Mehr als unscharfe Handyvideos gibt es von Michael Brunner auf Tiktok nicht.

Michael Brunner, Bundespräsidentschaftskandidat der Impfgegnerpartei MFG, macht es einem nicht leicht: Um den Wiener Anwalt und Parteigründer in den sozialen Medien zu finden, muss man schon ein wenig Spürsinn mitbringen – und den von seiner Partei ausgelegten Brotkrumen folgen.

Noch am größten ist Brunners Präsenz auf Facebook. Dort betreibt er eine Seite mit 2.957 Followern, was ihm den letzten Platz unter den Bewerbern um das Amt des Bundespräsidenten einbringt. Brunners Seite ist darüber hinaus als Fanseite gestaltet, eine Interaktion mit ihm oder seinem Wahlkampfteam ist da nur sehr eingeschränkt möglich. Fast scheint es, als würde man darauf ohnehin keinen großen Wert legen, denn die meisten Postings bestehen nur aus Links und Querverweisen auf die Parteihomepage oder Reposts von TV-Interviews.

Social Media? Fehlanzeige

Ähnlich lieblos ist der Video-Content, das letzte "wöchentliche" Videostatement von Michael Brunner ist bald zwei Monate alt, dabei schien dieses Format mit fast 394 Likes beim Facebook-Publikum noch am besten anzukommen. Blickt man in die Kommentarbereiche, wird schnell klar, warum der Auftritt der MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) nicht besonders gepflegt wird – fast scheint es, als könne man hier nicht viel gewinnen.

Zwischen Fanpostings kommt immer wieder sehr harte Kritik an Brunner und dem Kurs der Impfgegnerpartei zum Ausdruck: "Zum Tod eines Innviertler Gemeinderates, der ausgerechnet an jener Krankheit gestorben ist, die er zuvor verharmlost hat, kam noch nichts von ihm. Zur Rieder Gemeinderätin, die Ärzte als 'Verbrecher' beschimpft hat, kam ebenso nichts. Zu der Ärztin, die Selbstmord beging, weil sie von radikalen Impfgegnern bedroht wurde, kam ebenso kein Wort", fasst es ein Nutzer zusammen.

Vor allem Brunners Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine wird gerne hart kritisiert. Natürlich sind auch die klassischen Schmähs aus der Zeit der großen Corona-Demos dabei: Immer wieder warnen User scherzhaft vor Impftauben und Spritzen aus Kanaldeckeln.

Drüben auf Instagram schwebt der Account des 61-Jährigen im scheintoten Modus: Die versprochenen spannenden Einblicke in die Kandidatur zur Bundespräsidentenwahl drücken sich in Postings von drei Wahlplakaten und vier Fotos aus. Das jüngste der gezählten sieben Postings ist zwei Wochen alt.

Kann Tiktok den Social-Media-Auftritt Brunners retten? Nicht wirklich: Einen eigenen Account hat der Autor eines Gedichtbandes mit dem Titel "Heimkehr" nicht. Stattdessen postet die Partei für ihn recht lieblose Zusammenschnitte aus Reden mit bescheidener audiovisueller Qualität. Deutlich prominenter und beim Tiktok-Publikum erfolgreicher ist hier noch der zurückgetretene Bundesgeschäftsführer Gerhard Pöttler vertreten. Dieser legte kurz nach der Tiroler Landtagswahl und dem verpassten Einzug der MFG in den Landtag wegen interner Differenzen sein Amt nieder.

Punkten konnte Brunner in der Online-Community zuletzt mit einem anderen Thema: als er auf Puls 24 ein AMA-Gütesiegel für Cannabis vorschlug. "Brunner ist mir gerade zum ersten Mal sympathisch", heißt es da auf Twitter. (red, 6.10.2022)