Die Dunkelheit erschwerte die Bergungsarbeiten.

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Ein Blick über das Gelände.

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Rettungswagen am Einsatzort.

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Ankara – Die Zahl der toten Bergleute nach der schweren Explosion in einem türkischen Kohlebergwerk ist auf mindestens 40 gestiegen. Einer werde noch vermisst, sagte Innenminister Süleyman Soylu am Samstag vor Journalisten am Standort der staatlich betriebenen Mine in der Provinz Bartin am Schwarzen Meer. Elf weitere hatten bei der Explosion in etwa 300 Metern Tiefe Verletzungen erlitten. 58 Bergleute seien gerettet worden, sagte Soylu weiter.

Seinen Worten zufolge befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion am Freitagabend gegen 18.15 Uhr (Ortszeit) 110 Arbeiter in der Mine. Die größte Oppositionspartei, die Sozialdemokratische CHP, teilte mit, die Behörden hätten einen Bericht des Rechnungshofs aus dem Jahr 2019 ignoriert, in dem vor der Gefahr einer Grubengasexplosion in dieser Mine gewarnt worden sei.

Grubengas mutmaßlich explodiert

Präsident Recep Tayyip Erdogan und führende Vertreter der Oppositionsparteien wurden im Laufe des Samstags zu einem Besuch an dem etwa 300 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Ankara gelegenen Bergwerk erwartet. Energieminister Fatih Dönmez musste die Tränen zurückhalten, als er am Unglücksort sagte, ein Arbeiter werde immer noch vermisst. Noch drei Wochen zuvor habe er die "Brüder" aufgesucht, fügte er in einem über Twitter verbreiteten Video hinzu.

Mutmaßlich sei Grubengas explodiert, hatte Dönmez bereits zuvor erklärt. Die genaue Ursache war aber weiter unklar. Von der Mine stieg am Samstag Rauch auf. Es werde vermutet, dass es weiter brenne, berichtete der TV-Sender NTV.

Schwerverletzte in Krankenhäuser gebracht

"Mit einer gewaltigen Explosion brach alles zusammen, ich konnte gerade noch entkommen", schilderte Minenarbeiter Aydin Kalayci der privaten Nachrichtenagentur Demirören die dramatischen Momente in der Mine. "Wir schleppten die toten Körper unserer Kollegen", sagte ein anderer Arbeiter, dessen Gesicht vom Rauch geschwärzt war.

Die Fernsehkameras zeigten am späten Freitagabend auch einen geretteten Minenarbeiter, der sich weigerte, ins Krankenhaus gebracht zu werden. "Lassen Sie mich, mir geht es gut, ich will zurück", sagte er und schloss sich nach kurzer Behandlung den Rettungsteams an, wie Aufnahmen des Senders HaberTürk zeigten. Einige der Schwerverletzten wurden in Krankenhäuser in Istanbul und Ankara gebracht, wie staatliche Medien berichteten.

Griechenland will Hilfe schicken

Das Bergwerk ist eine von fünf staatlich betriebenen Kohlegruben in der Türkei – neben einer Reihe von privat geführten Minen. In den vergangenen Jahren gab es mehrere schwere Minenunglücke in dem Land, teils wegen mangelhafter Sicherheitsvorschriften. 2014 starben bei einer Explosion in einer Kohlenmine in der Provinz Manisa in der Ägäis-Region insgesamt 301 Menschen.

Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis, der sich mit Erdogan in jüngerer Zeit wegen diverser politischer Differenzen einen harschen Schlagabtausch geliefert hatte, twitterte sein Beileid. "Traurig, von der schrecklichen Minenexplosion und dem Verlust von Menschenleben in der Provinz Bartin in der Türkiye zu hören. Griechenland ist bereit, sofort Hilfe zu schicken, um bei der Suche nach Überlebenden zu helfen." Auch die Staatsoberhäupter von Aserbaidschan und Pakistan sprachen ihr Beileid aus. (APA, 15/14.10.2022)