Juventus Turin steckt tief in der Krise.

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Massimiliano Allegri war stinksauer. Nach der peinlichen Champions-League-Niederlage bei Maccabi Haifa (0:2) schickte der Trainer von Juventus Turin seine Spieler umgehend ins Straftrainingslager. Bis zum Derby gegen den FC Turin am Samstag darf kein Profi das Juve-Trainingsgelände Continassa verlassen.

"Dies ist eine Pflicht gegenüber dem Verein, den Fans und uns selbst. Wir müssen uns gegenseitig in die Augen schauen, in der Klausur werden wir mehr Zeit zum Arbeiten und zum Ausruhen haben", betonte Allegri. An einen Rücktritt denke er nicht: "Die Herausforderung, wenn es schwierig wird, ist umso schöner. Wir müssen mit Mut, Lust und großer Leidenschaft aus dieser Situation herauskommen."

Juventus steht in der Königsklasse vor dem Aus, zudem musste Starspieler Angel Di Maria wegen einer Verletzung am rechten Oberschenkel früh ausgewechselt werden. Befürchtet wird, dass der Argentinier mindestens einen Monat lang ausfällt.

"Juve an der Klagemauer", kommentierte die "Gazzetta dello Sport" in Anspielung auf die Pleite in Israel. Der "Corriere dello Sport" sah "Juve im Chaos. Wenn die Mannschaft so weitermacht, tritt sie 125 Jahre Klubgeschichte mit Füßen. Eine Mannschaft ohne Identität und Selbstbewusstsein kann sich nicht Juve nennen."

Klubpräsident Andrea Agnelli reagierte empört. "Es ist eine der schwierigsten Phasen, ich bin wütend und schäme mich, wir müssen uns bei den Fans entschuldigen", sagte er, an Allegri will er allerdings festhalten: "Es gibt keine individuelle Verantwortung, es ist ein Gruppenproblem. Allegri ist und bleibt Trainer von Juventus."

Chelseas Euphorie

Chelsea ist hingegen voll auf Aufstiegskurs. Die Londoner gewannen auch das zweite Duell mit AC Milan und übernahmen nach dem Auswärts-2:0 vor Salzburg die Tabellenführung in der Gruppe E. Graham Potter hat einen großen Anteil daran, der Nachfolger von Thomas Tuchel scheint gut zu den "Blues" zu passen. Nach dem 1:1 gegen Salzburg beim Debüt folgten unter der Führung des 47-jährigen Engländers vier Pflichtspielsiege in Folge.

"Es ist ein toller Start für uns, jetzt gilt es da weiterzumachen", sagte Potter. Der Coach der Londoner legte seit seiner Bestellung viel Wert darauf, den Teamgedanken in seiner Truppe zu stärken. Die damit verbundene neue Mentalität sei einer der Gründe für den Aufschwung in den vergangenen Wochen gewesen. "Man kann sehen, dass die Burschen Qualität haben. Sie sind ehrlich und offen, ich genieße es mit ihnen zu arbeiten", so der Ex-Brighton-Coach. In Mailand spielte den Londonern auch der Spielverlauf in die Karten. Der frühere Chelsea-Profi Fikayo Tomori sah eine umstrittene Rote Karte nach einer vermeintlichen Notbremse im Strafraum.

"Das war für mich kein Elfmeter und nie und nimmer eine Rote Karte", sagte Sky-Experte Andreas Herzog. Der deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert hatte sich die Videobilder trotz eindringlichen Ersuchens der Milan-Spieler nicht angeschaut, zuvor war Mason Mount nach leichter Berührung mit Tomori zu Boden gegangen. Jorginho verwandelte den Elfmeter eiskalt (21.), kurz darauf erhöhte Pierre-Emerick Aubameyang (34.). Der Stürmer traf im dritten Pflichtspiel in Folge.

Glück für Real

Den Aufstieg in der Tasche hat bereits Real Madrid in der Gruppe F. Die "Königlichen" schafften das nur mit viel Glück, traf doch Antonio Rüdiger in Warschau gegen Schachtar Donezk erst in der 95. Minute zum 1:1-Endstand. Rüdiger stieß dabei mit Goalie Anatolij Trubin zusammen und musste blutüberströmt wegen einer Platzwunde vom Feld. Trubin wurde minutenlang auf dem Rasen liegend behandelt. "Was dich nicht tötet, macht dich stärker", schrieb der 29-jährige Rüdiger nach Mitternacht auf Instagram und beruhigte die Fans: "Ich bin okay. Danke für all eure Nachrichten."

Rüdiger war für ÖFB-Star David Alaba in die Startelf gerutscht. Der Wiener wurde für den Liga-Clasico am Sonntag gegen den FC Barcelona wie andere Akteure geschont und erst in der 68. Minute eingetauscht. Real hat ein Plus von vier Punkten auf RB Leipzig. Xaver Schlager und Co. sprangen mit einem 2:0 bei Celtic Glasgow, dem ersten Auswärtssieg seit Mitte April, einen Zähler vor die Ukrainer auf Rang zwei.

Auch schon aufgestiegen ist Manchester City in Pool G. Ein 0:0 beim FC Kopenhagen, bei dem die Engländer ab der 30. Minute nach Rot für Sergio Gomez in Unterzahl agierten, war genug. Tormaschine Erling Haaland wurde geschont. Borussia Dortmund hat nach einem 1:1 gegen den FC Sevilla als Zweiter auch alle Trümpfe in der Hand. (sid, APA, red, 12.10.2022)