Anwendungen für Videostreamingdienste auf einem Smart-TV mit Android-Oberfläche.

Foto: IMAGO/Dmitry Feoktistov

Netflix oder andere Streaminganbieter über die Spielkonsole laufen zu lassen ist für viele eine bequeme Alternative zu oft ruckeligen Smart-TV-Oberflächen oder einem Streaming-Stick. Sony und Microsoft machen es einem zusätzlich leicht, ihre Playstation- und Xbox-Konsolen als Medienzentren zu verwenden, indem sie Anwendungen für Streamingdienste bereits auf den Geräten vorinstallieren.

Das Problem damit liegt eigentlich auf der Hand: Konsolen sind auf Leistung gebürstet, um mit rechentechnisch aufwendigen Spielen umgehen zu können, und nicht dafür optimiert, auf effiziente Weise Videos zu streamen. Wie groß der Unterschied zum Stromverbrauch eines Streaming-Sticks wie Googles Chromecast ist, überrascht aber dennoch.

Bis zu 38-facher Energieverbrauch verglichen mit Streaming-Stick

Das Onlineportal "Flatpanelshd" hat gemessen, dass etwa der Stromverbrauch einer Playstation 5 beim Videostreaming zwischen 70 und 80 Watt liegt. Noch mehr sind es beim noch deutlich weiter verbreiteten Vorgänger, der PS4: Bis zu 95 Watt "frisst" die Sony-Konsole, bis zu 38-mal so viel wie Googles aktueller Chromecast-Stick, der sich zwischen zweieinhalb und guten drei Watt bewegt. Vergleichsweise besser, aber immer viel zu energiehungrig sind Microsofts Xbox Series X (46-57 Watt) und One S (35 Watt).

Die Anschaffung eines Streaming-Sticks sollte man daher definitiv in Erwägung ziehen, denn bei Nutzung einer Playstation 4 fallen, verglichen mit einem Streaming-Stick, bei täglich zwei Stunden Streaming und einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde jährliche Mehrkosten von etwa 27 Euro an.

Die Anschaffung eines Chromecast oder Amazon Fire TV Stick – die DER STANDARD bereits ausführlich testen konnte – lohnt sich damit schon nach etwa zwei Jahren. Wer sich eher im Apple-Ökosystem zu Hause fühlt, muss wie gewohnt deutlich tiefer in die Tasche greifen, der Apple TV 4K amortisiert sich nach sechs Jahren. Kann man auf 4K verzichten, etwa weil der Fernseher oder der bevorzugte Streamingdienst dies ohnehin nicht unterstützt, sind nicht-4K-fähige Sticks auch deutlich günstiger zu haben – eines der billigsten aktuellen Modelle ist Googles Chromecast HD für 40 Euro, hier im STANDARD-Test.

Neben der Geldbörse leidet auch die Qualität

Wen das Kostenargument nicht überzeugt, dem sei gesagt: Nicht nur der hohe Stromverbrauch macht Konsolen als Abspielgeräte für Netflix, Disney Plus und Co wenig geeignet, auch die Bildqualität lässt vergleichsweise zu wünschen übrig. Weder Playstation (4 und 5) noch Xbox (Series S/X) unterstützen "Dynamic Range Matching" für Videostreaminganwendungen (Ausnahme: Xbox Series X für die Youtube-App), was zu falscher Farbdarstellung führen kann. Auch klanglich muss man Abstriche machen: Die Playstation 5 unterstützt etwa kein Dolby Atmos für Prime Video, Apple TV, Netflix oder Youtube.

Mit einem speziell auf Videostreaming ausgelegten Gerät wie einem Smart-TV oder einem Streaming-Stick ist man also in jeder Hinsicht deutlich besser dran als mit einer Konsole. (Jonas Heitzer, 15.10.2022)