Ausgemusterte Smartphones werden selten richtig entsorgt.

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Nur ein Bruchteil aller Smartphones werden sachgemäß entsorgt. Allein dieses Jahr dürften deshalb 5,3 Milliarden Handys zu Abfall werden, das ergab eine Studie der NGO Waste Electrical and Electronic Equipment (WEEE-Forum). Ein Großteil davon würde "in Schubladen, Schränken oder Garagen verschwinden oder in die Mülltonne geworfen werden" und schlussendlich in Verbrennungsanlagen laden.

Für die Studie wurden 8.775 Haushalte in Portugal, den Niederlanden, Italien, Rumänien und Slowenien und Großbritannien befragt, die im Schnitt 74 Elektrogeräte besitzen. Mitgerechnet werden dabei zum Beispiel Telefone, Tablets, Laptops, Elektrowerkzeuge, Haartrockner und Toaster. Es sei nicht unüblich, dass die Probanden ausgemusterte Geräte für sich behalten. Demnach würden die befragten Personen 13 ihrer durchschnittlich 74 Elektroprodukte horten, teilweise sogar dann, wenn diese nicht mehr funktionieren.

Fehlendes Wissen

"Wir haben uns in diesem Jahr auf kleine Elektroschrottgeräte konzentriert, weil es sehr leicht ist, dass sie sich ungenutzt und unbemerkt in den Haushalten ansammeln oder in die normale Mülltonne geworfen werden", kommentiert WEEE-Generaldirektor Pascal Leroy die Umfrageergebnisse. Die Befragung wurde anlässlich des Internationalen E-Waste Day am 14. Oktober durchgeführt.

Am häufigsten würden Europäer demnach kleinere Verbraucherelektronik und Zubehör wie Kopfhörer und Fernbedienungen horten, dicht gefolgt von Haushaltsgegenständen wie Uhren oder Bügeleisen. Handys und Smartphones belegen den vierten Platz. Als Grund für die Ansammlung nennen die meisten Befragten, dass sie die Geräte möglicherweise noch einmal nutzen wollen (46 Prozent), einen Verkauf planen (15 Prozent) oder diese aus sentimentalen Gründen horten (13 Prozent).

Sieben Prozent gaben an, sich nicht mit der Entsorgung auszukennen. "Die Menschen sind sich oft nicht bewusst, dass all diese scheinbar unbedeutenden Gegenstände einen großen Wert haben und zusammen auf globaler Ebene riesige Mengen ausmachen", sagt Leroy.

50.000 Kilometer Höhe

Um das riesige Ausmaß der Abfallmengen zu veranschaulichen, gibt das WEEE-Forum ein Beispiel: Würde man alle 5,3 Milliarden Smartphones, die 2022 ausgemustert werden, übereinanderstapeln, würden diese 50.000 Kilometer in die Höhe ragen.

Laut Virginijus Sinkevičius, EU-Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei, versuche die EU-Kommission diesem Problem mit "Vorschlägen und Maßnahmen für den gesamten Lebenszyklus von Produkten" entgegenzuwirken. Laut dem Kommissar müsse die Europäische Union eine Kreislaufwirtschaft für Elektronik einführen. (mick, 16.10.2022)