Die Series 8 ist schick, hat aber dasselbe Design wie ihr Vorgänger.

Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Gemeinsam mit dem iPhone 14 präsentierte Apple im September eine Reihe neuer Smartwatches. Darunter ein "Ultra"-Modell der Apple Watch, das sich an Extremsportler richtet und sogar Tauchcomputer ersetzen können soll. Zwar sorgte diese für die meiste Furore, in Wirklichkeit dürfte sie aber nur wenigen Menschen 1.000 Euro wert sein. Unter den Neueinführungen findet sich deshalb auch die Apple Watch Series 8, die mit großem Funktionsumfang – und günstigerem Preis – die Masse begeistern soll.

Im Vergleich zum Vorgänger fällt rasch auf, dass die Series 8 mit nur wenigen neuen Funktionen daherkommt. Vor allem Hardware- und Design-seitig scheint sich nicht viel getan zu haben. Zwar wird die Uhr von einem neuen S8-Prozessor angetrieben, eine sichtliche Verbesserung der Akkulaufzeit oder Leistung bewerkstelligt dieser jedoch nicht. Gleich geblieben sind zudem das OLED-Display und die Wireless- und Breitbandchips.

Beworben wird die Uhr tatsächlich primär mit Features, die in Wirklichkeit Teil des Softwareupdates auf WatchOS 9 sind – und somit auch Besitzerinnen und Besitzern älterer Modelle zur Verfügung stehen. Ein Paar Exklusivfunktionen gibt es dennoch. Darunter die Unfallerkennung, die an den verbesserten Beschleunigungs- und Gyrosensor der Uhr gekoppelt ist. Und die Möglichkeit, dank zweier Temperatursensoren die eigene Körpertemperatur messen zu können. Dies soll primär Frauen beim Tracking ihrer Periode helfen.

Neue Apple Watch, aber für wen?

Ob die Unfallerkennung (die auch im iPhone 14 verbaut wurde) und die Messung der Körpertemperatur als Kaufanreiz ausreichen, ist fraglich. Deshalb stellt sich die Frage, wer eigentlich Zielgruppe der Series 8 ist – und ob sich ein Upgrade für Nutzerinnen und Nutzer der Series 7 lohnen könnte. Die knappe Antwort auf die letzte Frage lautet: Nein. Die interessantesten Neuerungen sind Teil von WatchOS 9, die Hardware fast dieselbe und das Design noch immer unverändert. Es handelt sich also um ein iteratives Update, das Neueinsteiger und Besitzer älterer Modelle überzeugen soll. Aber: Schafft sie das auch?

Fangen wir von vorn an. Die Verarbeitung der Series 8 ist hervorragend. Das Gehäuse der getesteten Aluminiumversion mit 45 Millimeter Durchmesser fühlt sich hochwertig an. Nichts wackelt oder klappert, und die seitlich angebrachten Bedienelemente haben einen angenehm festen Druckpunkt, der eine versehentliche Betätigung verhindert. In Kombination mit dem Touchscreen geht die Bedienung nach einer kurzen Phase der Eingewöhnung dadurch intuitiv von der Hand. Sei es die Steuerung von Musik, das Einstellen eines Timers oder Weckers oder auch das Lesen von Textnachrichten – kleinere Aufgaben, für die man sonst das iPhone aus der Tasche holen muss, lassen sich dadurch im Handumdrehen lösen.

Inhalte können dank des maximal 1.000 Nits hellen OLED-Displays auch in hellen Umgebungen problemlos ausgelesen werden. In der Aluminiumausführung wird dieses weiterhin von sogenanntem Ion-X-Glas geschützt, die Edelstahlversion hingegen kommt mit Saphirglas. Die Always-on-Funktion des Displays erlaubt es zudem, die Uhrzeit auch ohne Anheben des Handgelenks zu sehen. Ein Titangehäuse steht übrigens nicht mehr zur Wahl. Dieses ist ab sofort der Apple Watch Ultra vorbehalten.

Umfangreiches Feature-Set

Sportliche Aktivitäten, die Schlafleistung und Gesundheitsdaten werden mithilfe mehrerer Sensoren gemessen. Unter anderem kann die Watch die Herzfrequenz, die Hauttemperatur und den Blutsauerstoffgehalt messen. Dadurch sollen sportliche Aktivitäten automatisch erkannt werden. Während des Testzeitraums kam es allerdings mehrfach vor, dass die Uhr einen Spaziergang als Workout erkannte und um Erlaubnis bat, mit dem Tracking zu beginnen.

Die Uhrzeit kann dank eines Always-on-Displays stets abgelesen werden.
Foto: STANDARD / Mickey Manakas

Dennoch bietet Apple eine Reihe nützlicher Funktionen für Sportler an, die mit WatchOS 9 noch umfangreicher werden. Zum Beispiel werden einem während des Trainings nun die Herzfrequenzzonen angezeigt. Das erlaubt, die aktuelle Belastung nachzuverfolgen. Für Triathleten interessant: Die Watch soll nun automatisch erkennen können, wenn man zwischen Sportarten wechselt, um stets die richtigen Daten aufzuzeichnen. Dabei nicht unwichtig: Die Uhr ist bis zu 50 Meter Tiefe wassergeschützt (WR50). Der Staubschutz hat eine IP6-X-Zertifizierung. Außerdem gibt es neue Metriken zum Tracking von Lauftrainings. Etwa die Schrittlänge, die Kontaktzeit mit dem Boden und die vertikale Oszillation sollen ab sofort erkannt und aufgezeichnet werden.

