Seit Juli 2021 sitzt Ales Bjaljazki wieder hinter Gitter.

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Viele der Aktivistinnen und Aktivisten, die das Regime von Alexander Lukaschenko in Belarus bekämpfen, sind erst in den letzten Jahren zu Oppositionellen geworden. Ales Bjaljazki, einer der Träger des Friedensnobelpreises 2022, ist bereits seit den frühen 1980er-Jahren in der Sowjetunion ein Dissident.

Als Student beteiligte er sich an Protestaktionen für einen souveränen und demokratischen Staat Belarus. Die repressiven Antworten des Regimes in Form von mehreren Festnahmen und Geldstrafen hielten ihn nicht davon ab, 1991 die Belarussische Volksfront mitzubegründen, um die gerade beginnende Demokratisierung zu unterstützen. Fünf Jahre später – da war Lukaschenko schon an der Macht – folgte die Menschenrechtsorganisation Wjasna, die politische Gefangene und ihre Angehörigen unterstützt.

Verhaftungen

2011 wurde er selbst zu einem, als er festgenommen und wegen Steuerhinterziehung zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. EU, USA und Amnesty International kritisierten das Verfahren als politisch motiviert. 2014 erfolgte die überraschende, vorzeitige Freilassung. Nach der Präsidentenwahl 2020 und den darauffolgenden Protesten, bei denen er mitwirkte, wurde er im Juli 2021 erneut verhaftet und sitzt seither im Gefängnis.

Der heute 60-Jährige ist im Alter von zwei Jahren mit seiner Familie von Russland nach Belarus ausgewandert. Er promovierte an der Nationalen Akademie der Wissenschaften in Literaturwissenschaft und arbeitete dann als Lehrer.

Viele Preise

Sein umfangreiches Engagement für Demokratie und Menschenrechte wurde bereits mehrfach gewürdigt, so etwa mit dem Homo-Homini-Preis, dem Per-Anger-Preis, dem Václav-Havel-Menschenrechtspreis des Europarates und dem Right Livelihood Award (alternativer Nobelpreis). Den Nobelpreis erhält der vielleicht bekannteste Dissident seines Landes wohl auch stellvertretend für all jene, die in Belarus gegen das Regime kämpfen, schrieb Oppositionsführerin Swetlana Tichanowskaja auf Twitter.

Ob er die Auszeichnung persönlich entgegennehmen kann, ist fraglich, auch wenn das Nobelkomitee an das belarussische Regime appelliert hat, ihn für die Preisverleihung am 10. Dezember in Oslo freizulassen.

Ehefrau Natalja Pintschuk, die er in Studienzeiten kennen- und lieben gelernt und mit der er einen Sohn hat, zeigte sich in einer ersten Reaktion "überwältigt von ihren Gefühlen" und "dankbar". Jetzt muss ihr Mann nur noch nach Hause kommen. (Kim Son Hoang, 7.10.2022)