Durch Mixed Reality sollen neue Anwendungsszenarien entstehen.

Foto: Meta

Mark Zuckerberg ist gemeinsam mit seinem Team im Rahmen der Meta Connect 2022 bemüht, das Metaversum als ein tolles Szenario für die Zukunft darzustellen. Trotz aller Visionen, Use Cases und Statistiken bleibt aber ein Stück Hardware der Star des Events: die neue Meta Quest Pro. Diese Brille soll nicht nur Virtual Reality (VR), sondern auch ansehnliches Mixed Reality (MR) ermöglichen. Dabei richtet sie sich an eine neue Zielgruppe – und kommt auch zu einem entsprechenden Preis. Der STANDARD hat, unter anderem auf Basis eines Gesprächs mit einem Meta-Manager, die wichtigsten Fakten zusammengetragen.

Frage: Das Wichtigste zuerst: Was kostet die Meta Quest Pro?

Antwort: Die Meta Quest Pro ist ab 25. Oktober erhältlich. In den USA soll die VR-Brille 1.499 Dollar kosten, in Europa 1.799,99 Euro. Im Paket enthalten sind das Headset, die Meta-Quest-Touch-Pro-Controller, Stylus-Aufsätze, partielle Lichtblocker und eine Ladestation. Zum Vergleich: Die Meta Quest 2 kostet nach der jüngsten Preiserhöhung knapp 450 Euro.

Frage: Ganz schön happig. Wer soll das bezahlen?

Antwort: Wie der Name schon suggeriert, richtet sich die Meta Quest Pro an professionelle Anwender, daher wurde sie auch im Kontext von Business-Anwendungen beschrieben. Für diese steht der Preis auch in einer anderen Größenordnung, wie Mark Rabkin, VP von Meta Oculus, sagt: Die Brille amortisiert sich eigentlich schon ab der ersten Geschäftsreise, die damit eingespart wird. Besonders viel Potenzial sieht er bei spezialisierten Branchen wie etwa Design und Architektur, deren Gestalter dreidimensionale Objekte trotz räumlicher Getrenntheit in einem dreidimensionalen Raum gemeinsam gestalten können.

Frage: Welche Technologie steckt in der Brille?

Antwort: Die Meta Quest Pro kommt mit zehn Sensoren für das korrekte Tracken der VR- und MR-Erlebnisse sowie mit Spatial Audio, um die Welten auch akustisch dreidimensional darstellen zu können. An Bord sind außerdem 256 GB interner Speicher und 12 GB RAM. Als Prozessor rechnet ein Snapdragon XR2+, der 50 Prozent mehr Leistung bringen soll als bei der Quest 2. Denn, und das unterscheidet diese Brillen von vielen Produkten anderer Hersteller, sie werden nur für spezielle Anwendungen mit dem PC verbunden, die meisten Programme werden direkt auf der Brille ausgeführt. Dadurch ermöglicht sie meist kabelloses Bewegen im Raum.

Jeder der beiden Controller enthält einen eigenen Snapdragon-662-Prozessor und drei eigene Kameras. Dadurch können sie sich selber tracken und sind nicht mehr von den Kameras der eigentlichen Brille abhängig.

Frage: Wie gut ist die Auflösung?

Antwort: Laut vr-compare.com bietet die Meta Quest Pro pro Auge eine Auflösung von 1.800 mal 1.920 Pixeln, laut Meta selbst sind das 37 Prozent mehr Pixel per Inch als bei der Quest 2. Das horizontale Sichtfeld liegt bei 106 Grad, bei der Quest 2 waren es 97 Grad.

Frage: Wie lange hält der Akku der Quest Pro?

Antwort: Medienberichten zufolge liegt die Akkulaufzeit bei nur ein bis zwei Stunden. Rabkin bestätigt dies und verweist darauf, dass der starke Prozessor und die gesteigerte Anzahl an Sensoren auch 50 Prozent mehr Strom verbrauchen als bei der Quest 2. Die tatsächliche Akkulaufzeit hänge in der Praxis davon ab, welche Funktionen man nutzt.

Frage: Was bedeutet Mixed Reality, und wie funktioniert sie?

