Der T-Roc R zeigt außen und innen ein paar R-typische Designmerkmale, bleibt aber dezent gewandet. Das ist kein Krawallo zum Leuteschrecken, sondern ein sittsamer Kraftlackl.
Foto: Andreas Stockinger

Walter dreht gerade seine persönlichen Rekordrunden auf dem Salzburgring. "Speziell beim Herausbeschleunigen aus den Kurven", wird er nachher begeistert berichten, "hat das Auto ungemeine Stabilität, als würdest du auf Schienen fahren."

"Das Auto" ist der Golf R, seit 2002 das jeweils stärkste Stück im breit gefächerten Golf-Sortiment. In aktueller Fassung bringt der 2,0-Liter-Turbo-Benziner 320 Pferde zum Einsatz, die Jubiläumsedition "20 Years" (für unsere deutschsprachige Leserschaft: 20 Jahre) gar auf 333, und weil das Bessere des Guten Feind ist, haben die Ingenieurinnen vorwiegend männlichen Geschlechts den Allradantrieb noch einmal entscheidend verbessert.

Die hinteren Räder werden gesondert angesteuert.
Foto: Andreas Stockinger

Die hinteren Räder werden nämlich gesondert angesteuert, Torque Vectoring lautet der inselsächsische Terminus dazu, und es ist kompakte Technik, nur ein paar Kilos schwer, die zentral an der Hinterachse sitzt. Das System erkennt in Windeseile, so schnell kannst du niemals zwinkern, die jeweilige Fahrsituation und steuert bis zu 100 Prozent der Antriebskraft auf das kurvenäußere Rad. Kommt in allen R-Modellen auf MQB-Basis (Modularer Querbaukasten) zum Einsatz, folglich auch im T-Roc R.

Die Kombination SUV, Verbrennungsmotor und Hochleistung – etliche Hersteller von Europa über Fernost bis in die USA haben so was im Angebot – hat enormes Potenzial zum Hassposting, spült aber enorme Beträge in die Kassen der Hersteller und des Fiskus.

Der Innenraum des T-Roc-R.
Foto: Andreas Stockinger

Neutral betrachtet: Jene paar Handvoll T-Roc-R-Kundinnen und -Kunden, die es jährlich in Österreich geben wird, werden durchaus begeistert sein. Sportliche Werte und die praktischen Talente eines SUVs auch noch dazu. Duckt sich der Golf R etwas tiefer als seine Geschwister, auf 1,46 m Höhe, so eifert ihm der T-Roc nach. Mit 1,56 m überragt er den Leitgolf dennoch um zehn Zentimeter – logische Konsequenz: Statt 320 im Golf hält VW im SUV 300 für ausreichend.

Torkelnde Vektoren und andere Feinheiten: Den R-Status verrät dieser T-Roc nur vornehm zurückhaltend, etwa durch die verchromten Auspuff-Doppelendrohre (die wären übrigens auch erhältlich als sieben Kilo leichtere Titanabgasanlage von Akrapovič), schwarze Lufteinlässe und hier und da ein R-Logo. Sportfahrwerk und die extrem präzise Progressivlenkung deuten auf ein Präzisionsinstrument hin, was auch der Fall ist, die Sportsitze sitzen tadellos, sind allerdings ein Feind ausgeprägter Jahresringmenschen, und noch einmal zurück zu Torque Vectoring und Allrad: Das verkleinert den Kofferraum um 53 Liter. VW T-Roc R. Das S in SUV ernst genommen. (Andreas Stockinger, 22.10.2022)