Als vor etwa 1.400 Jahren Truppen des Omajjaden-Kalifats die Levante unsicher machten und damit das Ende der Spätantike im östlichen Mittelmeerraum einleiteten, versuchte jemand in der antiken Stadt Paneas in den Golanhöhen, seine monetären Besitztümer vor den muslimischen Soldaten zu verstecken. Was aus dieser Person geworden ist, lässt sich nicht mehr nachvollziehen – die Geschichte dürfte allerdings nicht gut für sie ausgegangen sein, denn der Schatz aus mehreren Dutzend Goldmünzen wurde nun von israelischen Archäologinnen und Archäologen im Fundament einer Mauer entdeckt.

Wichtige antike Stadt

An der Grabungsstätte in der heutigen Stadt Banias im Hermon River Nature Preserve im Norden Israels legte das Team der israelischen Altertumsbehörde (IAA) Überreste von Gebäuden, Wasserkanälen, einen Töpferofen und Fragmente vieler Keramik-, Glas- und Metallartefakte frei. Während der Zeit des Zweiten Tempels war Paneas, das an einer natürlichen Quelle entstand, die wichtigste Stadt in der Region.

Der Hort aus der Endzeit der byzantinischen Herrschaft über Palästina besteht aus 44 Goldmünzen.
Foto: Dafna Gazit, Israel Antiquities Authority

Die Hort aus dem 7. Jahrhundert besteht ausschließlich aus römisch-byzantinischen Solidus-Goldmünzen, darunter einige aus der Zeit des byzantinischen Kaisers Phokas (602–610). Andere Münzen waren unter dem byzantinischen Kaiser Herakleios (610–641) geprägt worden. Anhand der jüngsten Goldstücke aus Herakleios' Herrschaft konnten die Forschenden den Schatz auf die Zeit der muslimischen Eroberung des byzantinischen Palästina im Jahr 635 datieren.

Versteckt während unsicherer Zeiten

"Der etwa 170 Gramm schwere Münzschatz war vermutlich zur Zeit der muslimischen Eroberung im Sockel einer Quadersteinmauer verborgen worden", sagte Ausgrabungsleiter Yoav Lerer von der IAA. "Der Fund lässt uns vermuten, dass der Besitzer sein Vermögen in der Kriegsgefahr versteckte. Doch seine Hoffnung, eines Tages zurückzukehren, um sein Eigentum zurückzuholen, dürfte sich nicht erfüllt haben."

Der Münzschatz liefert auch einen Eindruck von der wirtschaftlichen Situation der Stadt Banias während der letzten 40 Jahre der byzantinischen Herrschaft, meinen die Forschenden. "Die meisten Münzen sind aus der Zeit Kaiser Herakleios'. Besonders interessant ist, dass man zu Beginn der Regierungszeit des Kaisers nur sein Bild auf der Münze sieht, aber bald gesellen sich Porträts seiner Familienmitglieder hinzu", sagte Gabriela Bijovsky, Numismatikerin bei der IAA.

Viele Münzen – wie etwa diese hier – trugen das Porträt des byzantinischen Kaisers Herakleios.
Foto: Dafna Gazit, Israel Antiquities Authority

Vater und Söhne

"Man kann anhand der Münzen das Aufwachsen seiner Söhne nachvollziehen – von der Kindheit an, bis ihr Bild in der gleichen Größe erscheint wie ihr Vater, der mit einem langen Bart dargestellt wird", sagte Bijovsky.

"Der Münzschatz ist ein sehr bedeutender archäologischer Fund – vor allem weil er aus einer wichtigen Übergangszeit in der Geschichte der Stadt Banias und der gesamten Region der Levante stammt", erklärten die Archäologen. Über 400 Jahre später, im Jahr 1099, kamen die Kreuzfahrer ins Heilige Land und erreichten im Jahr 1129 auch Banias. Die Ritter aus Europa befestigten die Stadt, um sie als Basis für die Einnahme von Damaskus zu nutzen, doch sie verloren die Stadt nur drei Jahre später wieder an muslimische Streitkräfte. (tberg, 7.10.2022)