Über eine 60 Meter lange Brücke gelangt man ins Kaltbadehaus.

Foto: Karin Cerny

Der Blick geht vom Kaltbadehaus nur aufs offene Meer, man fühlt sich wie auf einem Schiff.

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Metalltreppen führen ins Meer, ein Thermometer zeigt die Wassertemperatur an.

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Der Blick vom gemütlichen Rooftop-Pool auf das Kaltbadehaus.

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Was Wimbledon für die Engländer, ist Båstad für die Schweden: Jeden Sommer verwandelt sich die beschauliche Kleinstadt, rund eineinhalb Stunden nördlich von Malmö gelegen, in eine Tennis-Metropole. Gut 20.000 Besucher wuseln dann durch die engen Gassen. Im Herbst und Winter kehrt wieder Ruhe ein in dem Strandort, der wie Schweden aus dem Bilderbuch wirkt: alte Häuser aus rotem Ziegel oder Holz, eine Kirche wie eine Festung und eine schier endlose Küste.

Treffen im Whirlpool

Wer in der kalten Jahreszeit kommt, der gönnt sich ein Wellness-Wochenende – zum Beispiel im Traditionshotel Skansen: Über eine 60 Meter lange Brücke gelangt man ins sogenannte Kaltbadehus, eine Spezialität dieser Region an der Westküste, wo ab den 1820er-Jahren die ersten Kaltbadehäuser des Landes entstanden sind. Links ist die Sauna für Herren, rechts für Damen, streng getrennt, in der Mitte können sich die Geschlechter im Whirlpool treffen.

Der Blick geht von hier nur aufs offene Meer, man fühlt sich wie auf einem Schiff. Metalltreppen führen ins Meer, ein Thermometer zeigt die Temperatur an: je niedriger, desto besser. Ein paar Züge im Ozean gehören auch bei Minusgraden dazu. Wer nur im warmen Wasser abhängen möchte, der bleibt ohnehin auf dem spektakulären Rooftop-Pool des Hotels.

Sauna ist Betrug

Was machen die Einheimischen? Am nächsten Morgen spazieren sie schon früh am Meer entlang, gegen acht Uhr herrscht reges Treiben. Einzelpersonen, aber auch Paare legen trotz frischer sechs Grad Außentemperatur ihre Bademäntel ab und gehen Kaltbaden. Ganz ohne Sauna. Die meisten kennen sich, es ist eine eingeschworene Clique. Ich frage, ob sie denn auch manchmal vorher in die Sauna gehen. "Das ist doch Betrug", wirft ein älterer Herr fast wütend in die Runde. Und bekommt viel Zuspruch.

In Schweden prallen zwei unterschiedliche Kaltbadekulturen aufeinander. Und absolut jeder hat eine Meinung dazu. Kaltbaden ist in Skandinavien weniger ein Sport, mehr ein Lebensgefühl. Es geht nicht um Leistung, darum, möglichst lange im Wasser auszuhalten. Im Zentrum steht die Natur- und Körpererfahrung. Die Schweden gehen vor der Arbeit kaltbaden, um gestärkt in den Tag zu starten. (Karin Cerny, 10.10.2022)

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