Galerist Johann König vor dem Kleinen Haus der Kunst in Wien.

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Wien – Nur kurz währte der Aufenthalt des Ablegers der König Galerie in Wien. Erst im Oktober 2021 hatte der Berliner Stargalerist Johann König seine Dependance im Kleinen Haus der Kunst gegenüber der Secession eröffnet. Diese soll demnächst aber schließen, wie die "Presse" am Freitag berichtete. Auf STANDARD-Anfrage wurde die Information seitens der Galerie bestätigt. Bis Ende Oktober läuft noch die aktuelle Ausstellung mit Skulpturen von Alicja Kwade, am 28.10. wird die finale Finissage gefeiert – dann ist es vorbei.

Überraschend dabei ist, dass nun von einem temporären "Pop-up" gesprochen wird. Obwohl bis dato nie von einer zeitlichen Begrenzung die Rede war. Der Mediensprecher der Galerie entgegnet: "König Wien war ein Pop-up-Projekt für ein Jahr." Ähnliche Spaces habe es bereits in Tokio und in Monaco gegeben, der nächste sei in Mexiko geplant. Der Vertrag mit Galerieleiterin Katharina Abpurg war angeblich von Anfang an auf diesen Zeitraum beschränkt.

Reduktion oder Rückzug?

Bei der Eröffnung vor einem Jahr wurde hingegen ein Programm mit jeweils vier Ausstellungen jährlich angepriesen. Und erst bei der Ausstellung neuer Skulpturen von Erwin Wurm im Februar 2022 sprach König sogar von neuen Präsentationen alle zwei Monate und kündigte digitale Kunst an. Von den anfänglich kursierenden Informationen, es handle sich um keine "Verkaufsgalerie", distanzierte man sich zunehmend. Dem Vernehmen nach war der Verkaufserfolg des Galeriestandortes in Wien unter den Erwartungen geblieben.

Gastronom und Neues-Haus-der-Kunst-Betreiber Martin Ho sei bereits informiert worden, so der Mediensprecher. Laut Aussage von Hos Pressesprecher soll die Kooperation mit Johann König allerdings weitergehen. Lediglich das Ausstellungsprogramm soll aufgrund der steigenden Stromkosten stark reduziert werden, heißt es. "Wir wissen von keiner Schließung", so der Pressesprecher auf Anfrage.

Johann König gilt als prominenter deutscher Galerist, der mit seinen teils unkonventionellen Ausstellungsformaten auch polarisiert. Seit 2015 betreibt er seine erfolgreiche Galerie in der St.-Agnes-Kirche in Berlin-Kreuzberg. Anfang September veröffentlichte die Wochenzeitung "Die Zeit" Anschuldigungen gegen König, er habe bei Kunstveranstaltungen vor mehreren Jahren mehrere Frauen sexuell bedrängt und belästigt. Der Galerist bestreitet alle Vorwürfe. Es gilt die Unschuldsvermutung. (Katharina Rustler, 7.10.2022)