Verbessertes Schlaftracking

Ebenso verbessert wurde mit dem Update das Schlaftracking. Mit WatchOS 9 kompatible Uhren können nun auch Schlafphasen erkennen, was eine detailliertere Analyse der eigenen Schlafleistung erlaubt. Zumindest theoretisch. Tatsächlich kann man einsehen, wie viel Zeit man in der REM- oder Tiefschlafphase verbracht hat. Mehr aber nicht. Was fehlt, ist nämlich eine Analyse und Einordnung der Leistung – und was sie für die Erholung des Users bedeutet. Das ist auch deshalb enttäuschend, weil konkurrierende Hersteller wie Fitbit solche Analysen durchführen.

Hinzu kommt, dass das Tracking leider nicht sehr intuitiv ist. Die Apple Watch erkennt nicht automatisch, wenn man sich schlafen legt. Stattdessen muss man stets daran denken, den Fokus-Modus "Schlaf" zu aktivieren, der unter anderem die Zustellung von Nachrichten pausiert. Vergisst man dies einmal, werden auch keine Schlafdaten aufgezeichnet. Ein Prozess, der bei der Konkurrenz bereits automatisiert wurde. Alternativ kann man zwar einen Plan mit bestimmten Schlafens- und Aufwachzeiten einstellen. Wenn diese aber täglich variieren, ist auch dieser hinfällig.

Erkennung von Unfällen

Was der STANDARD "leider" nicht testen konnte, ist die Unfallerkennung. Diese wird durch einen neuen 3-Achsen-Gyrosensor und einen neuen Beschleunigungssensor für hohe G-Kräfte ermöglicht. In Kombination mit GPS- und Barometerdaten, aber auch Aufnahmen des Mikrofons soll dieser schwere Unfälle erkennen können und den Notruf wählen. Um treffsicher zu reagieren, wurde der Erkennungsalgorithmus laut Apple mit mehr als einer Million Stunden realer Unfalldaten trainiert. Fehlerfrei scheint die Unfallerkennung trotzdem nicht zu sein. Laut einem Bericht des "Wall Street Journal" kam es in einem US-Vergnügungspark zu mehreren Fehlauslösungen – weil Nutzer neuer Apple-Geräte mit der Achterbahn fuhren. Es bleibt zu hoffen, dass hier nachgebessert wird.

So sieht es aus, wenn die Apple Watch einen Unfall erkennt.
Foto: Apple

Aber zurück zur Hardware: Die Akkuleistung ist weiterhin bescheiden, bei normaler Nutzung kommt man aber problemlos durch den Tag und kann sogar den Schlaf tracken, bevor man am darauffolgenden Nachmittag zum Ladekabel greifen muss. Im Lieferumfang ist – wie mittlerweile branchenweit üblich – kein Netzteil mehr enthalten. Das beigelegte Ladekabel hat einen USB-C-Anschluss und ermöglicht grundsätzlich die Schnellladung der Uhr. Dadurch ging der Series 8 während des Tests tatsächlich nie der Saft aus, für eine vollständige Aufladung benötigt diese weniger als eine Stunde. Dennoch wäre es höchste Zeit, hier nachzubessern.

Teurer Spaß

Apples Lösung des Problems ist stattdessen die Einführung eines Batteriesparmodus. Dieser deaktiviert die Always-on-Funktion, schränkt die WLAN- und Mobilfunkverbindung ein und stoppt die konstante Messung der Herzfrequenz und des Blutsauerstoffs. Die Akkulaufzeit soll sich dadurch auf bis zu 36 Stunden verlängern. In Wirklichkeit beschneidet man dadurch aber jene Funktionen, wegen der man sich eine Smartwatch kauft, weshalb die meisten User den Low-Power-Mode wohl nur im Notfall aktivieren dürften.

Der große Funktionsumfang, gemeinsam mit der hochwertigen Verarbeitung, spiegelt sich im Preis wider. Mindestens 499 Euro kostet die Apple Watch Series 8, wenn man zur günstigsten 41-mm-Variante mit Aluminiumgehäuse greift. Für das Testgerät wären sogar 659 Euro fällig, was bei weitem nicht die Obergrenze darstellt. Entscheidet man sich für eine Uhr aus Edelstahl samt Armband aus demselben Material, muss man bis zu 950 Euro auf den Tisch legen. Ein teurer Spaß also für eine smarte Armbanduhr.

Fazit

Alles in allem ist die Series 8 eine hochwertige Smartwatch, die dank intuitiver Bedienung und großem Funktionsumfang zum angenehmen Alltagsbegleiter wird. Selbst dann, wenn man keine Workouts tracken möchte. Statt jedes Mal zum iPhone greifen zu müssen, hat man dank ihr den Kalender im Blick, kann Wecker und Timer stellen oder Musik hören.

Schade ist es dennoch, dass sich die Änderungen im Vergleich zum Vorjahr stark in Grenzen halten. Für Besitzer der Series 7 oder gar Series 6 lohnt sich ein Upgrade deshalb nicht. Anders sieht es bei jenen iPhone-Usern aus, die auf der Suche nach der ersten Smartwatch sind. Mit dem Kauf der Series 8 können diese kaum was falsch machen. (Mickey Manakas, 16.10.2022)