US-Soldaten und ein Apache-Hubschrauber in Afghanistan.

Foto: AP/(U.S. Marine Corps photo by Sgt. Justin T. Updegraff

Damaskus – US-Streitkräfte haben im Nordosten Syriens nach eigenen Angaben einen Einsatz gegen ein "hochrangiges" Mitglied der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) ausgeführt. Ein Sprecher des Zentralkommandos der US-Armee (Centcom) sagte, der Angriff sei im Nordosten des Landes erfolgt. Bei dem Angriff sei der IS-Kommandant Rakkan Wahid al-Shammri, der den Transport von Waffennachschub und Kämpfern über die syrisch-türkische Grenze organisiert habe. Zwei Kämfer seien festgenommen worden.

Der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge handelt es sich um den ersten solchen US-Angriff in von der syrischen Regierung kontrolliertem Gebiet.

Wie das syrische Staatsfernsehen und Augenzeugen berichten, waren US-Soldaten in einem Luftlandeeinsatz mit mehreren Hubschraubern in der Ortschaft Muluk Sarai gelandet. Ein Mensch sei dabei getötet und mehrere gefangen genommen worden, hieß es im Staatsfernsehen.

Regierungsarmee kontrolliert Ortschaft

Die Ortschaft Muluk Sarai liegt 17 Kilometer südlich der Stadt Kamischli und steht nach Angaben der Beobachtungsstelle unter Kontrolle der Regierungsarmee. Nach Angaben der Aktivisten-Organisation war es das erste Mal seit Beginn des syrischen Bürgerkriegs im Jahr 2011, dass das US-Militär einen derartigen Einsatz in von der syrischen Regierung kontrolliertem Gebiet ausführte.

Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen aus einem Netzwerk verschiedener Quellen in Syrien. Die Angaben der Organisation sind von unabhängiger Seite oft kaum zu überprüfen.

Drei Hubschrauber

Ein Bewohner von Muluk Sarai sagte der Nachrichtenagentur AFP, drei US-Hubschrauber mit Soldaten an Bord seien in der Nacht in dem Ort gelandet. Die Soldaten hätten ein Haus gestürmt, einen Menschen getötet und mehrere weitere gefangengenommen. "Sie haben die Dorfbewohner über Lautsprecher aufgefordert, in den Häusern zu bleiben", berichtete der Mann.

Die USA sind Teil der internationalen Koalition zum Kampf gegen den IS. Im Juli hatte das US-Verteidigungsministeriums die Tötung des ranghöchsten IS-Anführers in Syrien, Maher Al-Agalbei, bei einem Drohnenangriff im Norden des Landes bekanntgegeben.

Anfang des Jahres war der oberste IS-Anführer Abu Ibrahim al-Kurashi bei einem nächtlichen US-Einsatz in Syrien ums Leben gekommen. Nach US-Angaben sprengte er sich selbst in die Luft, um seiner Gefangennahme zu entgehen.

Seit die Dschihadistenmiliz im März 2019 die Herrschaft über das letzte von ihr kontrollierte Gebiet in Syrien verloren hat, verstecken sich die meisten verbliebenen IS-Kämpfer in Unterschlüpfen in der syrischen Wüste. Von dort aus greifen sie immer wieder kurdische Kämpfer sowie Soldaten der syrischen Regierungsarmee an. Auch verüben sie Anschläge im benachbarten Irak. (red, APA, AFP, 6.10.2022)