Auf Teamchefin Irene Fuhrmann kommen wilde, weil entscheidende Wochen zu. Will man zur WM, muss gewonnen werden.

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WM-Playoff Ticker: Schottland vs., Österreich ab 20.35 Uhr

In Glasgow regnet es dieser Tage. Das ist in etwa so überraschend wie die Wortmeldungen vor dem Showdown zwischen Schottland und Österreich: "Ich denke, es ist ein 50:50-Spiel. Wir können es realistisch einschätzen, dass ein richtig starker Gegner wartet", sagte zum Beispiel Teamchefin Irene Fuhrmann. Ihr Gegenstück, also Schottlands Übungsleiter, ist der Spanier Pedro Martinez Losa. Auch der 46-Jährige zollte Respekt: "Sie haben sich nicht nur bei der EM, sondern auch in der WM-Qualifikation sehr gut geschlagen."

Die EM-Endrunde und die WM-Qualifikation sind bereits nahe Vergangenheit. Österreich spielte sich in England einmal mehr in die Auslage des europäischen Fußballs. Das Ausscheiden im Viertelfinale gegen Deutschland (0:2) steht rückblickend also quasi auf der Habenseite. Aber weil im Fußball das Vergangene nur dann zählt, wenn es richtig lange her ist, ist das schon wieder fast vergessen. Österreich war noch nie bei einer WM. Mit dem Rückenwind des Aufwinds der vergangenen Jahre soll sich das jetzt ändern. Die Endrunde findet im Juli und August 2023 in Australien und Neuseeland statt.

Der Weg der Geschichte

Die Möglichkeit auf Historisches wurde in den vergangenen Tagen immer wieder betont. Die Spielerinnen wissen das, die Trainerin weiß das, alle anderen wissen es jetzt auch. Sollte man sich gegen Schottland durchsetzen, würde man in der nächsten Playoff-Runde am Dienstag in St. Pölten auf Irland treffen. Allerdings lösen am Ende nur die beiden punktbesten Teams (inklusive Qualifikation) das WM-Ticket. Der dritte Playoff-Sieger muss im Februar 2023 in Neuseeland ins Interkontinental-Playoff. Klingt kompliziert, ist es auch.

Andererseits könnten die Vorzeichen nicht einfacher sein: Österreich muss alles gewinnen, dann geht es zur WM. Gegen Schottland hat man das noch nie geschafft: 2017 setzte es beim Zypern Cup eine 1:3-Niederlage. Zuvor hatte Schottland im Rahmen der WM-Quali für die Endrunde 2003 zweimal (5:0, 2:1) die Oberhand behalten. Die Aussagekraft ist überschaubar. Fuhrmann: "Es wird ein sehr zweikampfbetontes, laufintensives Spiel werden." Die Schottinnen sind eine Konstante im europäischen Frauenfußball, auch wenn die großen Highlights fehlen. Immerhin: Im Gegensatz zu Österreich konnte man sich schon für eine WM (2019) qualifizieren. Die EM 2022 in England wurde aber verpasst. Viele Hoffnungen Schottlands liegen auf Caroline Weir. Die 27-jährige Offensivspielerin wechselte heuer von Manchester City zu Real Madrid, gilt als Aushängeschild des schottischen Teams. Neben Weir sind Erin Cuthbert von Chelsea und Martha Thomas von Manchester United Stützen der Gastgeberinnen.

Fuhrmann hat sich freilich mit Schottland beschäftigt: "Wir wissen, was auf uns zukommt." Die Wienerin kann nahezu aus dem Vollen schöpfen, nur Marie-Therese Höbinger fehlt wegen einer Knieverletzung. Wieder dabei ist Maria Plattner, die die EM wegen eines Schlüsselbeinbruchs verpasst hat.

Hoffen auf Zinsberger

Mittelfeldspielerin Sarah Zadrazil weiß um die Aufladung der Partie Bescheid, gibt aber Entwarnung: "Uns liegen Druckspiele ganz gut, das haben wir auch bei der Euro bewiesen", sagte die 29-Jährige. Von einer Favoritenrolle wollte sie nichts wissen: "Alle Zweitplatzierten sind so ziemlich eine Kategorie." Zadrazil wird und will auch in Glasgow eine Schlüsselrolle spielen. Sie ist bekannt für ihr Timing auf dem Platz.

Apropos Timing: Die Salzburgerin überstand erst kürzlich eine Corona-Infektion, zeigte mit einem Traumpass zum 1:0 durch Linda Dallmann beim 4:0-Sieg ihrer Bayern am Wochenende, dass die Form stimmt. Viel wird auch von Keeperin Manuela Zinsberger abhängen: Gegentore sind immer blöd, in K.-o.-Duellen aber besonders unangenehm. Gut, dass die Arsenal-Torhüterin achtmal in Folge in der Liga zu null gespielt hat, was einen Rekord bedeutete. Und auch in England regnet es recht viel. (Andreas Hagenauer, 6.10.2022)

Frauen-Fußball-WM-Playoff (1. Runde) am Donnerstag:

Schottland – Österreich
Glasgow, Hampden Park, 20.35 Uhr, live ORF 1, SR Jana Adamkova (CZE)

Schottland: Alexander – Brown, Corsie, Beattie, Docherty – Graham, Cuthbert, Weir – Clelland, Thomas, Emslie

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Wenninger, Georgieva, Hanshaw – Puntigam, Zadrazil – Hickelsberger-Füller, Feiersinger, Dunst – Billa

Es fehlt: Höbinger (Knieverletzung)

Bisherige Duelle Österreich – Schottland (3 Niederlagen, 2:10 Tore):

29. September 2001: WM-Qualifikation 1:2 (heim)

5. Mai 2002: WM-Qualifikation 0:5 (auswärts)

6. März 2017: Zypern Cup/Testspiel 1:3 (auf Zypern)

Spielplan Europa-Playoff:

1. Runde (Donnerstag):

Schottland – ÖSTERREICH (20.35 Uhr)
Portugal – Belgien (19.00)
Wales – Bosnien-Herzegowina (20.15)

2. Runde (Dienstag):

ÖSTERREICH/Schottland – Irland
Portugal/Belgien – Island
Schweiz – Wales/Bosnien-Herzegowina (19.00)

Zwei der drei Sieger lösen danach das WM-Ticket, einer muss im Interkontinental-Playoff im Februar 2023 in Neuseeland antreten.