Antwort: Hier nehmen die Kameras der Brille Bilder aus der Umgebung auf und spielen sie über die LCD-Bildschirme in die Augen des Trägers, auf Wunsch können sie dann mit virtuellen Objekten angereichert werden. Es handelt sich also um eine vermischte Realität anstatt einer rein virtuellen Realität. Die Technologie wird auch als "Passthrough" bezeichnet.

Das funktionierte in der Theorie auch schon mit der Quest 2, allerdings war die Auflösung schlecht und es wurde nur in Schwarz-Weiß gefilmt. Das ändert sich nun: Die Kameras der Quest Pro haben eine viermal so hohe Auflösung wie jene der Quest 2, außerdem filmen sie in Farbe.

Frage: Was hat es mit den Avataren auf sich?

Antwort: Im Metaversum bewegt man sich in Form von virtuellen Figuren, den Avataren. Diese sollen mit dem Launch der Quest Pro aufgewertet werden, unter anderem wird die Mimik verbessert, und die Avatare bekommen Beine. Die Verbesserung der Mimik wird ermöglicht, indem die Kameras Gesichts- und Augenbewegungen erfassen. Auch die Beine werden erst jetzt richtig gefilmt und sollen somit realistisch in den Avatar integriert werden.

Frage: Funktionieren manche der für die Quest Pro beworbenen Features auch auf der Quest 2?

Antwort: Rabkin betont auf Anfrage des STANDARD, dass man ein ganzes Ökosystem schaffen wolle. Und deshalb sollen möglichst viele der am Dienstag vorgestellten Programme auch auf der günstigeren Quest 2 laufen. Das dürfte zum Beispiel für Microsoft Teams und andere Programme des Konzerns aus Redmond gelten. Allerdings werden die zuvor erwähnten Avatar-Funktionen wegen der fehlenden Hardware auf der Quest 2 nicht verfügbar sein. Mixed-Reality-Apps sollen auch auf der Quest 2 laufen – halt in Schwarz-Weiß und in schlechterer Auflösung.

Die angekündigte Verfügbarkeit des Gamepass Ultimate richtet sich an die Quest-2-Kundschaft. Allerdings sollte man sich hier laut einem Artikel von "The Verge" nicht zu viel erwarten: Die Spiele werden keine vollwertige 360-Grad-Erfahrung bieten, sondern einfach flach in den virtuellen Raum projiziert.

Frage: Und funktionieren die Quest-2-Apps auch auf der Quest Pro?

Ja, die Quest Pro ist rückwärts kompatibel. Pro-User können also auf den kompletten bestehenden Quest-Katalog zugreifen.

Frage: Was meint Zuckerberg damit, dass sein Metaversum "offen" sei?

Antwort: Rabkin betont, dass das Metaverse nicht nur allein aus Produkten des Meta-Konzerns bestehen wird – denn es gibt auch andere Hardware- und Softwarehersteller. So werden etwa viele Business-Anwendungen von in dieser Branche schon etablierten Unternehmen wie Microsoft und Adobe kommen. Und einer von Metas Konkurrenten im VR-Bereich, Sony, steht mit der nächsten VR-Brille bereits in den Startlöchern. Im Endeffekt werden viele Universen zu einem großen Metaversum vereint, so der Meta-Manager.

Meta selbst stellt diverse Software-Development-Kits zur Verfügung, mit denen nicht nur Virtual-, sondern auch Mixed-Reality-Anwendungen gebaut werden können.

Frage: Schön und gut. Aber wird sich das alles durchsetzen?

Antwort: Das weiß zum aktuellen Zeitpunkt niemand. Wie bereits in einer Kolumne ausgeführt, ist ein großer Teil der Community noch skeptisch, zudem halten sich die Umsätze von Metas Store im Vergleich zu zum Beispiel Apples App Store noch stark in Grenzen. Davon lässt sich Rabkin aber ebenso wenig irritieren wie Zuckerberg: Er glaubt, dass zuerst Nischen wie Gamer und Manager das Metaversum nutzen werden, bis diese sich zu einem großen Ganzen vereinen. Ob diese Wette wirklich aufgeht, wird die Zukunft zeigen. (Stefan Mey, 14.10.2022)