Neulich kam mir beim Radfahren die Einsicht, aus wie vielen Häusern in der Umgebung ich schon Dinge abgeholt hatte.

Foto: Getty/istock/Nakic

Hier ein Bilderbuch, dort ein Wollpullover, zwei Straßen weiter ein Fahrradsitz fürs Kind und an der Grenze zum Nachbarbezirk ein Dreirad aus Holz: Wer kleine Kinder hat, weiß, wie schnell sie aus allem rauswachsen und wie rasch Spielzeug uninteressant wird, das gerade noch angesagt war. So geht es auch uns. Deshalb haben wir entschieden, wo es geht, auf gebrauchte Waren zu setzen. Das spart nicht nur Geld, sondern ist auch nachhaltig.

Und, ich lerne so auch meine Nachbarschaft besser kennen. Denn bei der Einstellung im Suchfilter der Onlinegebrauchtwarenbörse wähle ich zu allererst meinen und den angrenzenden Nachbarbezirk aus. Denn für eine gebrauchte Wickeltasche um fünf Euro durch die ganze Stadt fahren? Das ist mir den Aufwand nicht wert. Also shoppe ich lokal und sehe beim Abholen stuckverzierte Hauseingänge, versteckte Kleingartenhäuschen und verwunschene Innenhöfe – teilweise von Häusern, bei denen ich mich immer schon gefragt habe, wie es hinter der Fassade wohl aussieht.

Schöner Mehrwert

Beim Nachhauseweg mit dem Fahrrad kam mir dann neulich erneut die Einsicht, aus wie vielen Häusern in der Umgebung ich schon Dinge abgeholt habe. Das machen anscheinend auch andere so. Denn regelmäßig begegnet mir jener junge Mann bei der Straßenbahnstation, der die alte Jacke meines Mannes gekauft hat, oder ich treffe die Frau am Spielplatz, auf deren Sitzpolster für den Hochstuhl nun seit ein paar Monaten nicht mehr ihre Tochter, sondern mein Sohn sitzt.

Gerade bei jungen Eltern ergeben sich so schnell Gespräche, man tauscht Erfahrungen aus, teilweise auch nach dem Kauf noch über die Online-Chat-Funktion – obwohl man doch eigentlich nur einen Strampler kaufen wollte. Was für ein schöner Mehrwert! (Bernadette Redl, 14.10.2022)