Im Juli dieses Jahres verkündete Russland das Ende der Zusammenarbeit beim Projekt ISS. Nach dem Jahr 2024 wollte die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos aus dem Kooperationsbetrieb der Internationalen Raumstation aussteigen, um sich stattdessen um den Aufbau einer eigenen Raumstation im Erdorbit namens Ross zu kümmern. Mitte August stellte Roskosmos bei einer Rüstungs- und Industriemesse nahe Moskau auch schon ein Modell der geplanten Raumstation vor, die künftig zumindest zeitweise Menschen beherbergen sollte.

Russlands Raumfahrtbehörde Roskosmos will ihre Beteiligung an der Internationalen Raumstation nun doch über das Jahr 2024 hinaus verlängern.
Foto: Nasa

In die Verlängerung

Jetzt ist offenbar wieder alles anders: Wie Roskosmos mitteilte, wolle Russland seine Beteiligung an der ISS nun doch über das Jahr 2024 hinaus verlängern. Der Chef des russischen Programms für bemannte Raumfahrt, Sergej Krikalew, erklärte am Montag, dass Roskosmos begonnen habe, "mit unserer Regierung unsere Beteiligung am ISS-Programm zu diskutieren".

Er hoffe, dass es im nächsten Jahr die Genehmigung dafür geben werde. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine am 24. Februar haben sich die schon zuvor angespannten Beziehungen zwischen Russland und den USA weiter verschlechtert.

Eigene Station wird dauern

Krikalew räumte nun ein, dass der Bau einer neuen eigenen Station dauern würde, "also werden wir wahrscheinlich weiterfliegen, bis wir eine neue Infrastruktur haben werden". Ursprünglich hatte es im russischen Staatsfernsehen geheißen, der Start der ersten Aufbaustufe könne bereits 2025, spätestens aber 2030 erfolgen. Die zweite Aufbauphase sollte demnach zwischen 2030 und 2035 abgeschlossen werden.

Krikalew äußerte sich während einer Nasa-Pressekonferenz anlässlich des für Mittwoch geplanten Starts einer Space-X-Rakete, die unter anderem eine russische Kosmonautin zur ISS bringen soll. Die ISS-Partner USA, Russland, Europa, Kanada und Japan haben sich verpflichtet, das gemeinsame Weltraumlabor bis 2024 zu betreiben. US-Vertreter haben jedoch schon angekündigt, bis 2030 weitermachen zu wollen. Die Raumfahrt ist einer der wenigen Bereiche, in denen Washington und Moskau trotz des Kriegs in der Ukraine weiter kooperieren. (red, APA, 5.10.2022)