Jamie Lee Curtis bei der Premiere zu "Halloween Ends".

Foto: DAVID SWANSON

Jamie Lee Curtis ist eine glückliche Frau. In einer Rede bekannte sie erst jüngst: Ich habe eine großartige Familie! Das können nicht viele Hollywoodstars behaupten, insbesondere jene, deren Eltern aus der Branche kamen und sich früh scheiden ließen.

Tony Curtis, der in Manche mögen’s heiß Marylin Monroe an die Wäsche wollte und Janet Leigh, bekannt aus der Duschszene von Psycho, sind Jamie Lees Eltern. Dem Beispiel ihrer Mutter sollte die 1958 in Los Angeles geborene Aktrice folgen. Nachdem sie als Collegestudentin beim Tennisspielen von einem Agenten angesprochen worden war und erste Rollen im Fernsehen hatte, klopften 1978 John Carpenter und Drehbuchautorin Debra Hill bei ihr an und besetzten die 19-jährige als Laurie Strode in Halloween. Die Rolle veränderte ihr Leben.

Das "Final Girl" in Vier Dekaden

In sechs Halloween-Filmen spielte Curtis Laurie, und erstmals sahen Horrorfans ein "Final Girl" wachsen, altern, zweifeln, gegen die eigenen Dämonen und gegen den realen Psychokiller Michael Myers kämpfen. Die Reihe findet nun mit Halloween Ends ihren Abschluss.

Abgesehen vom Kampf gegen einen Psychokiller trug Jamie Lee Curtis diese Konflikte auch in ihrem Leben aus. Offensiv ging sie mit ihrer besiegten Opioid-Abhängigkeit, ihrem grauen Haar und dem alternden Körper um. Abseits von Halloween glänzte Curtis auch in anderen Rollen, vor allem im komischen Fach als Juwelendiebin in Ein Fisch namens Wanda (1988) oder an der Seite von Arnold Schwarzenegger als unwissende Ehefrau eines Spezialagenten in True Lies (1993). Die legendäre Stripszene kann man als ironischen Kommentar auf ihr Image als "The Body" in den 1980er-Jahren lesen.

Neues Karrierehoch mit 64

Jamie Lee Curtis ist eine der Schauspielerinnen, die eine erfolgreiche Filmkarriere im Genre- und Komödienfach hatte, ohne sich selbst zu verraten. Sie eignete sich ihre Zuschreibungen – "Scream Queen", "Final Girl" und "The Body"– selbstbewusst und selbstironisch an und machte sie zu etwas Eigenem. Diesem Eigensinn kann die mittlerweile 64-Jährige ihr neuerliches Karrierehoch verdanken – erst jüngst war sie mit überdimensionalen Würstchenfingern in Everything Everywhere All at Once zu bestaunen.

In Interviews wirkt die Mutter zweier adoptierter Kinder geradlinig und leidenschaftlich. Wäre sie nicht Schauspielerin geworden, dann Polizistin. Der Adelstitel ihres Ehemannes passt da so gar nicht zu ihr. Doch als Baroness Haden-Guest of Saling in the County of Essex bezeichnet sie sich nur, wenn sie in London einen Tisch im Restaurant reserviert. (Valerie Dirk, 14.10.2022)