Die ersten Wahllokale für die Bundespräsidentschaftswahl haben längst geöffnet. Die ersten werden in wenigen Stunden sogar schon wieder schließen. Bereits um 6 Uhr empfingen insgesamt sechs Lokale in Tirol und Niederösterreich Stimmwillige.

Wenn um 9 Uhr die ersten vier Urnen in Tirol und der Steiermark geschlossen werden, haben wiederum noch nicht einmal alle aufgesperrt. Bis spätestens 17 Uhr ist aber zumindest noch in manchen Teilen Österreichs Zeit – etwa in der Bundeshauptstadt–, die Stimme abzugeben. Dann schließen auch die letzten Wahllokale.

Mehr als 1.100 Wahllokale haben für die Bundespräsidentschafts-Wahl geöffnet.
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Doch schon jetzt ist es eine Bundespräsidentenwahl der Rekorde: Sechs Kandidaten wollen dem Amtsinhaber den Sitz in der Hofburg streitig machen. Mit sieben Bewerbern ist die Auswahl am Stimmzettel diesmal so groß wie noch nie zuvor.

Jung und Alt

Und weiter: Heuer kann zudem der jüngste aller bisher 51 Kandidatinnen und Kandidaten, die sich jemals für das höchste Amt im Staat beworben haben, angekreuzt werden. Dominik Wlazny, vielen besser bekannt unter seinem Künstlernamen Marco Pogo, hat mit 35 Jahren erst im vergangenen Dezember das gesetzliche Mindestalter erreicht. Amtsinhaber Alexander Van der Bellen ist zwar nicht der älteste aller Kandidaten, die es je versucht haben, aber der älteste Bundespräsident, der sich für eine zweite Periode bewirbt.

Damit könnte dann auch am Tag der Angelobung ein neuer Rekord eingestellt werden: Gewinnt Van der Bellen die Wahl, wird der älteste Bundespräsident seit Einführung der Volkswahl 1951 angelobt. Das damals gewählte Staatsoberhaupt, Theodor Körner, war der bisherige Rekordhalter – er war bei der Angelobung 78 Jahre alt. Van der Bellen ist am 26. Jänner 2023, wenn die nächste Amtszeit beginnt, zwar ebenfalls 78 Jahre alt, hat dann aber einige Tage mehr erlebt.

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Rund 6,4 Millionen Wahlberechtigte haben die Möglichkeit über das Staatsoberhaupt der nächsten sechs Jahre zu bestimmen. Neben dem Jüngsten und dem Ältesten liegt aber einiges dazwischen. Die FPÖ schickt Walter Rosenkranz ins Rennen, die MFG Michael Brunner. Außerdem stehen der ehemalige FPÖ- bzw. BZÖ-Politiker Gerald Grosz sowie Tassilo Wallentin, der bis zu seiner Kandidatur eine Kolumne in der "Krone" schrieb, und Gea-Chef Heinrich Staudinger auf dem Wahlzettel.

Das Endergebnis zur Bundespräsidentenwahl wird übrigens erst am Montag feststehen. Denn erst dann werden die Briefwahlkarten ausgezählt. Während die letzten Stimmen der klassischen Briefwahl bereits am Samstag vor 9 Uhr ins Postkastl geworfen werden mussten, kann man Wahlkarten, die man bereits daheim hat, noch in eines der rund 10.100 Wahllokale abgeben und zählt als Urnenwählerin oder Urnenwähler.

Eine Million Wahlkarten

Wahlkarten sind diesmal sehr begehrt: Insgesamt wurden fast eine Million Wahlkarten ausgestellt, wie das Innenministerium am Freitag bekannt gab: Mit rund 958.136 der insgesamt 6.363.489 wahlberechtigten Österreicher und Österreicherinnen haben rund 15,1 Prozent eine Wahlkarte beantragt. Sind Beteiligung und Rücklauf ähnlich wie 2016, bedeutet das rund 820.000 Briefwähler.

Sollte keiner der Kandidaten die 50-Prozent-Marke knacken, heißt es warten: Dann findet in vier Wochen die Stichwahl zwischen den beiden Erstplatzierten statt. Spätestens dann steht fest, wer in den kommenden sechs Jahren in die Hofburg einziehen wird – seit 1946 der Amtssitz des Bundespräsidenten.

Und in den Repräsentationsräumen der Republik kann einiges geschehen. Amtsinhaber Van der Bellen musste über 60 Mal eine Ministerin oder einen Minister ernennen. Die Angelobung und Entlassung des Kanzlers und der Regierungsmitglieder zählt zu den wichtigsten Funktionen des Staatsoberhauptes: Der Präsident ernennt den Kanzler und auf dessen Vorschlag die restlichen Ministerinnen und Minister. Bei der Zusammensetzung darf der Präsident auch mitreden. Der ehemalige Amtsinhaber Thomas Klestil lehnte etwa zwei FPÖ-Minister ab.

Ebenso hat der Bundespräsident die Möglichkeit, Ministerinnen und Minister auf Vorschlag des Kanzlers zu entlassen. Auch wenn das nicht gerade oft passiert. 2019 entließ Van der Bellen jedoch auf Wunsch von Sebastian Kurz Innenminister Herbert Kickl. (red, 9.10.2022)