In ganz Österreich sprießen dieser Tage Bäume aus dem Boden. In Wien, Graz und Salzburg etwa werden seit Anfang der Woche die Christbäume für die Weihnachtsmärkte aufgeputzt und zum Teil auch aufgehübscht.

Der Wiener Baum ist 28 Meter hoch und wiegt 3,6 Tonnen.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Besonders in Wien wird der grüne Riese am Rathausplatz Jahr für Jahr heiß diskutiert. Jedes Weihnachten wird er von einem anderen Bundesland bereitgestellt. Heuer kommt die rund 30 Meter hohe Fichte aus dem obersteirischen Admont.

Der Baum für Wien wurde bereits vor einigen Wochen ausgewählt.
Foto: Lebensressort/Binder

Im Alter von 130 Jahren wurde die Fichte vom steirischen Agrarlandesrat Hans Seitinger (ÖVP), Landesforste-Direktor Andreas Holzinger und dem Admonter Bürgermeister Christian Haider Mitte Oktober ausgewählt und der Weltöffentlichkeit präsentiert. Am 3. November, dem Hubertustag, wurde sie gefällt. Seither wartete sie auf den Transport nach Wien, wo sie am Montag aufgestellt wurde. Kurz nach 10 Uhr wurde der Baum, von einer Polizeieskorte begleitet, auf einem Sattelschlepper vors Rathaus gefahren – und dort erst einmal ausgezogen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Baumanagements beziehungsweise des Forstamts schälten ihn aus einem Transparent mit der Botschaft "Weihnachtsbaum aus der Steiermark. Vom Christkind für: Wien" und befreiten ihn von zahlreichen Spanngurten.

Zwei Kräne, ein Baum

Zwei Kräne hievten das 3,6 Tonnen schwere Exemplar schließlich vom Lastwagen und brachten es in Position. Abgeschlossen war der Akt nach etwa 40 Minuten, überwacht wurde er von Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler, zu deren Portfolio auch der Christbaum zählt.

Rund 40 Minuten nachdem der Baum auf dem Rathausplatz vorgefahren worden war, stand er an der richtigen Position.
Foto: Georg Hochmuth

Ist der schön oder doch schirch? "Schön", befand zumindest die SPÖ-Politikerin. "Der Baum ist immer Ausdruck der Relation eines Bundeslands zu Wien." Der Diskurs laufe aber mitunter anders ab, räumte Kaup-Hasler ein: "Die Bundesländer suchen aus, Wien wird gehaut."

Vom Christkind für Wien.
Foto: Stefanie Rachbauer

Seit 1959 schickt jedes Jahr ein anderes Bundesland inklusive Südtirol einen Baum in die Hauptstadt. Der erste kam 1959 aus Kärnten. Nächstes Jahr wird Südtirol den dann mittlerweile 64. Weihnachtsbaum stiften.

Illuminierung am 19. November

Die steirische Fichte wird bis zur feierlichen Illuminierung durch Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ), bei der traditionell auch der Landeshauptmann des Spenderbundeslands zugegen ist, jedenfalls noch herausgeputzt. Oder wie es Kaup-Hasler formuliert: "Er wird noch schöner." Zuständig für die Beauty-OP ist das Wiener Stadtgartenamt. Dessen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter klettern auf den Baum und verpassen ihm mit eigens angeliefertem Reisig ein dichteres Nadelkleid. Zusätzlich werden 1.650 LED-Lichter installiert.

Zwei Kräne sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des städtischen Baumanagements und des Forstamts stellten den Baum auf.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Der Bereich um den Baum wird heuer erstmals mit einer begehbaren Krippe ausgestattet. Das ist deshalb möglich, weil der Christkindlmarkt am Rathausplatz dieses Jahr kleiner ausfällt. Die Zahl der Stände wurde von 152 im Vor-Corona-Jahr 2019 um ein Drittel auf knapp 100 reduziert. Eröffnet wird der Markt ebenfalls am 19. November. In der Krippe hätten laut Stadt-Wien-Marketing, das den Weihnachtsmarkt neuerdings organisiert, sogar echte Tiere leben sollen. Aus Tierschutzgründen sei die Idee aber wieder verworfen worden. Ebenfalls eine Neuerung wird es dieses Jahr bei einem weiteren berühmten Baum auf dem Rathausplatz geben: der riesigen, mit rot leuchtenden Herzen geschmückten Platane – bekannt als Herzerlbaum. Was genau geplant ist, darüber wird allerdings noch geschwiegen.

Graz legt Meter drauf

Im Heimatbundesland der Rathausplatzfichte steht seit Montag auch ein Baum am Grazer Hauptplatz. Die Fichte aus dem weststeirischen Hirschegg ist sogar noch ein bisschen höher als die Spende an die Bundeshauptstadt: 40 Meter misst sie.

In Graz hat der Baum sogar 40 Meter Höhe.
Foto: Stadt Graz/Tautscher

Gekürzt werden musste gar der Weihnachtsbaum für die Stadt Salzburg. Der Christbaum für den 48. Salzburger Christkindlmarkt kommt in diesem Jahr aus dem Salzburger Stadtteil Schallmoos. Die 25 Meter hohe Fichte mit einem Gewicht von rund fünf Tonnen wurde am Montagvormittag geerntet. Spender des Baumes ist die Familie Lerperger, in deren Garten die Fichte rund 80 Jahre gewachsen ist. Für den Transport zum Residenzplatz musste der Baum auf 23 Meter gestutzt werden. Am Nachmittag sollte der neue Christbaum am Residenzplatz von der Salzburger Berufsfeuerwehr und dem Salzburger Gartenamt aufgestellt werden.

Die Suche nach einem geeigneten Baum ist in Salzburg aufwendig und beginnt bereits im Frühjahr. "Der ideale Baum befindet sich nicht im Wald, sondern in einem Garten oder in einer Alleinlage. Er hat eine Mindesthöhe von 24 Metern und muss gerade und gleichmäßig gewachsen sein", sagt Christkindlmarkt-Obmann Wolfgang Haider.

Der Salzburger Baum ist zwar kleiner als jener in Wien, dafür buschiger.

Wenn der Baum dann auch noch mit einem Kran erreichbar ist, habe er eine "gute Chance, als Christbaum für den Salzburger Christkindlmarkt ausgewählt zu werden". Am Residenzplatz angekommen, wird der Baum in ein mehrere Meter tiefes Loch gesenkt. Nach Schnitt und Aufstellung beträgt die endgültige Höhe des Christbaumes rund 20 Meter. Rund 700 LED-Lichter werden dem Baum in den kommenden Tagen umgehängt. Erstrahlen wird der neue Christbaum am Abend des 17. Novembers. (ook, rach, 7.11.2022)