Schachmatt mit dem Backenfreund? In der Praxis eher schwer umsetzbar.

Foto: Adafruit

Der Fall Niemann erschüttert die Welt der Schach-Enthusiasten. Doch ist es eigentlich auch für Hobbybastler möglich, sich über eine Hintertür helfen zu lassen? Ja, sagt das Portal Adafruit, welches Open-Source-Hardware verkauft und Anleitungen für zahlreiche Projekte liefert. Das jüngst vorgestellte Tool trägt den Namen "Cheekmate" (deutsch: "Backenfreund") und besteht aus einer Röhre, die im Körper versteckt wird und den nächsten Spielzug per Morsecode und Vibrator verrät.

Von einer Nachahmung wird an dieser Stelle explizit abgeraten. Auch bei Adafruit konnten keine freiwilligen Probanden gefunden werden, weshalb man das selbstgebaute Gerät stattdessen an einem rohen Stück Fleisch testete.

Adafruit Industries

Benötigt wird für ein derartiges Projekt unterschiedliche Hardware, darunter eine verschließbare Rühre aus nahezu unzerstörbarem Kunststoff. In dieser wird unter anderem ein Microcontroller – konkret ein Adafruit QT Py ESP32-S2 WiFi Dev Board mit STEMMA QT – platziert, der die Anweisungen via Wifi empfängt und sie an den Vibrator-Motor weitergibt. Hierbei handelt es sich um einen haptischen Motor, wie man ihn auch von Smartphones kennt.

Die Kommunikation via Vibration ist offensichtlich die einzige Option, wie die Bastler erklären, zumal optische und akustische Signale rasch entdeckt werden könnten – wobei dem Video zufolge die Vibration alles andere als subtil ist. Ebenso dürfen natürlich ein Controller für den Vibrator und ein Akku sowie das dazu passende Add-on und Kabel nicht in der Ausstattung fehlen.

So werden die Geräte miteinander verbunden.
Foto: Adafruit

Die Hardware wird miteinander verbunden, anschließend widmet man sich der Softwareseite. Hier kommt im Backend Adafruits eigene Plattform namens "Adafruit IO" zum Einsatz, welche diverse Anwendungen im Internet der Dinge ermöglicht. In ihrer Basisausstattung ist die Plattform kostenlos. die weiters benötigten Einstellungen und Codezeilen werden von den Bastlern in der Anleitung gleich mit geliefert.

Eher kein Zukunftsszenario

Müssen sich Turnierveranstalter nun also sorgen, dass mit derartigen Projekten das Schummeln für jedermann zum Alltag wird? Davon kann nicht ausgegangen werden. Denn zwar ist die Anleitungen recht verständlich geschrieben und für passionierte Bastler umsetzbar – es ist aber eher nicht davon auszugehen, dass Spieler diese Kolben künftig en masse im eigenen Körper platzieren. Nicht zuletzt auch, weil die Sicherheitsvorkehrungen auf Turnieren in Zukunft wohl noch verschärft werden. Und es entsprechend schwierig wird, den Backenfreund an den Metalldetektoren vorbei zu schmuggeln. (stm, 8.10.2022)