Nein, es geht hier nicht um Ziegen, obwohl es beim schnellen Drüberlesen oft so aussieht. Und nein, Cher hat in einem ihrer Tweets die verstorbene Queen Elizabeth II. auch nicht als Ziege bezeichnet, sondern als "greatest of all time", die beste aller Zeiten. Dafür steht nämlich das an den Bock erinnernde Akronym. Es ist also ein sehr lobpreisendes Kompliment. Aber Achtung, wenn sie auf der Straße als Ziege bezeichnet werden: Das ist dann wahrscheinlich eine Beleidigung.

Bop (der oder ein; Plural: Bops)

Der Corn-Song oder "Yerushalayim" des jüdisch-orthodoxen Miami Boys Choir sind nicht umsonst virale Songs auf Tiktok (also zu dem Zeitpunkt, wo dieser Artikel geschrieben wird. Nächste Woche schaut schon wieder alles anders aus). Sie sind eingängig, besitzen eine gute Melodie, klassische Ohrwürmer halt. Wie eben sehr viele gute Songs der Musikgeschichte. Und besonders gute Songs werden als Bop bezeichnet.

Tea (selten auch: T; nicht zu verwechseln mit T, Slang für Crystal Meth)

Klassischer Fall, dass hier die Bedeutung eines Wortes verändert wird. Es geht beim Tea nämlich um Klatsch, um Gossip, um Hot Gos, um brandheiße News. Haben Sie den Konnex schon verstanden? Heiß – heißer Gossip – heißer Tee – Tee bzw. Tea als Synonym für Tratsch. Man "spillt den Tea", teilt also den neuesten Tratsch aus, wenn man sich mit Freundinnen und Freunden trifft. (Kevin Recher, 6.10.2022)